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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hyacinthus; Hyāden; Hyakinthĭa; Hyakinthos; Hyalīn; Hyalīt; Hyalītglas

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Hyacinthus – Hyalitglas

und bedeckt sie 6‒8 cm hoch mit Erde, bei starkem Frost mit Laub oder Stroh, das aber beim Eintritt milderer Witterung immer wieder abgeräumt werden muß. Nach der Blüte hebt man sie, wenn die Blätter vollkommen dürr geworden, vorsichtig aus (etwa Ende Juni), breitet sie, gegen heiße Sonne geschützt, auf trocknem Boden, etwa in Gartenwegen aus, bedeckt sie mit etwas Sand, schneidet nach etwa acht Tagen die Blätter und Stengel ab und bewahrt dann die Zwiebel auf einem Hausboden oder in besondern Schuppen oder an einem andern trocknen Orte bis zur Pflanzzeit auf.

Der bei weitem größte Teil der jährlich gezüchteten blühbaren Zwiebeln wird zum Treiben im Winter verwendet und die schwachen Zwiebeln von billigen Sorten zur Bepflanzung von Blumenbeeten für den Frühlingsflor benutzt. Zum Treiben werden die Hyacinthenzwiebeln im September einzeln oder zu mehrern zusammen in Töpfe gepflanzt, mäßig angegossen, mit den Töpfen in 40 cm tiefe Erdgruben gestellt und mit Erde bedeckt oder im Keller in Sand eingegraben. Dort bleiben sie so lange stehen, bis sie zum Treiben benutzt werden sollen. Anfang Januar kann man im Zimmer mit dem Treiben der Zwiebeln mit Aussicht auf Erfolg beginnen und hebt zu diesem Zweck einen Teil der Töpfe aus der Erde, stellt sie an einen warmen Platz des Zimmers und bedeckt die Spitzen der Zwiebeln mit einer Papierdüte, wodurch das Längenwachstum der Blätter und des Blütenschaftes gefördert wird. Wenn dieser vollständig sichtbar ist, werden die Papierdüten abgenommen und die Töpfe auf das Fensterbrett gestellt. Das Wachstum fördert man durch Gießen mit lauwarmem Wasser.

Zum Treiben auf Wassergläsern eignen sich nur gesunde Zwiebeln leicht zu treibender, einfach blühender Sorten. Die Gläser werden so weit mit Regen- oder Flußwasser gefüllt, daß der Boden der aufgesetzten Zwiebeln den Wasserspiegel nicht ganz berührt. Die mit Zwiebeln besetzten Gläser setzt man mindestens 6‒8 Wochen in einen Keller oder an einen andern kühlen dunkeln Ort, damit sich die Zwiebeln gut bewurzeln können. Wenn dies geschehen ist, so kann mit dem Treiben im Zimmer begonnen werden. Die kleinblumigen röm. Hyacynthen ^[richtig: Hyacinthen], besonders die Sorte Romaine blanche, können ohne Schwierigkeit schon vom November ab auch im Zimmer zur Blüte gebracht werden, dagegen ist dies bei den großblumigen gewöhnlich erst von Mitte Dezember ab möglich und bis Anfang Januar schwierig, und erfordert eine große Sorgfalt und besondere Einrichtungen.

In den Berliner Handelsgärtnereien werden die Hyacinthen meist zuerst in einem warmen dunkeln Mistbeet von Mitte November ab angetrieben und hierauf in einem warmen Treibhause zur Blüte gebracht. Zu den am leichtesten früh zu treibenden Hyacinthen mit einfachen Blumen gehören: 1) dunkelrote: Homerus (die allerfrüheste Sorte), Gellert und General Pélissier; 2) hellrote: Maria Cornelia, Norma und Emilius; 3) weiße: Blanchard, Grand Vedette und Lord Gray; 4) hellblaue: Emilius Nimrod und Grand Lilas; 5) dunkelblaue: Wilhelm Ⅰ., Prinz von Sachsen-Weimar und Baron von Thuyl. Die in Berlin kultivierten Zwiebeln lassen sich leichter treiben als die aus Holland bezogenen.

Die Hyacinthe ist mehrern Krankheiten unterworfen, die oft den Untergang großer Pflanzungen nach sich ziehen. Am meisten verbreitet ist die Ringelkrankheit. Man erkennt sie beim Durchschneiden des Zwiebelhalses daran, daß sich durch die Schnittfläche ein feiner brauner Ring zieht, der Anfang einer trocknen Zersetzung, welche von oben nach dem Boden der Zwiebel vorschreitet und die Vertrocknung derselben herbeiführt. Der schwarze Rotz tritt anfänglich als Hautkrankheit auf, indem die äußern Schalen der Zwiebel mit schwarzen länglichen oder rundlichen, erhabenen Flecken, auch wohl mit großen, dunkeln, genarbten Krusten besetzt sind. Sorauer («Handbuch der Pflanzenkrankheiten», 2. Aufl., Berl. 1886) hält einen Pilz (Pleospora hyacinthi Sor.) für die Ursache dieser krankhaften Erscheinung. Durch eine andere Pilzform entsteht der weiße Rotz, durch den die Zwiebel in eine schmierige, gelbliche Masse verwandelt wird. Auch die Zwiebeln der Gladiolen, Amaryllen, Tulpen und verwandter Gewächse sind dieser oder ähnlichen Krankheiten unterworfen.

Vgl. Rietzschel, Die Hyacinthe, ihre Kultur in Töpfen und im freien Lande (Lpz. 1879).

Hyacinthus, in der Mythologie, s. Hyakinthos.

Hyāden, Nymphen, deren Zahl und Abstammung verschieden angegeben wird. Hesiod führt fünf H. als den Chariten ähnliche Nymphen an, Thales zwei, Pherekydes sechs oder sieben, welche vom Zeus den Dionysos zur Pflege erhielten und später von ihm unter die Sterne versetzt wurden. Nach Euripides sind sie Töchter des Erechtheus, drei an Zahl; nach andern soll die Okeanide Aithra oder Pleïone dem Atlas zwölf Töchter und einen Sohn Hyas geboren haben. Als dieser auf der Jagd von einer Schlange oder einem Löwen getötet worden war, wurden aus Mitleid von Zeus fünf Schwestern unter dem Namen H. unter die Sterne versetzt. Wie schon ihr Name sagt, sind die H. (grch. hyein, regnen lassen) regenspendende, d. h. Wolkengöttinnen, und als solche sind sie die Ammen des Gottes der Vegetation Dionysos.

H. heißt auch eine Sterngruppe am Kopfe des Stiers, deren hellster Stern Aldebaran (s. d.) ist.

Hyakinthĭa, Hyakinthĭen, s. Hyakinthos.

Hyakinthos (lat. Hyacinthus), der Sohn des spartan. Königs Amyklas und der Diomede, war ein Jüngling von außerordentlicher Schönheit und wurde von Apollon und Zephyros (oder Boreas) geliebt. Eifersüchtig auf Apollon, lenkte Zephyros, als einst Apollon den H. im Diskuswerfen unterrichtete, die Wurfscheibe gegen den Kopf des H., sodaß dieser entseelt zu Boden stürzte. Da ihn Apollon nicht mehr ins Leben zurückzurufen vermochte, ließ er, um wenigstens das Andenken an den Geliebten zu verewigen, eine Blume, bezeichnet mit den Klagelauten AI AI, aus seinem Blute entsprießen. Unter dieser Blume, die nach andern aus dem Blute des Aias entstanden sein soll, versteht man jedoch nicht sowohl unsere Hyacinthe, als eine Irisart. Dem H. zu Ehren feierte man noch in röm. Kaiserzeit zu Amyklä in Lakonien ein mehrtägiges Fest, Hyakinthia genannt.

Hyalīn, ein dem Chitin (s. d.) ähnliches tierisches Glykosid, das sich in der Wand der Echinokokkenblasen befindet und sich vom Chitin dadurch unterscheidet, daß es sich schon beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure unter Spaltung löst.

Hyalīt, Mineral, s. Glasopal.

Hyalītglas, eine zu Kunstgefäßen verwendete, glänzend schwarze, undurchsichtige Glasmasse, die durch Verschmelzen von Eisenschlacke, Basalt oder