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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hochst. - Hochstetter
männl., 16607 weibl.) E., 2 Städte und 19 Land-
gemeinden. - 2) H. am Main, Kreisstadt im
Kreis H., 9 km im W. von Frankfurt a. M., am
Zusammenfluß der Nidda und des Main, an der
Anie Frankfurt-Wiesbaden und der Nebenlinie H.-
Soden (6,7 km) der Preuß. Staatsbahnen und an
der Linie Frankfurt-H.-Limburg der Hess. Ludwigs-
bahn, Sitz des Üandratsamtes, eines Amtsgerichts
(Landgericht Wiesbaden), Kataster- und Domänen-
rentamtes, hat (1890) 8455 (4655 männl., 3800
weibl.) E., darunter 3264 Evangelische und 99 Is-
raeliten, Post erster Klasse, Telegraph, eine um
1090 als Säulenbasilika erbaute St. Iustinuskirche
mit Chor (1443), ein schloßartiges Privatgebäude
(1775) des Fabrikanten Bolongaro, Progymnasium
und Realprogymnasium, Töchterinstitut, 3 Armen-
häuser, Vorschußverein, Sparkasse der Nassauischen
Landesbank; Cigarren-, Wachstuch-, Schwärze-,
Gelatine-, Möbelfabriken, Eisen- und Messing-
gießereien, Drehereien, Kupferwarenfabrik, Gips-
mühlen, Handel und Schiffahrt. Die großartigen
Farbenwerke (Aktiengesellschaft, vormals Lucius &
Brüning) befchäftigen 2500 Arbeiter und stellen
Anilin- und Alizarinfarben, mediz. Präparate u. s. w.
her. H. hatte Zu Ende des 17. Jahrh, eine geschätzte
Fayencefabrik, die seit 1740 Porzellan machte, 1762
vom Staat übernommen und 1794 von den Fran-
zosen zerstört wurde. Die Erzeugnisse der ersten Zeit
gehören zu den besten in Europa. Die dortigen
Fabrikate haben als Marke ein Rad. (Vgl. gais,
Die kurmainzische Porzellanmanufaktur zu H.,
Mainz 1887.) - Der Ort war seit Karl IV. (bis
1801) kurmain^isch, wurde 1400 zur Stadt erhoben
und 1410 befestigt. Hier siegte Tilly 10. (20.) Juni
1622 über den Herzog Christian von Vraunschweig.
Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges wurde die
Stadt sechsmal von verschiedenen Parteien ein-
genommen und dabei 1635 das alte Schloß bis auf
den noch stehenden stattlichen Turm zerstört. Am
11. Okt. 1795 schlug hier Clerfayt die Franzosen
unter Iourdan. - 3) Flecken im Kreis Erbach der
Hess. Provinz Starkenburg, an der Mümling und an
der Linie Hanau-Eberbach der Hess. Ludnugsbahn,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Darmstadt),
hat (1890) 1804 E., Post und Telegraph.
^ookst., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung
für Christian Friedrich Hochstetter (s. Hochstettcr,
Ferd. von). ^stadcn.
Hochstaden, Konrad von, s. Konrad von Hoch-
Hochftadt, Stadt in der österr. Bezirkshaupt-
mannschaft Starkenbach in Böhmen, auf einem teil-
weise noch bewaldeten Plateau, das gegen die Iser
schroff abfallt, Sitz eines Bezirksgerichts (86,10 hkm,
16 Gemeinden, 22 Ortschaften, 13255 kath. meist
czech. E.), hat (1890) 1531 czech. E., Post, etwas
Landwirtschaft, Flachsspinnerei und Garnhandel,
der jedoch früher bedeutender war.
Höchstadt an der Aisch. 1) Bezirksamt im
bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, hat 490,oi hkm, (1890)
27106 (13 019 männl., 14087 weibl.) E., 61 Ge-
meinden mit 160 Ortschaften, darunter 3 Städte. -
2) Bezirksstadt im Bezirksamt H., 21 kin westlich
von Forchheim, an der Nebenlinie Forchheim-H.
(22,7 km) der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Be-
zirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht
Bamberg), hat (1890) 1880 E., darunter 65 Evan-
gelische; Posterpedition und Telegraph.
Höchstadt, Stadt im Bezirksamt Dillingen des
bM. Mg.-Vez. Schwaben, 19 km im SW. von
Donauwörth, an der Donau und an der Linie Neu"
ofsingen-Donauwörth der Vayr. Staatsbahnen,
Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neuburg), hat
2321 E., darunter 23 Evangelische; Posterpedition,
Telegraph. - Bei H. fand im Spanischen Erbfolge-
kriege das Treffen vom 20. Sept. 1703 statt, in dem
der Kurfürst Max II. Emanuel von Bayern den
kaiserl. General Styrum schlug. - Noch bedeut-
samer ist die Schlacht vom 13. Aug. 1704 (von den
Engländern Schlacht bei Blenheim genannt).
Eine franz. Armee unter Tallard hatte sich mit dem
Kurfürsten von Bayern vereint, und beide hatten
vor H. zwischen den Dörfern Blind heim oder Blen-
heim an der Donau und Lutzingen Stellung genom-
men. Hier wurden sie wider Erwarten 13. Aug.
von den vereinigten Heeren Marlboroughs und
des Prinzen Engen, zusammen 52000 Deutsche,
Engländer, Holländer und Dänen, angegriffen. Die
Verbündeten marschierten in neun Kolonnen vor,
die Engländer auf dem linken, die Deutfchen auf
dem rechten Flügel, wo die Preußen unter dem
Fürsten Leopold von Dessau die äußersten Kolonnen
bildeten. Sie überschritten den Nebelbach, der die
feindliche Stellung deckte; Marlborough richtete
seinen Angriff besonders auf das Dorf Blindheim,
anfangs ohne Erfolg, während auch der rechte
Flügel nicht vorwärts kam. In der Mitte, wo der
Feind fast nur Kavallerie hatte, wurde gegen 5 Uhr
ein Schwanken bemerkbar; Marlborough ließ jetzt
feine ganze Reiterei über den Bach gehen und durch-
brach die feindliche Schlachtordnung. Dadurch war
der linke Flügel unter Marsin und dem Kurfürsten
von Bayern zum Rückzüge nach H< genötigt, und
der rechte, in Blindheim abgefchnitten und umringt,
mußte mit 27 Bataillonen und 12 Schwadronen
unter Tallard in der folgenden Nacht die Waffen
strecken. Die Verbündeten verloren 12 000 Mann,
die Franzosen und Bayern 25000 Mann und fast
sämtliche Geschütze. (S. Spanischer Erbfolgekrieg.)
Hochstapler, ein ursprünglich der Gauner-
sprache angehörendes Wort (das einfache Stabuler
in der Bedeutung Vrotfammler, Bettler kommt
schon im 17. Jahrh, vor), bezeichnet einen Gauner,
der durch weltmännische Formen und gewandtes
Auftreten sich Zutritt in vornehme Kreise zu ver-
schaffen versteht.
Hochstein oder Abendburg, Aussichtspunkt
im Isergebirge, im SW. von Hirschberg in Schlesien,
im Nordwestrande des Riesengebirges, ist 1058 m
Höchsten, s. Feldberg. Hoch.
Höchstes Gut, s. Gut (philos.).
Hochstetter, Ferd. von, Geolog und Reisender,
ged. 30. April 1829 zu Ehlingen, Sohn des um die
Naturwissenschaften, insbesondere die Botanik viel-
fach verdienten Professors und Stadtpfarrers Chri-
stian Friedrich H. (gest. 20. Febr. 1860), stu-
dierte zu Maulbronn und Tübingen Theologie,
namentlich aber Naturwissenschaften. 1856 wurde
er Privatdocent an der Wiener Universität. Zum
Geologen für die Novara-Erpcdition bestimmt, trat
er 30. April 1857 mit der Novara die Weltreise
an. Das Hauptfeld seiner wissenschaftlichen Thätig-
keit war Neufeeland, wo er sich von der Novara-
Erpedition trennte. Er kehrte sodann nach Europa
zurück und wurde 1860 Professor der Mineralogie
und Geologie am k. k. Polytechnischen Institut zu
Wien. Weitere wissenschaftliche Reisen erstreckten
sich 1863 auf die Schweiz und Italien, 1869 nach
der europ. Türkei, 1872 nach Rußland, h. war