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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Horvatovic - Hosemann
schiedenen Orten in der Seelsorge sowie als Er-
zieher thätig. Er erhielt 1844 die Professur der
ungar. Sprache und Litteratur am Theresianum zu
Wien und folgte 1847 einem Rufe als Propst und
Pfarrer nach Hatvan, wurde 1848 zum Bischof von
Csanäd ernannt und erhielt nach der Unabhängig-
keitserklärung vom 14. April 1849 das Portefeuille
des Kultus und des öffentlichen Unterrichts. Nach
Niederwerfung der Revolution ward er in ccmw-
maciam zum Tode verurteilt, doch gelang es ihm,
nach dem Auslande zu entkommen. Er lebte seit-
dem teils in Paris und Brüssel, teils in der Schweiz
und Italien. 1866 erhielt er die Erlaubnis, nach
Ungarn zurückzukehren, und wurde nun wiederholt
von der Stadt Szegedin, und nach Deäks Tode
auch von der Innerstadt Budapest zum Abgeordne-
ten in den Reichstag gewählt, wo er sich zur ge-
mäßigten Deak-Partei hielt. Er war auch Präsident
des Landesunterrichtsrates. H. starb 19. Aug. 1878
in Karlsbad. H.s bedeutendste Arbeiten sind: "^
Na^ai-ok t0i-t6N6t6" ("Geschichte der Ungarn",
4 Bde., Päpa 1842-46; deutsch, 2 Bde., Pest
1851-55; neue Aufl. 1861), die "Nonumenta
llunFarias inZtorica" (4 Bde., Pest 1857 fg.) sowie
eine eingehende Geschichte von Ungarn (6 Bde.,
obd. 1859-63; neue Aufl., 8 Bde., ebd. 1871-73).
Hierzu kamen noch "Hu^onöt ev Hla^g.roi'LxäF
törtknsluikdöl" ("Fünfundzwanzig Jahre aus der
Geschichte Ungarns", 2 Bde., Genf 1863; neue
Aufl., 3 Bde., Pest 1868; deutsch, Lpz. 1866) und
"Na^ai-or^F lü^6ti6ii86Fi kai-exan^ törte-
n6ts" ("Geschichte des Unabhängigkeitskrieges in
Ungarn 1848 und 1849", 3 Bde., Genf 1865; neue
Aufl., 3 Bde., Pest 1871-72). Seine kleinern Werke
erschienen gesammelt in vier Bänden (Pest 1868).
Horvatovic (spr. -witsch), Georg, serb. Ge-
neral, geb. 29. Jan. 1835 zu Slobodnica im
Komitat Pozega (Kroatien-Slawonien), trat in das
österr. Heer ein. Im ital. Feldzuge 1859 avancierte
er zum Oberlieutenant, trat 1862 in serb. Dienste,
wurde 1872 Major und 1875 kurz vor dem Aus-
bruch des Krieges mit den Türken Oberstlieutenant.
In der Schlacht bei Knjazevac schlug er 4. Aug.
1876 das türk. Centrum, konnte aber die Nieder-
lage der Serben nicht hindern. Am 25. Aug. kam
er dem General Tschernajew, den die Türken bei
Alerinac hart bedrängten, zu Hilfe und entfchied
die Schlacht zum Vorteil der Serben, wofür er zum
Obersten ernannt wurde. Auch in dem zweiten Kriege
1877-78 hat sich H. als Führer bewährt. 1880
ward er zum außerordentlichen Gesandten am Hofe
zu Petersburg ernannt. Nach Serbien zurückgekehrt,
wurde H. nach dem kläglichen Ausgange des Serbisch-
Bulgarischen Krieges im Dez. 1885 in das Haupt-
quartier berufen und mit dem Oberbefehl betraut.
Doch erkannte er bald, daß für Serbien eine Weiter-
führung des Krieges nicht möglich sei, und so kam
es zu den Verhandlungen, welche den Frieden zu
Bukarest zur Folge hatten. 1886 übernahm er das
Kriegsministerium, trat aber 1887 wegen der Un-
möglichkeit, seine neue von der Skupschtina ange-
nommene Heeresorganisation bei der schlechten Fi-
nanzlage durchzuführen, wieder zurück.
Hörzellen, s. Gehör (Bd. 7, S. 691a).
Horzeln, Bezeichnung für wenig lagerhafte
Bruchsteine ss. d.).
Hö-fchang, s. Buddha (Bd. 3, S. 695 d).
Hofe, s. Hosen. - Beim Pferde heißt H. die
um den Unterschenkel herumgelagerte Muskulatur.
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX.
Ist diese Partie breit und mit dicker Muskulatur
versehen, so spricht man von einer "vollen H.".
Das Gegenteil bezeichnet man als "dürftige H."
oder als "fuchslendig".
Hosea, Prophet des 8. Jahrh. v. Chr., der zweite,
von dem uns eine Schrift erhalten ist, war der Sohn
eines sonst unbekannten Mannes Been, wahrschein-
lich aus dem Reiche Israel. H. weissagte unter
Ierobeam II. von Israel und dessen Nachfolgern.
Sein Buch steht im Kanon des Alten Testaments
an der Spitze der sog. zwölf Kleinen Propheten.
H. eifert gegen die kultische und sittliche Verderbnis
des Reichs Ephraim. Israel hat zwei große künden
begangen: es verehrt statt des wirklichen Iahwe die
Iahwebilder, die er Baale nennt, und hat sich wider
Iahwes Willen Könige gesetzt. Durch diese Sünden
ist es in den Zustand innerer Verkommenheit und
äußerer Schwäche geraten; es droht nun eine
Beute seiner Nachbarn zu werden. Darin aber er-
kennt H. die von Iahwe für Israels Abfall ver-
hängte Strafe. Entfcheidend für die Einkleidung
dieser Gedanken und die Quelle für einen Teil des
Inhalts derfelben sind die persönlichen Schicksale
des H. gewesen. Er hatte das Unglück, daß ihm
sein Eheweib untreu wurde und entlief, und be-
mühte sich in selbstverleugnender Liebe, dasselbe
zurückzugewinnen und zu bessern. In diesem ihm
widerfahrenen Schickfal erkennt er eine göttliche
Lebensführung. Iahwe hat ihm an diefem Schicksale
sein Verhältnis zu Israel deutlich machen wollen:
Iahwe ist der liebende Gemahl Israels, der sein
untreues Eheweib trotz seiner Sünden mit heißer
Liebe umfaßt und gern retten möchte, sich aber
genötigt fehen wird, es zu verstoßen, wenn es
sich nicht bekehrt. H. hat den spätern Zeiten die
bildliche Bezeichnung der Abgötterei als Ehebruch
und Hurerei und die Bezeichnung des altisrael. Kul-
tes als Vaalkult vererbt, auch die spätere unhistor.
Auffassung des israel. Königtums vorgebildet.
Hofea, der letzte König des Reiches Israel, führte,
von Tiglatpilesar (Teglatphalasar) 734 v. Chr. ein-
gesetzt, durch seinen Abfall von dessen Nachfolger
Salmanassar den Untergang des samaritanischen
Königtums 722 herbei. Auf die Kunde, daß H. mit
Ägypten verhandle, erfchien Salmanassar sofort in
Palästina und zwang den H., sich auf Gnade und
Ungnade zu ergeben. Sein Ende ist unbekannt.
Hofemann, Andr., s. Osiander.
Hosemann,Theodor, Genremalerund Zeichner,
geb. 24. Sept. 1807 zu Brandenburg, bildete sich an
der Akademie zu Düsseldorf erst unter Cornelius,
dann unter Schadow. Dann schloß er sich der 1824
nach Berlin übersiedelnden lithographischen Anstalt
von Wmckelmann an und war mit großem Erfolg
als Illustrator thätig, und zwar namentlich für
Iugendschriften, doch auch für ernstere Werke, wie
die Schriften von E. T. A. Hoffmann, I. Gotthelf,
Zachariä, Anderfen, Glaßbrenner u. s. w. hier
machte er auch die ersten Versuche in der Ölmalerei,
indem er hauptsächlich das Berliner Philistertum
humoristisch darstellte. Die Rehberger (die dama-
ligen Erd- und Karrenarbeiter Berlins), Die musi-
zierenden Erdarbeiter (1854), Der Sandfuhrmann
(1855; Berliner Nationalgalerie), Die Kegelspieler
(1855), Berliner Sommerwohnung, Berliner Bier-
trinker u. s. w. sind trotz der veralteten, trocknen
Technik von bleibendem Wert. 1857 wurde er zum
Professor und 1860 zum Mitglied der Akademie der
Künste ernannt. H. starb 15. Okt. 1875 zu Berlin.
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