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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hirzel (Christoph Heinr.) - Hischâm
Kleist lebte einige Wochen bei ihm, und die von
Klopstock in einer seiner schönsten Oden besungene
Fahrt auf dem Zürichersee wurde von H. geleitet,
der sie auch selbst beschrieb. Von seinen Schriften
sind zu erwähnen: "Die Wirtschaft eines philos.
Bauers" (Zür. 1761; 2. Aufl. 1774), "Das Bild
eines wahren Patrioten in einem Denkmal Hans
Blaarers von Wartensee" (ebd. 1767; 3. Aufl. 1775),
"An Glcim über Sulzer" (2 Bde., Winterth. 1780),
"Auserlesene Schriften zur Beförderung der Land-
wirtschaft" (2 Bde., Zür. 1792).
Heinrich H., geb. 17. Aug. 1766, studierte in
Zürich Theologie, bereiste dann Italien und wurde
1789 Professor der Kirchengeschichte, dann der
Logik und Mathematik in Zürich, 1809 Professor
der Philosophie am Carolinum daselbst und Mit-
glied des Chorherrenstifts. Er starb 7. Febr. 1833.
Die von ihm herausgegebenen "Eugenias Briefe"
<2 Bde., Zür. 1806; 3. Aufl., 3 Bde., 1819) sind
mit Erinnerungen aus seinem Leben, mit zarten
Seelengemälden der Liebe und Freundschaft ver-
webt. H. gab auch die "Briefe Goethes an Lavater
aus den 1.1774-83" (Lpz. 1833) heraus.
Ludwig H., Literarhistoriker, geb. 23. Febr.
1838 zu Zürich, studierte in Zürich, Jena, Berlin,
wurde 1862 Leyrer am Gymnasium zu Frauenfeld,
1866 an der Kantonsschule zu Aarau und 1874 ord.
Professor der deutschen Sprache und Litteratur an
der Universität zu Bern. Er schrieb: "Schillers Be-
ziehungen zum Altertum" (Aarau 1872), "Karl Ruck-
stuhl, ein Beitrag zur Goethe-Litteratur" (Strahb.
"Wieland und M.und R.Künzli" (Lpz. 1891); auch
gab er mit einer umfassenden Biographie als Einlei-
tung A. von Hallers "Gedichte" (Frauenf. 1882) und
dessen "Tagebücher" (Lpz. 1883) sowie Sal. H.s "Ver-
zeichnis einer Goethe-Bibliothek" (ebd. 1884) heraus.
Hirzel, Christoph Heinr., Chemiker, geb. 22. März
1828 zu Zürich, wo er Chemie studierte, kam als Assi-
stent des Professors Kühn 1849 nach Leipzig, habi-
litierte sich 1852 dort für Chemie und wurde 1865
außerord. Professor. 1861 oegründete H. in Plag-
witz bei Leipzig eine chem. Fabrik und Petroleum-
rafsinerie, welche sich allmählich in eine Maschinen-
fabrik zum Bau von Gaswerken, Petroleumraffine-
rien und andern chem.-technifchen Anlagen umwan-
delte. Er veröffentlichte: "Führer in die unorganische
Chemie" (Lpz. 1852), "Führer in die organische Che-
mie" (ebd. 1854), "Katechismus der Chemie" (ebd.
1855; 6. Aufl. 1889), "Toilettenchemie" (ebd. 1857;
4. Aufl. 1892), "Das Hauslexikon" (unter Mitwir-
kung vieler Gelehrten und Techniker, 6 Bde., ebd.
1858-63), "Das Steinöl und seine Produkte" (ebd.
1864). Auch gab er 1865-74 mit Gretschel in Frei-
berg gemeinschaftlich das "Jahrbuch der Erfindun-
gen" heraus.
Hirzel, Salomon, Buchhändler und Goethe-
sorscher, geb. 13. Febr. 1804 zu Zürich als Sohn
des Professors Heinr. H. (s. Hirzel, Geschlecht), trat
1830 als Schwiegersohn Georg Andreas Reimers
in die diesem gehörige Weidmannsche Buchhand-
lung in Leipzig ein und war dann mit seinem
Schwager Karl Reimer Besitzer derselben bis Ende
1852; bei der Trennung ging ein großer Teil der
bisher gemeinschaftlichen Verlagswerke aus ihn über,
und er gründete 1. Jan. 1853 eine eigene Verlags-
buchhandlung in Leipzig, die bald zu Ansehen ge-
langte. H. selbst war ein gründlicher Kenner der
deutschen Litteratur seit dem 16. Jahrh., beschäftigte
sich aber besonders mit Goethe, von dessen Werken
er eine überaus vollständige Sammlung besaß, kata-
logisiert von ihm selbst in "Neues Verzeichnis einer
Goethe-Bibliothek, 1761-1874" (Lpz. 1874; 2. Ab-
druck, fortgeführt bis 1882, ebd. 1884). Ferner ver-
öffentlichte er "Der junge Goethe. Seine Briefe und
Dichtungen von 1764 bis 1776" (3 Bde., LpZ. 1875'
2. Aufl. 1887). H. war jahrelang Schriftführer des
Vereins der Buchhändler zu Leipzig. 1865 wurde
er von der Universität Leipzig zum Ehrendoktor
der Philosophie ernannt. H. starb 8. Febr. 1877
in Halle. Seine Goethe-Bibliothek mit den Hand-
schriften vermachte er der Universitätsbibliothek in
Leipzig, eine Sammlung Zwinglischer Schriften der
Straßburger Universität. - Vgl. Dove, Salomon H.
(in der "Allgemeinen deutschen Biographie", Bd. 12,
Lpz. 1880); Springer, Der junge H. Als Manuskript
für Freunde gedruckt (ebd. 1883). - Von seinen
Söhnen ist Heinrich H., geb. 11. Okt. 1836, Nach-
folger des Vaters imGefchäft(Firma: "S.Hirzel");
Rudolf H., geb. 20. März 1846, Professor der
Philologie in Jena.
Der Verlag enthält G. Frevtags poet. und
prosaische Werke, I. und W. Gnmms "Deutsches
Wörterbuch", zwei mittelhochdeutsche Wörterbücher,
"Staatengeschichte der neuesten Zeit" (mit von
Treitschkes "Deutscher Geschichte im 19. Jahrh."),
L. Friedländers "Sittengeschichte Roms", Mar-
quardt und Mommsens "Handbuch der röm. Alter-
tümer", Ammon, "Dieersten Mutterpflichten" (1827;
33. Aufl.1892); Werke von Herm. Lotze, A. Trendelen-
burg, O. Iahn, A. Springer, G. Curtius u. a.; die
Zeitschrift "Im neuen Reich" (1871-81).
Hirzenstein, Burgruine bei Wattweiler (s. d.)
im Oberelsaß.
Uis (ital. 8i äi68i8; frz. 8i äi686; engl. d skai-p),
in der Musik das um einen halben Ton erhöhte k,
wird durch ein k und vorgezeichnetes H bezeichnet;
auf Tastinstrumenten fällt es mit c zusammen.
His, Wilh., Anatom, geb. 9. Juli 1831 zu Basel,
studierte daselbst, zu Berlin, Würzburg und Wien
Medizin, wurde 1857 zu Basel Professor der Ana-
tomie und Physiologie und 1872 Professor der Ana-
tomie zu Leipzig. H. machte zuerst besonders histo-
logische Forschungen, so z. B. über die Hornhaut,
die Üymphdrüsen und Lymphgefäße, fpäter dagegen
Studien wesentlich auf anatom. und embryologi-
schem Gebiete. Er schrieb: "Urania Ii6iv6tica." (mit
Rütimeyer, Bas. 1864), "Untersuchungen über die
erste Anlage des Wirbeltierleibes" (Lpz. 1868),
"Unsere Körperform und das phystol. Problem
ihrer Entstehung" (ebd. 1875), in welcher letztern
Arbeit er eine polemische Haltung gegen Haeckel ein-
nimmt, und veröffentlichte eine "Anatomie mensch-
licher Embryonen" (3 Tle., ebd. 1880-85). Mit
Braune gab er bis zu dessen Tod (1892) von 1875
an die "Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungs-
geschichte", und von 1877 an den anatom. Teil des
"Archivs für Anatomie und Physiologie" (Leipzig)
heraus. In der letztern sowie im "Archiv für Anthro-
pologie" veröffentlichte H. eine Reihe anatom. und
physiol. Arbeiten. Mehrere Abhandlungen über die
Entwicklung des Nervensystems enthalten die "Ab-
handlungen der Königlich Sächs. Gesellschaft der
Wissenschaften" (von 1886 ab).
Hifardschik, türk. Name von Grocka (s. d.).
Hischäm, der zehnte omajjadische Chalif, Sohn
des Abd al-malik, folgte seinem Bruder Iesid II.
Ende Jan. 724. Er wird als ein milder und ge-
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