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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hirsch (Max) - Hirschberg (in Schlesien)
schrieb sie "Haus und Gesellschaft in England"
lBerl.1878); sie übersetzte I. St. Mills "8uh6cncm
ol nomkn" u. d. T. "Hörigkeit der Frau" (2. Aufl.,
ebd. 1872) und schrieb die Festschrift "Geschichte
der 25jährigen Wirksamkeit des Lette-Vereins" (ebd.
1891); ferner erschien von ihr "Fürstin Frau Mutter.
Histor. Erzählung" (Dresd. 1881), unter dem Pseu-
donym I. Arnefeldt "Befreit" (Berl. 1882), "Der
Väter Schuld" (ebd. 1882), "Schwere Ketten"
(3. Aufl., ebd. 1884), "Die Erben" (ebd. 1889),
"Schlangenlist" (ebd. 1891) und viele andere Erzäh-
lungen in Zeitschriften.
Hirsch, Max, Volkswirt und Politiker, geb.
30. Dez. 1832 zu Halberstadt, widmete sich 1850
-55 zu Tübingen, Heidelberg und Berlin dem
Studium der Philosophie, der Jurisprudenz und
der Staatswissenschaften und unternahm dann eine
Reise durch Frankreich und Nordafrika, als deren
Frucht die "Skizze der volkswirtschaftlichen Zustände
in Algerien" (Gott. 1857), "Reise in das Innere
von Algerien, durch die Kabylie und Sahara" (Berl.
1862) erschienen. Nach seiner Rückkehr begründete
er zu Berlin das polit. Wochenblatt "Der Fort-
schritt", ging 1862 nach Magdeburg, wo er eine
rege Thätigkeit im polit. Vereins- und Genossen-
schaftsleben entwickelte. Nachdem er 1867 nach
Berlin übergesiedelt war, widmete er sich ausschließ-
lich den öffentlichen Angelegenheiten. Eine Studien-
reise nach England und Schottland veranlaßte ihn,
1868 auch in Deutschland Gewerkvereine (s. d.) ins
Leben zu rufen, welche alsbald in ganz Deutschland
Verbreitung fanden. Als Anwalt derselben und als
Herausgeber ihres Vereinsorgans "Der Gewerk-
verein" hat H. eine einflußreiche Thätigkeit entwickelt.
1869 vom 23. sächs. Wahlkreis in den Norddeutschen
Reichstag gewählt, trat er darin der Fraktion der
Deutschen Fortschrittspartei bei. 1877 wurde er
vom Wahlkreis Berlin I, 1881 von Reuß j. L. in
den Reichstag gewählt; 1890-93 vertrat er den
Wahlkreis Bitterfeld-Delitzfch im Reichstage. H.
ist Mitbegründer und Ausschuhmitglied der Gesell-
schaft für Verbreitung von Volksbildung sowie
Mitbegründer des Vereins für Socialpolitlk. Auf
seine Anregung und gemäß seinem Plane wurde
1878 der Wissenschaftliche Centralverein und die
"Humboldt-Akademie" begründet, deren General-
fekretär er ist. Er schrieb ferner: "Normal-Sta-
tuten für Einigungsämter" (2. Aufl., Verl. 1872),
"Die gegenseitigen Hilfskassen und die Gesetzgebung"
(ebd. 1875), "Gewerkvereins-Leitfaden" (ebd. 1876,
im Verein mit Polke), "Was bezwecken die Gewerk-
vereine?" (6. Aufl., ebd. 1884), "Der Staat und
die Versicherung" (ebd. 1881), "Das Krankenver-
sicherungsgesetz vor dem Reichstage" (ebd. 1883),
"Die hauptsächlichsten Streitfragen der Arbeiter-
bewegung" (1886; auch französisch übersetzt), "Die
Grundzüge der Alters- und Invalidenversicherung
und die Arbeiter" (1888), "Arbeitsstatistik der
deutschen Gewerkvereine" (Hirsch-Duncker, erscheint
periodisch), "Arbeiterstimmen über Unfall- und
Krankheitsverhütung" (1889), "Das Invaliditäts-
und Altersversicherungsgesetz" (3. Aufl. 1890), "Die
Arbeiterschutzgesetzgebung" (2. Aufl. 1892), "I.'0i-.
ßkmisatiou ouvriers 6n ^1i6inNFN6" (1891; deutsch,
1892), "Leitfaden mit Muster und Statuten für freie
Hilfskassen" (1892), "Die Arbeiterfrage und die
deutschen Gewerkvereine" (Lpz. 1893).
Hirschantilope (I)icran0c6i'08 kurcifsr HmM),
ein das mittlere Nordamerika bewohnender Wieder-
käuer, dessen Fell zum Leder sehr geschätzt wird,
während nur das Fleisch jüngerer Tiere einen guten
Braten giebt. <S. Gabelantilope.)
Hirfchau. 1) Stadt im Bezirksamt Amberg des
bayr. Reg.-Bez. Oberpfalz, 15 km im NO. vonÄm-
berg, hat (1890) 1748 meist kath.E.,Postexpedition,
Telegraph, ein Schloß, eine Porzellan- und Stein-
gutfabrik, Dampfsägewerk, 3 Bierbrauereien, 3 Zie-
gel- und Kalkbrennereien nebst 2Thonerdfchlemmen
und in der Nähe Granitbrüche. - 2) Dorf, s. Hirsau.
Hirschberg. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Liea-
nitz, hat 598,32 cikin, (1890) 70197 (33315 männl.,
36882 weibl.) E., 2 Städte, 53 Landgemeinden und
40 Gutsbenrke. - 2) H. in Schlesien, Kreisstadt
im Kreis H., 11 Km von der
österr. Grenze, in 343 m
Höhe, an der Einmündung
des Zacken in den Bober und
an der Linie Vreslau-H.-Gör-
litz und den Nebenlinien H.-
Petersdorf (16,7 km) und H.-
Schmiedeberg (14,9 km) der
Preuh. Staatsbahnen, ist
Sitz desLandratsamtes,eines
Landgerichts (Oberlandes-
gericht Breslau) mit 12 Amtsgerichten (Volkenhain,
Friedeberg a. Queis, Greiffenberg i. Schles., Herms-
dorf, H., Lahn, Landeshut, Liebau, Löwenberg
i. Schles., Schmiedeberg, Schömberg, Schönau
a. d. Katzbach), eines Amtsgerichts, Kataster-, Nnter-
steueramtes, einer Landes- und Kreis-Vauinspektion,
Reichsbanknebenstelle und Handelskammer, und hat
(1890) 16214(7711männl.,8503weibl.)E., darunter
3526 Katholiken und 388 Israeliten, in Garnison
(590 Mann) das 5. Iägerbataillon von Neumanu,
Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrich-
tung, ein königl. Gymnasium, 1721 gestiftet (Direk-
tor Thalheim, 17 Lehrer, 8 Klassen, 270 Schüler),
höhere Mädchenschule, Knaben- und Mädchenmittel-
schule, gewerbliche Fortbildungsschule, Musikinstitut,
zwei Eisenquellen mit Badeanstalt. Die Stadt ist zum
Teil noch mit alten Ringmauern umgeben; der Markt
("Ring") ist mit Lauben eingefaßt. Die evang.,
1709-18 errichtete Pfarrkirche gehört zu den sechs
sog. Gnadenkirchen, die Kaiser Joseph I. den Pro-
testanten in Schlesien zubauen erlaubte,und zeichnet
sich aus durch eine mächtige Kuppel, eine vortreff-
liche, große Orgel sowie durch eine Bronzebüste
Luthers von Schadow; die schöne gotische kath.
Kirche auf dem höchsten Punkte der Stadt ist 1108
gegründet und 1880 restauriert; ferner bestehen eine
altkath. Kirche, apostolische Kapelle und Synagoge.
H. ist ein Mittelpunkt der schles. Leinwandindustrie,
die seit Ende des 18. Jahrh, stark zurückgegangen
ist. Namentlich war die Stadt ehedem der Sitz der
sog. Schleierweberei, welche 1570 aus den Nieder-
landen hierher verpflanzt, 1806 aber fast ganz ver-
nichtet wurde. Außerdem bestehen Eisengießerei,
Maschinenfabrik und Kesselschmiede, Maschinen-
bauanstalt und Metallgießerei,Kammgarnspinnerei,
3 Papier-, 2 Holzbearbeitungs-, 2 Holzstoff- und
1 Strohstofffabrik, 1 Fabrik für Holzstoff und Holz-
stofffabrikate, 2 Mühlen und 6 Obstweinfabriken.
H. ist die wichtigste Handelsstadt im schles. Gebirge.
- Anfang des 11. Jahrh, gegründet, wurde H. 1108
von Voleslaw III. von Polen befestigt. 1427 wurde
H. von den Hussiten belagert, 1634 brannte es fast
völlig ab, ebenso litt es in den schles. Kriegen.-Vgl.