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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hoffmann (Karol Boromeusz Aleksander) - Hoffmann & Campe
rationen zur "Zauberfldte", sür den "Freischütz"
und "Nomeo und Julie". Darauf führte er die
vier Lebensfreuden für den Österreichifchen Kunst-
verein aus, für Erzherzog Leopold malte er die
landschaftlichen Wandmalereien im Schlosse Hörn-
stein, anderes für Baron Sina und für das Palais
Epstein in Wien acht große Wandgemälde (Rom,
Athen, Insel Phylä, Inseln Corfu und Capri, Gosau-
see mit dem Dachstein, Ellora, Wien vom Leopolds-
berg); ferner 1873 drei große Wandgemälde: Idylle,
Drama, Tragödie; dann: Die Todesstunde auf Gol-
gatha. Für Wagners Festspiel "Ring des Nibelun-
gen" schuf er 1874-75 die Skizzen für die scenische
Anordnung und für die Wiener Oper 1877 die
Dekorationen zur "Walküre". König Ludwig II. von
Bayern gab ihm den Auftrag zur Ausführung eines
Cyklus zum "Ring des Nibelungen", den der Künstler
1883 vollendete. Seine spätern Schöpfungen sind
ideale Landschaften zur Darstellung der Bildungs-
epochen der Erdoberfläche für das naturhistor. Hof-
museum und zwei Wandgemälde für das Parla-
mentsgebäude. Von neuern Landschaften sind her-
vorzuheben: Aus dem böhm. Urwalde und Aus
dem Sabinergebirge bei Mentorello, Aus der Nrzeit,
Unter Ruinen, König Lear im Sturm. H. ist seit
1867 Mitglied der Akademie in Wien.
Hoffmann, Karol Voromeufz Aleksander, poln.
Schriftsteller, geb. 24. März 1798 in Mafovien,
studierte die Rechte, war dann Rat, später einer der
Direktoren der Warschauer Bank, ging nach der
poln. Revolution 1831 ins Ausland, lebte in Paris,
Dresden, Galizien und starb 6. Juli 1875 in Blase-
witz bei Dresden. H.s Hauptwerk ist: "Historik
rOlorinpolit^cxn^eii^v äa>vQ6^ böiges" (Pos. 1869);
ferner schrieb er die Nevolutionsschrift "Die große
Woche der Polen" (Warfch. 1831), "Ooup ä'wii Lur
I'etkt Politikus äk ?oIoFU6 80U8 1a. äoinination
ru836" (Par. 1832), "(Ü2t6i'^ pongtania." (ebd. 1837)
und "Vaäemekuin Mskis" (ebd. 1839), "Das Stu-
dium über den westl. Panslawismus" (Pos. 1868),
"König Leszczynski als Verbannter" (2 Bde., Lpz.
1866) u. a. Im Gegensatze zu Lelewel betonte er
das monarchische Princip im alten Polen.
Seine Gemahlin, Klementyna H., geborene
Tanska, geb. 23. Nov. 1798 zu Warschau, machte sich
früh durch Iugendfchriften bekannt, war dann
Lehrerin, zuletzt Oberaufseherin sämtlicher Mädchen-
schulen in Warschau. Seit 1829 verheiratet, folgte
sie 1831 ihrem Gemahl ins Ausland und starb
15. Sept. 1845 in Passy bei Paris. Sie schrieb
Romane (darunter "Jan Kochanowski", 2 Bde.,
Lpz. 1845), Erzählungen, Unterrichtsbücher für
Mädchen. Ihre nachgelassenen Werke (9 Bde., Verl.
1848) enthalten u. a. ihre "Memoiren" (3 Bde.).
Eine Gesamtausgabe ihrer Werke besorgte Zmi-
chowska (12 Bde., Warsch. 1876-77).
Hoffmann, Wilh., prot. Kanzelredner und
Kirchenpolitiker, geb. 30. Okt. 1806 zu Leonberg in
Württemberg, studierte im Tübinger Stift, ward
1829 Vikar in Heumaden bei Stuttgart, 1832 Repe-
tent am Stift zu Tübingen, 1833 Stadtvikar in
Stuttgart, 1834 Pfarrer zu Winnenden, 1839
Missionsinspektor in Basel, 1843 zugleich außer-
ord. Professor an der Universität daselbst, 1850
ord. Professor und Ephorus des Stifts in Tübingen.
Durch Friedrich Wilhelm IV. 1852 als Hof- und
Domprediger nach Berlin berufen, wurde H. dafelbst
Mitglied des Evangelischen Obertirchenrates, 1853
Generalsuperintendent der Kurmark, Vicepräsident
des brandenb. Konsistoriums, Domherr zu Branden-
burg, 1854 Mitglied des Staatsrates und Leiter des
neubegründeten Domkandidatenstifts, endlich 1871
Oberhofprediger; er starb 28. Aug. 1873. H. genoß in
hohem Maße das Vertrauen Friedrich Wilhelms IV.
und übte unter diefem wie auch unter Wilhelm I.
den größten Einfluß auf die Gestaltung der innern
Verhältnisse der evang. Kirche Preußens aus. Sein
Standpunkt war der der "positiven Union". Be-
achtung verdienen seine Missionsschriften: "Mis-
sionsstunden" (Stuttg. 1848; neue Sammlung 1851),
"Missionsfragen" (Heidelb. 1848), "Die Epochen
der Kirchengerichte Indiens" (Berl. 1853), "Die
Morgenröte des tropifchen Afrika" (Einleitung zur
Übersetzung von "Abbeokuta oder Sonnenaufgang
zwischen den Wendekreisen", ebd. 1859), "Franz
lavier, ein weltgeschichtliches Missionsbild" (mit
Venn, Wiesb. 1869); auch redigierte H. 13 Jahre
lang das "Baseler Missionsmagazin". Ferner gab er
die Prediqtsammlungen "Ruf zum Herrn" (8 Bde.,
Verl. 1854-58), "Die Haustafel" (3 Bde., ebd.
1859-63), "Ein Jahr der Gnade in Christo" (ebd.
1864) heraus. Seit 1866 suchte H. für Versöhnung
und Einigung des Südens und Nordens zu wirken,
fo durch die Schriften: "Deutfchland einst und jetzt
im Lichte des Reiches Gottes" (Berl. 1868), "Deutsch-
land und Europa im Lichte der Weltgeschichte" (ebd.
1869). - Vgl. Karl Hoffmann, Leben und Wirken
des I)r. Ludwig Friedrich Wilhelm H. (2 Bde., Verl.
1878 - 80). ^Heinr.
Hoffmann-Donner, Dichter, f. Hoffmann,
Hoffmannianer, f. Tempelgesellschaft.
Hoffmannscher Lebensbalfam, s. Lebensbal-
sam, Hoffmannscher.
Hoffmanns Tropfen (I^nor anoä^nug mi-
neraiig Ilotknikmin, Zpiritug aetiiLreus, Ath er-
Weingeist, auch Liquor), nach dem Arzte Fried-
rich Hosfmann (s. d.) benannt, der sie zuerst in den
Arzneischatz einführte, eine klare, farblofe, stark
nach Äther riechende Mifchung aus 1 Teil Äther und
3 Teilen Weingeist; sie wird zu 10 - 25 Tropfen
auf Zucker genommen, als belebendes und krampf-
stillendes Mittel vielfach gegen Ohnmachten und
Krampfzustände angewandt.
Hoffmann H Campe, Buchhandlung in Ham-
burg, 1808 durch Verschmelzung der beiden dortigen
Buchhandlungen von B.G. Hoffmann und A. Campe
entstanden. Begründer der erstern(1781) war Ben-
jamin Gottlob Hoffmann, geb. 4.Mai 1748 in
Steinau in Schlesien, gest. 5. Febr. 1818. Begrün-
der der andern (um 1802) war August Campe,
geb. 28. Febr. 1773 in Deensen bei Holzminden als
Neffe von Joachim Heinr. Campe (s. d.). Er hei-
ratete 1806 die Tochter Hoffmanns (f. Campe,
Elifabeth) und wurde 1808 Teilhaber, 1810 Leiter
und 1818 alleiniger Besitzer der Firma H. & C.
1823 zog er sich vom Sortiment zurück und wid-
mete sich dem Verlag. Er starb 24. Okt. 1836. Die
Firma ging 1823 über an seinen Bruder Julius
Campe, geb. 18. Febr. 1792, der an den Frei-
heitskriegen teilgenommen hatte. Er entwickelte
eine bedeutende Verlagsthätigkeit, namentlich in
Schriften liberaler Tendenz: Heine, Raupach, Gutz-
kow, Borne, Anastasius Grün, Wienbarg, Hoffmann
von Fallersleben, Vehse, was ihm Verfolgungen zu-
zog. 1841 wurde sein gesamter Verlag in Preußen
verboten; auch in Asterreich waren die meisten seiner
Verlagsartikel verboten. Campe stand mit vielen
seiner Autoren in freundschaftlichen Beziehungen,