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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hissar - Histologie
Hissar (arab.-türk.), festes Schloß, häusig in
türk. Ortsnamen.
Hissar. 1) Landschaft in Buchara, gebirgig und
gut bewässert, wird im N. durch die Hissarkette von
dem zum russ. Generalgouvernement Turkestan ge-
hörigen Serafschan, im S. durch denAmu-darja
von Afghanistan und im O. durch den Wachsch,
einen rechtsseitigen Nebenfluß des Amu-darja, von
der bucharischen Landschaft Kuljab getrennt, hat
infolge der gegen Norden geschützten Lage ein gün-
stiges Klima und erzeugt Getreide, Reis und Baum-
wolle in Fülle. Die Bewohner, außer den herrschen-
den Usbeken Tadschik, führen Salz, Korn, Flachs
und Schafe nach Buchara aus. - 2) Hauptstadt der
Landschaft H.) 675 m hoch, 400 km im OSO. von
Buchara, an der Mündung der Chanacha in den
Kafirnagan, einen rechten Nebenfluß des Amu-darja,
Sitz eines Vegs, hat 11000 E., Citadelle, russ. Gar-
nison; Anfertigung guter Messer und damascierter
Klingen sowie seidener und halbseidener Waren.
Hissarlik (türk., d. i. Burg), Bezeichnung für
alte, befonders auf Höhen gelegene Baureste; am
bekanntesten durch die Höhe in der troifchen Ebene,
wo nach Schliemann das alte Ilion (f. Troja) lag.
Hissen, s. Heißen.
U58tsrlÄ2.s, f. Stutzkäfer.
Hiftiäus, Tyrann von Milet unter pers. Ober-
hoheit, Sohn des Lysagoras, bewahrte bei dem
Mythischen Feldzuge des Darms 515 v. Chr. den
Persern die Treue und erhielt durch die ausdauernde
Deckung des Stromübergangs mit der griech. Flotte
dem Großkönig fein Heer, vielleicht selbst sein Leben.
Von Darms I. 510 als vertrauter Rat mit nach
Susa genommen, wurde dem H. das pers. Hofleben
allmählich unerträglich. Er veranlaßte daher seinen
Schwiegersohn und Nachfolger in Milet, Arista-
goras, die asiat. Griechen zum Abfall von Persien
aufzureizen, in der Hoffnung, zur Dämpfung diefes
Aufstandes wieder nach Ionien gefchickt zu werden.
Als ihn nun der König wirklich nach Ionien fchickte,
fah sich H. von des Darms Bruder, dem Statthalter
von Lydien, Artaphernes, fo mißtrauifch, von den
Milesiern so feindselig zurückgewiesen, daß ihm end-
lich (497 V. Chr.) nichts übrigblieb, als sich als
Freibeuter am Bosporus festzusetzen. Als nachher
die Niederlage bei der Insel Lade (497) die letzte
Kraft der Ionier gebrochen hatte, riß H. 496 die In-
seln Chios, Thasos, Lesbos und die Stadt Mytilene
an sich, wurde aber 494 bei einem Gefecht in Aolis
von den Perfern gefangen genommen, und auf des
Artaphernes Befehl zu Sardes gekreuzigt.
Histiolögie (grch.), foviel wie Histologie (s. d.).
Nistiopkorus, schöne, schuppenlose Fische aus
der Familie der Schwertfische (s. d.); manche Arten
(z. B. H. pulciisilug Onv. et ^a?.) haben eine ge-
waltige, besonders hohe Rückenstosse.
Hiftochemie (grch.), s. Tierchemie.
Histogenefe (grch.), Lehre von der Entstehung
der Gewebe, s. Histologie.
Histogenie (grch.), die Bildung der Gewebe des
menschlichen Körpers. Aschen Gewebe.
Hiftographie (grch.), Beschreibung der organi-
Histolögie (grch.), die Lehre von den Geweben
(Gewebslehre). In der Botanik ist H., auch
Phytotomie oder Anatomie der Pflanzen,
diejenige Disciplin, die sich mit Untersuchung der
Pstanzenzelle und der pflanzlichen Gewebe befchäf-
tigt. Da es sich bei rein histologischen Untersuchun-
gen zunächst nur um genaue Feststellung der Form
der einzelnen Zelle und ihrer Teile, bez. der einzelnen
Gewebearten und der sie zusammensetzenden Zellen
handelt, so kann man die H. eigentlich nur als einen
Teil der Morphologie ansehen und wie diese stets
nur als eine beschreibende Wissenschaft gelten lassen.
Daß die H. in diesem Sinne für das Gesamtaebiet
der Botanik und für die Naturwissenschaft überhaupt
nur einen beschränkten Wert hat, ist ohne weiteres
klar. Es muß deshalb stets den histologischen Unter-
suchungen, wenn sie eine allgemeinere wissenschaft-
liche Bedeutung erlangen sollen, ein bestimmter ein-
heitlicher Gesichtspunkt zu Grunde liegen; ist dieser
nicht vorhanden, so ergeben sie bloß ein totes Ma-
terial. Vor allem muß zu der bloßen Beschreibung
der einzelnen Formen eine Vergleichung mit andern
hinzukommen, und ferner ist immer die Frage auf-
zuwerfen, in welchen Beziehungen stehen die Zellen
d. h. was für Funktionen haben sie zu erfüllen und
in welcher Weise sind sie für die Ausübung derfelben
angepaßt. Diese letztern beiden Fragen mit Sicher-
heit zu entscheiden, ist bis jetzt allerdings nur in
verhältnismäßig wenigen Fällen gelungen. Dies
rührt einerseits davon her, daß die Pflanzenphysio-
logie, auf welche sich derartige Untersuchungen
stützen müssen, noch zu wenige bestimmte Anhalts-
punkte in betreff der physiol. Leistungen der Gewebe
darbietet, andererseits, weil diese Art der histologi-
schen Forschung, die man auch als anatomisch-phy-
siologische bezeichnet hat, erst seit kurzem die ihr ge-
bührende Beachtung gefunden hat.
Während fo auf der einen Seite eine Vergleichung
des Baues mit der Funktion zu erstreben ist, muh
andererseits auch das Entstehen der Form, d. h. die
Vergleichung der einzelnen Entwicklungsstadien so-
wohl in ontogenetischer wie in phylogenetischer Hin-
sicht untersucht werden, und in diesem Sinne ist
demnach auch die Entwicklungsgeschichte zur H. oder
allgemeiner zur Morphologie zu rechnen.
Die histologische Forschung ist infolge der Klein-
heit der zu untersuchenden Objekte fast ganz auf das
Mikroskop angewiesen, und daher erklärt es sich auch,
daß erst verhältnismäßig spät, erst nachdem die
Mikroskope mehr und mehr verbessert und leistungs-
fähiger wurden, sich eine ersprießliche Thätigkeit auf
diesem Gebiete der Botanik entfalten konnte. (S.
Botanik ^Geschichtet sowie Zelle stotan.).)
Die über H. der Pflanzen handelnde Litteratur
ist sehr ausgedehnt. Das ganze Gebiet behandeln
hauptsächlich: Mohl, Anatomie und Physiologie
der vegetabilischen Zelle (Braunschw. 1852); Schacht,
Lehrbuch der Anatomie und der Physiologie der Ge-
wächse (2 Bde., Verl. 1856-59); Hofmeister, Die
Lehre von der Pflanzenzelle (ebd. 1867); De Vary,
Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der
Pha'nerogamen und Farne (Lpz. 1877); G. Haber-
landt,Physiol.Pflanzenanatomie (ebd. 1884); Stöhr,
Grundzüge der H. mit Einschluß der mikroskopischen
Technik (Jena 1886); Zimmermann, Morphologie
und Physiologie der Pflanzenzelle (Bresl. 1887);
ders., Beiträge zur Morphologie und Physiologie
der Pflanzenzelle, Bd. 1 (Tüb. 1890-93).
Im zoologisch-anatomischen Sinne ist H.
diejenige Wissenschaft, welche sich mit Untersuchung
der Gewebe des menschlichen und tierischen Körpers
beschäftigt. Als Gewebe bezeichnet man eine Ver-
einigung von Gewebselementen oder Zellen,
z. B. eine folche von Muskelzellen, die fpeciell für
Bewegungsleistung angepaßt sind, als Muskel-