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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Holz (feuersicheres) - Holz (künstliches)
innern Holzschichten bilden; Frostrisse oder
Frostspalten (s. d.); Drehwüchsigkeit,
d. b. ein spiralig um die Achse des Stammes
gerichteter Verlauf der Holzfasern. Rechts oder
"widersonnig" gedreht ist ein Baum, wenn die
von unten nach oben verfolgten Fasern beim
stehenden Baume von der linken nach der rechten
Seite des vor ihm stehenden Beobachters laufen;
verlaufen die Fasern von rechts nach links, so ist
der Baum links oder "nachsonnig" gedreht. Star-
ker Drehwuchs macht das H. zu manchen Nutz-
zwecken ganz unbrauchbar, es spaltet nicht, ist we-
niger tragfähig u. s. w. Schwacher Drehwuchs
schadet wenig, in manchen Gegenden schreibt man
dem nachsonnig gedrehten H. größere Verwendbar-
keit zu als dem widersonnigen. Ursache des Dreh-
wuchses ist unbekannt. (S.Drehwüchsigkeit.) Ästig-
keit des H., d. h. eingewachsene Aste, machen das-
selbe unbrauchbar für Spalt- und feinere Schnitt-
waren; durch Erhaltung des Vestandesschlusses,
auch durch künstliche Entfernung der Aste mit Messer
und Säge erzieht der Forstwirt möglichst astreines
H. Ein nützlicher Fehler des H. ist für manche Ver-
wendungszwecke verschlungener und wellenförmiger
Verlauf der Fasern; hierber gehört Maserwuchs,
hervorgerufen durch örtliche Wucherung zahlreicher
Proventiv- mitunter auch Adventivknospen, manch-
mal infolge von Verletzungen, besonders bei Pap-
peln, Ulmen, Erlen, Birken, Eichen, Ahorn, Linden
(Fournierholz, H. zu Tabaksdosen, Pfeifenköpfen
u. s. w.). Nicht verschlungenen, sondern nur wellen-
förmigen Verlauf der Fasern zeigt derwimmerige
Wuchs, am meisten zu finden bei Buchen, Eschen,
Erlen, Eichen, besonders am Wurzelansatze; der-
artiges H. ist gut für Tifchlerware, weniger gut als
Bauholz zu brauchen.
Fehler des H., die durch Krankheit der Holz-
faser verursacht werden, Fäulnis und Krebs,
sind immer nachteilig für dessen Brauchbarkeit.
Die Rotfäule (s. d.) und Weihfäule (s. d.)
werden meist eingeleitet durch parasitische Pilze,
die entweder von oberirdischen Wundstellen oder
von den Wurzeln aus in den lebenden Baum
eindringen. Fäulnis scheint aber auch hervorge-
rufen werden zu können durch Einwirkung von Luft
und Wasser auf Wundstächen, wobei sich Pilze nur
sekundär beteiligen, oder als Wurzelfäule durch
ungenügenden Sauerstoffgehalt des Bodens. Bei
der Zersetzung des H. durch parasitische Pilze ver-
liert es seinen Zusammenhang durch Auflösung der
Zellwände und nimmt verschiedene Farben an. Nach
dem örtlichen Auftreten der Krankheit spricht man
von Wurzel-, Stock-, Ast- und Kernfäule. Äußerliche
Fäulnis bezeichnet man gern mit dem Ausdruck
"Krebs". Beschädigungen, Frostrisse, Insekten sind
oft Ursache, obgleich auch hier Pilze eine Hauptrolle
spielen. Die Fäulnis tritt noch häufiger als in leben-
den Bäumen in totem, bereits verarbeitetem H. auf,
und auch hier ist sie von verschiedenen Pilzen beglei-
tet oder eingeleitet. Ein höchst gefährlicher Feind ist
in dieser Beziehung der Hausschwamm (s. d.).
Das H. wird zu den verschiedensten technischen
Zwecken verwendet. In chemisch unverändertem Zu-
stande dient es zu baulichen Zwecken (s. Bauholz),
Tischler-, Drechsler-, Schnitzarbeiten u. s. w. (s. Holz-
waren), sowie als Brennholz zum Heizen (s. Heiz-
materialien). Durch mechan. Zerkleinerung des H.
mit oder ohne chem. Veränderung erhält man die
Cellulose (s. d.), den Holzstoff (s. d.) und das künst-
liche H. (s. Holz, künstliches); durch trockne Destilla-
tion die Holzkohle (s. d.), Holzessig (s. d.), Holzgas
(s. d.), Holzöl (s. d.), Holzteer ls. d.). Aus den leben-
den Nadelhölzern gewinnt man Harz (s. Harz-
nutzung). Mancherlei Gerb- und Farbstoffe werden
aus meist ausländischen H. gewonnen. Der Kam-
bialsaft der Nadelhölzer liefert Vanillin u. s. w.
Über die Sortimente des H. s. Holzaufbereitung,
über das Fällen des H. s. Holzfällung, über den
Holzhandel s. d.
Litteratur. Scheden, Rationell-praktische An-
leitung zur Konservierung des H. (2. Aufl., Lpz.
1860); Nördlinger, Die technischen Eigenschaften der
H. (Etuttg. 1860); ders., Querschnitte von 100 Holz-
arten (11 Bde., deren jeder 100 natürliche, dünne
Vlättchen Hirnholz mitText enthält, ebd.1852-88);
derf., Anatom. Merkmale der wichtigsten deutschen
Wald- und Garten-Holzarten (ebd. 1881); ders.,
Die gewerblichen Eigenschaften der H. (ebd. 1890);
I. Wiesner, Einleitung in die technische Mikroskopie
(Wien 1867); ders., Die Rohstoffe des Pflanzenreichs
(Lpz. 1873); W. Exner, Die mechan. Technologie des
H., Bd. 1: Die mechan. Eigenschaften des H. (nur
I.Hälfte erschienen, Wien 1871); Ad. Mayer, Chem.
Technologie des H. als Baumaterial (Braunschw.
1872); R.Hartig, Die Zersetzungserscheinungen des
H. der Nadelholzbäume und der Eicke (Berl. 1878);
ders., Der echte Hausschwamm (ebd. 1885); ders.,
Lehrbuch der Vaumkrankheiten (2. Aufl., ebd. 1889);
Buresch, Der Schutz des H. gegen Fäulnis und son-
stiges Verderben (2. Aufl., Dresd. 1880); Burkart,
Sammlung der wichtigsten europ. Nutzhölzer (40 Ta-
feln mit Holzdurchschnitten, Brunn 1880); Gott-
getreu, Physische und chem. Beschaffenheit der Bau-
materialien (3. Aufl., 2 Bde., Verl. 1880-81);
Frank, Die Krankheiten der Pflanzen (Vresl. 1881);
Printz, Die Bau- und Nutzhölzer oder das H. als
Rohmaterial für technifche und gewerbliche Zwecke
(Weim. 1884); Karmarsch, Handbuch der mechani-
schen Technologie (6. Aufl., 3 Bde., bearbeitet von
H.Fischer, Lpz. 1887 fg.); K. Gayer, Die Forst-
benutzung (7. Aufl., Verl. 1888); von Thümen,
Über das H. und seine wichtigsten Eigenschaften, im
"Prometheus", 3. Jahrg. (Wenn. 1892), Nr. 142,
143,146 u. 147.
Holz, feuersicheres, s. Holzimprägnierung.
Holz, fossiles, versteinertes, besonders ver-
kieseltes oder verkohltes H., das sich in fast allen
aeolog. Formationen findet. Viele Teile der Braun-
kohlen und die Faserkohle der Steinkohlenperiode
sind weiter nichts als fossiles H. Verkieseltes H. ist
ungemein weit verbreitet, in Deutschland z. B. im
Rotliegenden am Kyffhäuser, bei Chemnitz u. s. w.
Im besondern bezeichnet man wohl aber auch als
sossiles H. solche Stücke in geologisch jungen Ab-
lagerungen wie im Torf, die, nur wenig carboni-
siert, noch so viel Festigkeit besitzen, daß sie be-
arbeitet werden können.
Holz, gebogenes, s. Holzbiegmaschinen.
Holz, künstliches (frz. dois äurci), eine in
neuerer Zeit, zuerst von Latry in Paris, aus den
feingepulverten Sägespänen harzreicher H., die mit
Albumin, einer Leimlösung oder andern Klebstoffen
gemischt sind, unter Anwendung von erwärmten
metallenen Formen durch den Druck starker hydrau-
lischer Pressen erzeugte Masse, die sich ganz in der
Art des natürlichen H. bearbeiten, auch färben,
vergolden und bronzieren läßt und aus welcher auf
bei weitem wohlfeilere Weise als durch die mühsame