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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hydroidquallen - Hydromotor

dem Stocke auftreten und sich namentlich in die Funktionen der Ernährung und Fortpflanzung teilen. Die Nährpolypen sind mit Fangarmen und Nesselorganen zum Ergreifen und Bewältigen der Beute ausgestattet, während die Geschlechtspolypen oder Gonoblastidien an ihrer Leibeswand die sog. Geschlechtsgemmen oder Gonophoren erzeugen, die entweder im einfachsten Falle unmittelbar die Geschlechtsstoffe produzieren und in das Wasser entleeren oder aber in ihrer höchsten Entfaltung sich zu Medusen (Hydroidquallen) ausbilden und vom Stocke sich loslösen, um als freischwimmende Geschlechtsgeneration weiter zu leben. Aus den von ihnen erzeugten Eiern entwickeln sich Larven, die sich festsetzen und durch Knospung wieder ein Hydroidpolypenbäumchen hervorbringen. Es findet somit ein Generationswechsel (s. d.) statt. Aber wie es H. giebt, die sich ohne freie Medusen vermehren, so giebt es auch zu dieser Gruppe ihrem Baue nach gehörige Medusen (Trachymedusen), die sich direkt ohne Polypengeneration entwickeln. Die Medusen der H., welche nicht mit den Scheibenquallen oder Akalephen verwechselt werden dürfen, unterscheiden sich von diesen, abgesehen von der meist geringern Größe, durch die geringere Zahl von (4-8) Radiärkanälen, die nicht von Hautlappen bedeckten Sinnesorgane am Scheibenrande und den Besitz eines muskulösen Randsaumes, des Segels oder Velum an demselben (Craspedota). Die Systematik der H. ist durch den Generationswechsel und die vielen Modifikationen desselben sehr verwickelt; man trennt im allgemeinen die Gattungen ohne becherförmige Hülle der Polypenköpfchen von denen, die eine solche besitzen. Die Quallengeneration der erstern ist durch Augenflecken am Schirmrande, die der letztern durch Gehörbläschen ausgezeichnet. Zu jenen zählen außer den marinen Arten von Stachelpolypen (Hydractinia) und Röhrenpolypen (Tubularia) auch einer der wenigen Vertreter der Cölenteraten im süßen Wasser, der Süßwasserpolyp (s. d. und Tafel: Cölenteraten II, Fig. 7) oder Hydra und der im Brackwasser lebende Keulenpolyp (Cordylophora); letzterer ist durch seine Einwanderung in das süße Wasser (Havelseen, Hamburger Wasserleitung, salzige See bei Mansfeld u. s. w.) interessant geworden. Zu den Becherpolypen mit Randbläschenmedusen gehören die Sertularien (Fig. 5) und Campanularien (Fig. 2 eine Qualle und Fig. 3 eine Polypenkolonie). Die Nahrung aller H. besteht in winzigen Tieren und ihren Larven, mikroskopischen Organismen aller Art; ihr Vorkommen erstreckt sich über alle Meere, wo sie auf Steinen, Algen, am Holzwerk der Häfen und Schiffe, vielfach auch an den Schalen der Mollusken und anderer Tiere festsitzen.

Hydroidquallen, s. Hydroidpolypen.

Hydrojodsäure, Jodwasserstofffäure, s. Jodwasserstoff.

Hydrokotarnin, ein im Opium (s. d.) enthaltenes Alkaloid, zusammengesetzt C12H15NO3.

Hydrologie (grch.), s. Hydrographie.

Hydrologium (grch.), Wasseruhr.

Hydrolyse (grch.), die Spaltung chem. Verbindungen unter gleichzeitiger Aufnahme der Moleküle des Wassers. Als Beispiel sei der hydrolytische Zerfall des Rohrzuckermoleküls in Traubenzucker und Fruchtzucker, die beide die Zusammensetzung C6H12O6 besitzen, angeführt:

C12H22O11 + H2O = 2 C6H12O6.

Solche Spaltungen erleiden die höhern Kohlenhydrate, Glykoside, Eiweißkörper und viele andern Substanzen durch die Einwirkung verdünnter Säuren oder Alkalien in der Wärme oder durch gewisse (hydrolytische) Fermente.

Hydrolyte (grch.), Bezeichnung für die in Wasser auflöslichen Mineralien. Die im Wasser leicht löslichen Mineralien sind nicht sehr zahlreich, da diese, wenn sie nach ihrer Bildung nicht besonders vor dem Zutritt des Wassers geschützt sind, gleich wieder vergehen. Es gehören dazu einige Sauerstoffsalze (Soda, Glaubersalz, Thonerdesulfate, Eisensulfate, die natürlich vorkommenden Alaune, Vitriole, Salpeter) und Haloidsalze, namentlich Chloride (Steinsalz, Sylvin, Salmiak), auch wenige Säuren (arsenige Säure, Sassolin). Andere spärliche Mineralien sind schwer in Wasser löslich, z. B. Gips.

Hydromanie (grch., "Wasserwut"), übertriebene Vorliebe für das Wasser, namentlich als Heilmittel.

Hydromantie (grch.), Wahrsagung aus dem Wasser.

Hydromechanik (grch.), diejenige Wissenschaft, die unter Anwendung der Mathematik die Einwirkung von Kräften auf tropfbare Flüssigkeiten untersucht. Sie zerfällt in zwei Hauptteile: die Gleichgewichtslehre der Flüssigkeiten oder Hydrostatik (s. d.) und die Bewegungslehre der Flüssigkeiten oder Hydraulik (s. d.).

Hydromedusen, s. Hydroidpolypen.

Hydrometeore (grch.), die wässerigen Niederschläge, die durch Verdichtung des in der Luft enthaltenen Wasserdampfs entstehen, wie Tau, Reif, Nebel, Wolken, Regen, Schnee, Graupeln, Hagel.

Hydrometer (grch., "Wassermesser"), Instrument zum Messen der Geschwindigkeit des fließenden Wassers. (S. Geschwindigkeitsmessung.) Man nennt H. auch Vorrichtungen zur Bestimmung des specifischen Gewichts von Flüssigkeiten, z. B. das H. von Alexander.

Hydrometra (grch.), die Sackwassersucht der Gebärmutter, s. Gebärmutterkrankheiten (Bd. 7, S. 612 b).

Hydrometra, s. Wasserläufer.

Hydrometrie (grch.), s. Wassermessung.

Hydromotor (grch.-lat.), ein von E. Fleischer in Dresden erfundener Hydraulischer Propeller (s. d.) zur Bewegung von Schiffen durch das Ausstoßen von Wassersäulen nach dem Princip der Saveryschen Wasserhebemaschinen. Der Kessel zur Erzeugung des Dampfes steht mit aufrechten, hohlen, schmiedeeisernen Cylindern in Verbindung, die etwa 1 cbm Rauminhalt haben und deren Zahl, 2, 4, 6, 8, sich nach der Größe der Schiffe richtet. Von dem Fuße der Cylinder gehen Röhren nach außenbords, die sich beim Austreten aus der Schiffswand in der Kielrichtung in zwei Äste nach vorn und hinten teilen. In den Cylindern befinden sich halbkugelförmige schmiedeeiserne Schwimmer mit drehbaren Stangen, die durch den Deckel der Cylinder fahren und mit Nuten versehen sind. Denkt man sich einen der Cylinder mit Wasser gefüllt und den Schwimmer auf seinem höchsten Punkt, so hat letzterer die Stange, in deren Nuten er mit Nasen eingreift, so gedreht, daß diese das Dampfzulaßventil des Kessels öffnet und der Dampf oben in den Cylinder strömt. Er treibt dann das Wasser durch den Fuß des Cylinders außenbords, und zwar mit einer Geschwindigkeit von 20 m pro Sekunde, und die hydraulische Reaktion des Strahls erzeugt die Fortbewegung des Schiffs. Die durch das Sinken des Schwimmers erzeugte