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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hof; Hofacker; Hofagent; Hofämter; Hofburg; Hofburgwache

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Hof (meteorologisch) - Hofburgwache

hat man auch bürgerlichen höhern Staatsbeamten und sonst ausgezeichneten Männern den Zutritt bei Hofe gestattet.- Vgl. Schultz, Das höfische Leben zur Zeit der Minnesinger (2 Bde., Lpz. 1880); von Malortie, Der Hofmarschall (3. Aufl., 2 Bde., Hannov. 1867); Ceremonialbuch für den königlich preuß. Hof (von R. Graf Stillfried, 12 Tle., Berl. 1871 - 84).

Hof, in der Meteorologie die Erscheinung, wobei die Sonne oder der Mond von weißen oder gefärbten Ringen umgeben sind. Man unterscheidet gegenwärtig drei Arten der Ringbildungen: die kleinen H. oder Aureolen (s. d.), die großen H. oder Halo (s. d.) und den Bishopschen Ring (s. d.).

Hof. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, hat 306,68 qkm, (1890) 24418 (11966 männl., 12452 weibl.) E., 42 Gemeinden mit 176 Ortschaften, darunter 1 Stadt. - 2) H., wend. Regnizi, Unmittelbare Stadt und Hauptort des Bezirksamtes H., 6 km von der sächs. Grenze, an der Saale, in 473 m Höhe, liegt an den Linien H.-Bamberg (127,1 km), H.-Wiesau (59,5 km), H.-Franzensbad-Eger (60,2 km) und an der Nebenlinie H. - Marxgrün - Steben (23 km) der Bayr., sowie an der Linie Leipzig-H.(164,6 km) der Sächs. Staatsbahnen, ist Sitz des Bezirksamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Bamberg) mit 8 Amtsgerichten (H., Kirchenlamitz, Münchberg, Naila, Rehau, Selb, Thiersheim, Wunsiedel) und einer Kammer für Handelssachen, eines Amtsgerichts, Landbau-, Rent-, Bahn-, Hauptzollamtes, königlich sächs. Übergangssteueramtes, einer Brandversicherungsinspektion, Reichsbanknebenstelle sowie eines Handels-, Fabrik- und Gewerberates. Von den ehemaligen, im Anfang des 18. Jahrh. abgetragenen Festungswerken sind noch Teile der Stadtmauer und des Grabens erhalten. Die Stadt ist nach dem Brande vom 4. Sept. 1823 neu aufgebaut und hat (1890) 24455 (11630 männl., 12825 weibl.) E., darunter 2144 Katholiken und 53 Israeliten, Post erster Klasse, Filialpostexpedition, Telegraph, Fernsprecheinrichtung; eine got. Haupt- oder Michaeliskirche, 1230 erbaut und 1884 renoviert, mit zwei Türmen, trefflichem Hochaltar, Kanzel und Taufstein und 9 Chorfenstern, Lorenzkirche, 1889 renoviert, mit wertvollem Altarschrein (1450), Hospitalkirche mit 90 Deckengemälden, steinernem Altartisch (1302) und got. Altarschrein (1511), got. Rathaus mit Turm, Stadtkrankenhaus, neuen Bahnhof im Renaissancestil; ferner ein königl. Gymnasium Albert-Maximilianeum, 1546 eröffnet (Rektor Keppel, 20 Lehrer, 9 Klassen, 243 Schüler), eine Realschule mit gewerblicher Fortbildungsschule, höhere Mädchenschule, ein Hospitalstift (1260 gegründet), Waisenhaus (1757), Stadt- und Landkrankenhaus, Armenbeschäftigungsanstalt, Nikolai- und Erhardistift, Sparkasse, Leihanstalt, Gasanstalt, Wasserleitung und Kanalisation. H. ist der Mittelpunkt der oberfränk. Woll- und Baumwollindustrie und nimmt auch in der Textilindustrie eine hervorragende Stellung in Bayern ein. Es bestehen etwa 2000 Betriebe und Gewerbe, darunter 80 Fabriken, 800 Handelsgeschäfte und 1090 Gewerbebetriebe, 3 mechan. Baumwoll-, 1 Schafwollspinnerei (zusammen etwa 200000 Spindeln), 7 mechan. Webereien (1500 Stühle), 13 Fabriken für baumwollene und wollene Stoffe, 9 Appreturanstalten, eine Gelb- und Eisengießerei, ferner Fabriken für Maschinen, Kassenschränke, Drahtmatratzen, Strumpfnadeln, Chemikalien, Dachpappe, Essig, Liqueur-und Zuckerwaren, 16 Brauereien, 19 Gerbereien, 9 Bildhauerwerkstätten, Bau-und Möbeltischlereien, Töpfereien und Glasereien. H. ist Sitz der 2. Sektion der Süddeutschen Textilberufsgenossenschaft. Der Handel ist bedeutend und wird unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, Filiale der königl. Bank in Nürnberg, den Hofer Kreditverein und Jahrmärkte.

Geschichte. Die älteste Benennung von H. war Regnizi, Regnitzhof. Stadt und Bezirk waren reichsunmittelbar, zuerst unter den Markgrafen von Vohburg, von 1209 an unter den Herzögen von Meran, von denen die Vögte von Weida die Stadt als Reichsafterlehn innehatten. 1276 ist das Schloß Rekeniz Sitz der Vögte und 1306 wurde die Stadt Sitz eines Halsgerichts. Am 27. Okt. 1303 wurde das Regnitzland der Nürnberger Landvogtei einverleibt, und H. erhielt 1304 einen Reichslandvogt. 1323 wurden die Burggrafen von Nürnberg als Erben der meranischen Lehnsherrschaft von 1248 vom Kaiser Ludwig dem Bayern bestätigt. 1373 ist Burggraf Friedrich von Nürnberg der alleinige Herr von H. und Regnitzland. 1792 kamen sie an Preußen, 1806 an Frankreich, 1810 an Bayern. H. war schon zur Zeit der Kreuzzüge ein lebhafter Handelsplatz. Die Textilindustrie wurde bereits im 16. Jahrh. gegründet. - Vgl. Chronik der Stadt H. nach einer Handschrift von Enoch Widmann vom J. 1596, hg. von H. Wirth (8 Hefte, Hof 1843 - 48); von Weitershausen, Übersicht der Stadt- und Landeshauptmannschaft H. (ebd. 1787; neu gedruckt 1884); Tillmann, Die Stadt H. und ihre Umgebungen (ebd. 1886); von Reitzenstein-Reuth, Das Regnitzland (ebd. 1888).

Hof, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Sternberg in Mähren, an der Straße von Olmütz nach Troppau, Sitz eines Bezirksgerichts (173,21 qkm, 17 Gemeinden, 21 Ortschaften, 13470 meist kath. deutsche E.). H. ist sehr alt, hat (1890) 2803 meist kath. deutsche E., Post, Telegraph, ansehnliche Pfarrkirche, Rathaus und Leinwandindustrie. 1642 wurde die Stadt von den Schweden verwüstet.

Hofacker, Ludw., luth. Prediger, geb. 15. April 1798 zu Wildbad, seit 1826 Pfarrer zu Rielingshausen bei Marbach, wo er 18. Nov. 1828 starb, bekannt durch seine in pietistisch-methodistischem Tone gehaltenen, weitverbreiteten "Predigten für alle Sonn-, Fest- und Feiertage" (Stuttg. 1829; 41. Aufl. 1890). - Vgl. Knapp, Ludwig H. (5. Aufl., Heidelb. 1883).

Sein Bruder, Wilhelm H., ebenfalls luth. Prediger, geb. 16. Febr. 1805 zu Gärtringen, seit 1835 Diakonus an St. Leonhard zu Stuttgart, wo er 10. Aug. 1848 starb, schrieb: "Zeugnisse evang. Wahrheit" (3 Bde., Stuttg. 1839 - 41; mit Ch. Fr. Schmidt zusammen) und "Predigten für alle Sonn- und Festtage" (3. Aufl. 1880). - Vgl. L. Hofacker, Wilhelm H. (Stuttg. 1872).

Hofagent, s. Agent.

Hofämter, s. Hof (S. 243 b) und Hofstaat.

Hofburg, s. Burg (Bd. 3, S. 752 a). - H. oder "die Burg" heißt insbesondere das kaiserl. Residenzschloß zu Wien; Hofburgtheater das Hof-Schauspielhaus daselbst. (S. Wien und Burgtheater.)

Hofburgwache hieß in Österreich bis 1884 die (1802 errichtete) Leibgarde-Infanteriecompagnie.

^[Abb: Wappen von Hof]