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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ibn Challikan; Ibn Durejd; Ibn Hiscam; Ibn Kutaiba; Ibn Roschd; Ibn Sîna; Ibn Tofail; Ibo

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Ibn Challikân – Ibo

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Ibn Chaldûn'

Ausbildung 1351 in tunesischen Staatsdienst, wurde aber bald in den Dienst des Beherrschers von Fes berufen, wo er viel von Intriguen zu leiden hatte. 1362 befand er sich in der Umgebung des Sultans von Granada, in dessen Auftrag er die Friedensverhandlungen mit Don Pedro von Castilien führte. Zwei Jahre später war er in Nordafrika an polit. Händeln beteiligt und wurde 1374 eingekerkert. Auch die Rückkehr in seine Vaterstadt 1378 verschaffte ihm keine Ruhe. 1382 entschloß er sich, die Pilgerfahrt nach Mekka zu unternehmen, blieb aber auf dem Wege dahin drei Jahre in Ägypten, wurde dort zum Professor, später zum Oberkadi der Mâlikiten ernannt. Nach Vollzug der Pilgerreise lebte er in Ägypten und Syrien; hier ging er 1400 ins Lager des siegreichen Timur über. Nachdem er in den nächsten Jahren viermal als Kadi ein- und abgesetzt worden war, starb er 1406 in Kairo. Sein berühmtestes Werk ist eine «Geschichte der Anfänge der Nationen, der Araber und Berber» (7 Bde., Bulâk 1284). Voll von interessanten Gesichtspunkten ist die dazugehörige geschichtsphilos. Einleitung (hg. von Quatremère, 3 Bde., Par. 1858; Beirut 1882), französisch übersetzt von MacGuckin de Slane (3 Bde., Par. 1862); von letzterm ist auch die «Histoire des Berbères et des dynasties musulmans de l'Afrique septentrionale» arabisch herausgegeben (2 Bde., Algier 1847–51) und ins Französische übersetzt worden (4 Bde., ebd. 1852–56). – Vgl. A. von Kremer, J. C. und seine Kulturgeschichte der islamischen Völker (Wien 1879).

Ibn Challikân, Schams al-din Abû l'Abbâs Ahmed, angeblich ein Abkömmling der Barmekiden, geb. 1211 zu Arbela, gest. 1282 in Damaskus. Er wurde durch Sultan Bibars (s. Mamluken) zum Oberkadi Syriens ernannt, von welchem Amte er mehreremale abgesetzt und in dasselbe wieder eingesetzt wurde; in den Zwischenzeiten bekleidete er Lehrämter an verschiedenen Hochschulen. Sein Hauptwerk ist ein biogr. Lexikon u. d. T. «Todeszeiten der berühmtesten Personen und die Geschichte der Söhne der Zeit»; dasselbe ist eine der nützlichsten Quellen für die Litteraturgeschichte der Araber während des 2. bis 7. Jahrh. der Hidschra und ist wiederholt herausgegeben, von F. Wüstenfeld (13 Hefte, Gött. 1840–65), von MacGuckin de Slane (Par. 1838–42), zugleich übersetzt von demselben (ebd. 1842 fg.; außerdem Bulak 1275). Eine Übersicht der Artikel bot B. F. Tydemann, Conspectus operis Ibn-Challikani de vitis illustrium virorum (Leid. 1809).

Ibn Durejd, Abû Bekr Muhammed ibn al-Hasan, berühmter arab. Philolog, geb. 838 in Basra, wurde daselbst erzogen, verweilte zwölf Jahre in der arab. Provinz Oman und ging dann nach Persien, später (920) nach Bagdad, wo er vom Chalifen bis an sein Lebensende eine beträchtliche Jahrespension bezog. Er starb 933 infolge der Trunksucht. Von seinen vielen philol. Werken sind durch Ausgaben zugänglich sein von F. Wüstenfeld (Gött. 1854) herausgegebenes genealog.-etymolog. Handbuch über arab. Stämmenamen, ein ethisches Gedicht in 230 Versen, unter dem Namen «Maksûra» bekannt und öfters herausgegeben (von Eberh. Scheid, Harderwijk 1768 u. 1786; Zaitsma, Franeker 1773; Boisen, Kopenh. 1828; holländ. Übersetzung von Vilderdijk, Haag 1798 u. 1808), und eine von H. Thorbecke herausgegebene Abhandlung über Mehrdeutigkeit der arab. Sprachausdrücke «Kitâb al-malâhin» (Heidelb. 1882). ↔

Ibn Hischâm, Abû Mohammed Abdalmalit ibn Ejjub, arab. Gelehrter aus Basra, in der Litteraturgeschichte bekannt durch seine Überlieferung und Bearbeitung der von Ibn Ishâk (gest. 768) verfaßten Lebensgeschichte Mohammeds; dieselbe wurde arabisch von Wüstenfeld (2 Bde., Gött. 1858–60) herausgegeben und von Gust. Weil (Stuttg. 1864) ins Deutsche übersetzt. I. H. starb 833 in Altkairo.

Ibn Kutaiba, Abû Muhammed Abdallâh ibn Muslim, arab. Philolog, Litterarhistoriker und Geschichtschreiber, geb. 828 in Bagdad (nach andern in Kufa); er lehrte anfangs in Bagdad das Hadith (s. d.), bekleidete später in Dinâwer ein Richteramt, und beschloß sein Leben 883 oder 889 in Bagdad mit dem Unterricht seiner Werke. Unter denselben sind die berühmtesten sein philol. Werk «Adab al-Kâtib» (Kairo 1300), das Geschichtswerk «Kitâb al-ma 'ârif» (d. i. das Buch der Kenntnisse, hg. von F. Wüstenfeld, Gött. 1850; orient. Ausgabe Bulak 1300) und seine Biographien der altarab. Dichter, von welchen bisher bloß die lehrreiche Einleitung veröffentlicht worden ist (deutsche Übersetzung von Nöldeke 1864; im arab. Original und holländ. Übersetzung von Rittershausen, Leid. 1875). – Vgl. Sproull, An extract from I. K.'s Adab al-Kâtib (Lpz. 1877).

Ibn Roschd, arab. Philosoph, s. Averroes.

Ibn Sîna, arab. Philosoph, s. Avicenna.

Ibn Tofail, Abû Bekr Mohammed, arab. Philosoph, geb. Anfang des 12. Jahrh, zu Guadir in der Provinz Granada, gest. 1185 zu Marokko, wo er mit Averroës (s. d.) die Gunst des Almohadenfürsten genoß. I. T. verfaßte mehrere Schriften über peripatetische Philosophie und Astronomie, in welcher er über Ptolemäus hinausging. Sein Name ist durch einen philos. Roman «Hajj ibn Jakdhân» berühmt, worin er nach Avicenna (s. d.), der ein Buch unter demselben Titel verfaßt hatte, im Sinne der von Fârâbi (s. d.) und Ibn Bâddscha (s. d.) angebahnten Intellekttheorie den Entwicklungsgang eines Menschen schildert, welcher fern von aller menschlichen Gesellschaft durch die denkende Betrachtung der Natur zur höchsten Erkenntnis gelangt. Dies Werk, welches Mose Narbonne ins Hebräische übersetzte, ist in Europa unter dem Namen «Philosophus autodidactus» bekannt und wurde arabisch und lateinisch von E. Pocock (Oxford 1671 u. 1700) herausgegeben und mehreremal ins Englische, Holländische und Deutsche (von Pritius: «Der von sich selbst gelehrte Weltweise», Frankf. 1726; hernach von Eichhorn: «Der Naturmensch oder Geschichte des Haï Ebn Yokdhan», Berl. 1782) übersetzt. Das arab. Original wurde neuestens in Kairo 1299 der Hidschra gedruckt.

Ibo, Negerstamm und -Reich in Nordwestafrika, im Südosten der Vereinigung des Binuë mit dem Niger, mit unbestimmbaren Grenzen, dessen polit. Einfluß, wie die Sprache der I., nach Joruba und bis zum Nigerdelta und Old Calabar reicht. Die I. haben auch feste volkreiche Wohnsitze am Fluß Opobo, der sich zwischen dem Bonny und Croß River in das Meer ergießt. Sie sind Kannibalen, aber höchst intelligent und industriell, zeigen künstlerischen Geschmack in den Mustern ihrer Webereien und in der innern Ausschmückung ihrer reinlichen Häuser, und besitzen schöne Herden von Rindvieh, Schafen und Ziegen. Hauptort ist das auf einem 20 m hohen Ufervorsprung des Nigers liegende Idda mit 10000 E. Die I. haben sich in den achtziger Jahren

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 503.