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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hodenbruch - Hoevell

kürzerer Zeit die im Wasserbruchsack enthaltene Flüssigkeit nach der Punktion wieder von neuem sich ansammelt, so verdient die radikale Operation durch Schnitt, welche eine vollständige Verwachsung und Verödung der Scheidenhauthöhle und damit sichere Heilung verbürgt, entschieden den Vorzug. Der Wasserbruch der Neugeborenen und Säuglinge erfordert gewöhnlich keine besondere Behandlung, da er in der Regel über lang oder kurz von selbst verschwindet. - Vgl. Kocher, Die Krankheiten des H. (in Pitha-Billroths "Handbuch der Chirurgie", Bd. 3, Abteil. 2, Lfg. 7, Stuttg. 1874).

Hodenbruch (Hernia scrotalis), ein Eingeweidebruch, bei welchem der Bruchinhalt bis hinab in den Hodensack getreten ist. (S. Bruch.)

Hodenentzündung, Hodensack, s. Hoden.

Hodgkinsche Krankheit, benannt nach dem engl. Arzt Thomas Hodgkin (spr. hoddschkin; geb. 16. Jan. 1798 zu Tottingham, Arzt am Guy's-Hospital und St. Thomas-Hospital in London, gest. 5. April 1866 zu Jaffa), der sie zuerst beschrieb, s. Pseudoleukämie.

Hodgs., nach der wissenschaftlichen Benennung von Wirbeltieren Abkürzung für Bryan Houghton Hodgson (spr. hoddschs'n), einen engl. Naturforscher (geb. 1. Febr. 1800).

Hödhr, eine Gottheit in der nordischen Mythologie, die fast ausschließlich im Baldrmythus eine Rolle spielt. (S. Baldr.) H. ist blind, aber sehr stark. Als die Götter im Spiel nach Baldr werfen, schließt er sich allein aus, bis Loli ihm den verderbenbringenden Mistelzweig in die Hand giebt und ihn auffordert, auch nach Baldr zu werfen. Der Wurf ist die Ursache von Baldrs Tod. In der neuen Welt regiert er nach dem Ragnarök (s. d.) an der Seite Baldrs. Bei dem Dänen Saxo Grammaticus heißt er Hotherus, ist der Sohn eines schwed. Königs und gerät mit Balderus wegen der schönen Nanna, der Tochter des Gevarus von Norwegen, in Kampf. Der Streit endigt mit Baldrs Tod, dieser aber wird von Baldrs Stiefbruder Bous gerächt, indem dieser H. tötet.

Hodie mihi, oras tibi, neulat. Sprichwort, d. h. heute mir, morgen dir.

Hoditz, Albert Jos., Graf von, durch seinen phantastischen Kunstsinn bekannt, geb. 16. Mai 1706, war Kämmerer am Hofe Kaiser Karls VI. und vermählte sich 1734 mit der Witwe des Markgrafen Georg Wilh. von Bayreuth, Sophia. Friedrich d. Gr. ernannte ihn 1742 zum Befehlshaber eines Husarenregiments. Doch nahm H. schon 1743 seine Entlassung und lebte nun auf seinem Landgute Roßwalde in Österreichisch-Schlesien, welches er zu einem Wohnsitz von verschwenderischer Pracht, aber auch voller Seltsamkeiten umschuf. H. besaß ein großes Vermögen; allein durch seinen Aufwand wurde es endlich erschöpft. Friedrich II. bestimmte ihm eine jährliche bedeutende Pension und lud ihn 1776 nach Potsdam ein; hier starb er 18. März 1778.

Hodkovice, czech. Name von Liebenau (s. d.).

Hódmező-Vásárhely (spr. hohdmesö wáhschahrhelj), Stadt mit Municipium im ungar. Komitat Csongrád, am Hód- oder Mondsee und an der Linie Czaba-Szegedin der Ungar. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts und Steueramtes, ist sehr weitläufig gebaut und hat (1890) 55 475 meist magyar. reform. E., darunter 13 872 Katholiken, 2277 Lutherische und 1574 Israeliten, in Garnison die 2. Eskadron des 15. ungar. Husarenregiments "Graf Pálffy", Post, Telegraph, reform. Obergymnasium; zwei Banken, Spitäler, große Brauerei, Ölfabrik. Das Stadtgebiet (805 qkm) enthält meist fruchtbares Ackerland (Getreide, Hirse, Mais, Melonen, viel Tabak), ist aber trotz der aufgeführten Dämme den Überschwemmungen der Theiß sehr häufig ausgesetzt; es wird Obst und Wein gebaut und Viehzucht (namentlich Rindvieh und Pferde) getrieben. Zur Stadt gehören 12 bewohnte Puszten und Gärtnerkolonien.

^[Abb.]

Hodometer (grch.), s. Wegmesser.

Hodonin, czech. Name von Göding (s. d.).

Hoefnagel (Hufnagel), Jooris (d. i. Georg), niederländ. Miniaturmaler, geb. 1545 in Antwerpen, gest. 1618 in Wien, war ein Schüler J. Bols und brachte lange Zeit auf Reisen in Spanien, Italien und Frankreich zu. In München beschäftigte ihn Herzog Albrecht V., in Tirol Erzherzog Ferdinand, in Wien Kaiser Rudolf mit der Darstellung von botan. und zoolog. Sammlungen, mit Bildnissen, Städteansichten u. a. in Miniatur. Sein "Missale romanum" in der Wiener Hofbibliothek und sein Miniaturenband in der Ambraser Sammlung sind die bedeutendsten Werke dieser Art.

Höegh-Guldberg, Ove und Frederik, s. Guldberg.

Hoeksche (Hoeks, spr. Hut-, lat. Hamatici, d. h. die mit Angelhaken Versehenen) nannten sich in dem 1349 zwischen der Gräfin Margarete von Hennegau und ihrem Sohne Wilhelm V. (in Hennegau III.) um die Herrschaft über Holland ausgebrochenen Kampfe die Anhänger der erstern, wie man meint, weil sie spottweise versprachen, ihre Gegner wie Kabeljaus mit Angelhaken zu fangen; sie waren großenteils die Partei des Adels. Ihre Gegner, meistens reiche Bürger, wurden, wie man annimmt, deshalb Kabeljausche (lat. Asellati, von asellus, d. h. Kabeljau) genannt, weil sie, wie der Kabeljau die kleinern Fische verschlingt, so auf Kosten der kleinern Leute reich geworden sein sollten. Die Kämpfe beider Parteien dauerten fort, als Margarete und ihr Sohn längst gestorben waren, und endeten erst 1492 unter Maximilian von Österreich. Die reiche Bürgerschaft hatte sich vollständig behauptet.

Hoëvell, Wolbert Robert van, niederländ. Schriftsteller und Staatsmann, geb. 15. Juli 1812 zu Deventer, studierte in Groningen Theologie und ging dann als Prediger nach Batavia. Im J. 1848 nach Holland zurückgekehrt, wurde er zum Abgeordneten in die Kammer gewählt und war 1849-62 das Haupt der liberalen Kolonialpolitik. 1862 wurde H. zum Staatsrat ernannt und starb 10. Febr. 1879 im Haag. Er gründete 1837 die "Tijdschrift van Nederlandsch Indië" und besorgte die Herausgabe und Übersetzung malaiischer Werke, unter andern des Gedichts "Bidasari" (Batavia und Groningen 1843). In seiner "Reis over Java, Madura en Bali in het midden van 1847" (2 Tle., Amsterd. 1849-54) wechselt die malerische Beschreibung der besuchten Gegenden ab mit einer schneidenden Kritik der bestehenden Zustände. Durch sein Buch "Slaven en vrijen onder de Nederlandsche wet" (2 Tle., Zaltbommel 1854) hat er wesentlich zu der Abschaffung der Sklaverei in den niederländ. Besitzungen in Westindien beigetragen. Ferner veröffentlichte er die Skizzen "Uit het Indische leven" (Amsterd.