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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hochparterre - Höchst
Produkt abfällt. Der chem. Zusammensetzung nach
ist sie Calciumthonerdesilikat, worin ein Teil des
Kalkes durch Magnesia, Manganorydul, geringe
Mengen von Eisenoxydul und von Alkalien ersetzt
ist. Die Schlacke, welche leichter schmelzbar ist als
das Roheisen, umhüllt die frisch gebildeten Eisen-
teilchen und schützt dieselben vor Oxydation; außer-
dem nimmt sie Schwefel und andere Verunreini-
gungen, welche sonst in das Eisen übergehen wür-
den, auf. Von der richtigen Beschaffenheit der H.
hängt meist auch der Gang des Hochofenbetriebes
und die Qualität des zu erzielenden Roheisens ab.
Die Menge der alljährlich im Hochofenbetriebe ab-
fallenden Schlacken ist außerordentlich groß; auf
1 odm Roheisen entfallen ungefähr 3 cdm Schlacke.
Die Schlacke findet Verwendung im Straßenbau
als Schotter, Pflasterstein, Metallpflaster (s. d.) und
Schlackensand, beim Hochbau als Schlackencement
und Schlackenziegel (Schlackenstein); in geringerm
Maße als Wärmeschutzmittel (Schlackenwolle, s. d.),
als Formsand für Gießereizwecke und in der Glas-
industrie als Zusatz zum Glassatz.
Zur Herstellung von Straßenpflaster aus H.
werden nach engl. Verfahren je 2 Schlackenblöcke,
mit einer Kerbe verfehen, zusammengegossen und
nachher durch einen Hammerschlag getrennt. Die
rauhe Vruchfiäche kommt nach oben zu liegen. Ein
anderes, in Osterreich übliches Verfahren dient zur
Herstellung von Würfeln in der Größe gewöhnlicher
Granitpstastersteine. Durch ein Gerüst aus Eisen-
schienen werden 80-100 würfelförmige, durch Ka-
näle miteinander verbundene Hohlräume hergestellt
und dann sämtliche Würfel auf einmal gegossen.
1890 wurden in England über 1 Mill. t Schlacke
zu Wegebauten verwertet.
Zur Herstellung des Schlackencements und
der Schlackenziegel eignet sich nur stärker basische
kalkreiche H. Derartige Schlacke erstarrt, langsam
erkaltet, krystallinisch, steinartig; schnell erkaltet da-
gegen glasig, amorph. Die schnell erkaltete Schlacke
erhärtet als Pulver, mit Kalkmilch angerührt, zu
einer festen steinartigen Masse, die langsam erkaltete
dagegen nicht. In der Praxis wird dies schnelle
Erkalten dadurch erreicht, daß man die flüssige
Schlacke in kaltes Wasser rinnen läßt. Sie verwan-
delt sich dabei in grobkörnigen, amorphen Sand
(Schlackensand, granulierteH.),derdas eigent-
liche Material für die Herstellung von Schlacken-
cement und von Schlackenziegeln bildet.
DerSchlackencement ist eine innige Mischung
von feinst pulverisierter granulierter H. mit zu
Staub abgelöschtem Kalk. Guter Schlackencement
verwandelt sich mit 20-30 Proz. Wasser angerührt
nach 15-20 Stunden in eine harte, steinartige
Masse, die nach 3-4 Monaten eine Zugfestigkeit
von 40-50 k^ und eine Druckfestigkeit von 450 ^
pro Quadratcentimeter erlangen kann. Er findet
entweder für sich oder mit 1-3 Teilen Sand zu
Mörtel vermischt ausgedehnte Anwendung bei Hoch-
und Wasserbauten. Zwei Übelstände sind dabei,
das langsame Abbinden und das geringe specifische
Gewicht dieses Cements. Ersteres macht sich beim
Mauern unter Wasser und beim Mauern im Froste
geltend, letzteres giebt bei Wasserbauten leicht zu Ent-
mischung des Mörtels Veranlassung. Deutschland
besitzt (1893) 10 Fabriken, die Schlackencement aus
H. herstellen, mit einer Jahresproduktion von ins-
gesamt ungefähr 600000 t. Der Preis einer Tonne
zu 170 KZ Inhalt beträgt rund 5 M.
Schlackenziegel sind Mauersteine, die man
durch Pressen eines innigen Gemenges von granu-
lierter H. und Kalkbrei in Ziegelformen erhält. Der
mit dem Schlackensande zu mischende Kalk (1 Teil
Kalk auf 6 Teile Schlackenfand) wird in Löschkufen
mit so viel Wasser vermengt, als zur Herstellung
eines feuchten Kalkschlammes erforderlich ist. Kalk
und Scblackensand werden nun in geeigneten Misch-
vorrichtungen miteinander vermengt. Nach 10- bis
l Mündigem Trocknen ist diese Masse zu weiterer
Verarbeitung geeignet. Die noch immer feuchte
Masse wird in einer Ziegelpresse zu prismatischen
Ziegeln gepreßt. Anfangs sind diese weich und zer-
reiblich; nach ^-1 Jahr Trockenlagerung werden
sie hart und widerstandsfähig. Eine Maschine mit
7-8 Pferdekräften liefert pro Tag 9-10000 Stück
Ziegel. Da jedes Brennen bei dieser Fabrikation weg-
fällt, ist die Ersparnis an Brennmaterial bedeutend.
Die Ziegel erlangen eine Druckfestigkeit von 150 K3
pro Quadratcentimeter, haben im gewöhnlichen
Format (210:140:70 mm) ein Gewicht von etwa
4KZ, verhalten sich infolge ihrer Porosität gegen
den Luftdurchtritt günstiger als gewöhnliche Ziegel,
und der Verkaufspreis beträgt etwa 15-17 M. für
1000 Stück. Die Schlackenziegelindustrie wurde (um
1870) von F. W. Lürmann in Osnabrück begründet
und hat bereits in den meisten Industriestaaten
Eingang gefunden.
Die gegossenen Schlackenblöcke haben sich
im Hochbau wegen der Sprödigkeit des Materials
und seines Mangels an Poren nicht bewährt.
Hochparterre, s. Erdgeschoß.
Hochrelief, s. Relief.
Hochrenaissance, s. Renaissance. z
Hochrefervoir, s. Wasserversorgung.
Hochschulen, s. Universitäten. - Über die
Technischen und die Tierärztlichen Hoch-
schulen s. diese Artikel.
Hochfchlvab, der höchste Gipfel des Hochschwab-
stockes in den Osterreichischen Alpen (s. Ostalpen),
ist 2278 in hoch. Der Berg wird sehr häufig be-
stiegen. Unterhalb des Gipfels befindet sich die
Schiestlhütte (2250 m). Auf den meisten Böden
("Speikböden") wächst der echte Speik (Valsi-ianH
esitica ^.), ein ausgezeichnetes Mittel gegen Mot-
ten; bei Eisenerz in der Frauenmauer besindet sich
eine Eishöhle. Das Hochfchwabgebirge ist eine
jener Plateaubildungen, wie sie in den Stöcken des
Toten Gebirges, Dachsteins, Steinernen Meers
großartiger und wilder auftritt. Infolge der ge-
ringen Höhe ist hier die Fläche mit Matten bedeckt
und enthält vortreffliche Almen, von denen jedoch
die der östl. Hälfte im Interesse der Jagd auf-
gegeben wurden. Der H. ist eins der reichsten
Gemsenreviere, Rudel von 60 bis 80 Stück sind
keine Seltenheit. ^See (s. Fischerei).
Hochseefischerei, der Fischereibetrieb auf hoher
Hochseestämme, s. Hering.
Hochspeyer, Dorf im Bezirksamt Kaiserslau-
tern des bayr. Reg.-Vez. Pfalz, 10 km östlich von
Kaiserslautern, am Hochspeyerbach und an den
Linien Neunkirchen-Mannheim und H.-Münster am
Stein (49,i km) der Pfalz. Eisenbahn, Sitz eines
Forstamtes und einer Oberförsterei, hat (1890)
2253 E., darunter 692 Katholiken und 45 Israe-
liten, Postexpedition, Telegraph' chem. Fabrik, Holz-
handel und in der Nähe Sandsteinbrüche.
Höchst. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Wies-
baden, hat 143,48 (ikm, (1890) 35149 (18542