Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

504
Iburg - Ich
1881), worin er den Egoismus des Mannes im
Eheleben schildert, "En Folkefjende" ("Ein Volks- !
feind", 1882), eine Antwort und eine Selbstver-
teidigung gegen die Schmähungen, die ihm die letz-
ten Stücke eingebracht hatten, "Vildanden" ("Die
M/dente", 1884), worin er von neuem die Lüge
und Halbheit der Menschen angreift. Das unfrucht-
bare Parteigezänk, das oft die bitterste persönliche
Feindschaft erzeugt, geißelt er in "Rosmersholm"
(1886), worin er zugleich die Freiheit der Liebe ver-
herrlicht, was er später in "Fruen fra Havet" ("Die
Frau vom Meere", 1888) weiter ausführt. Schon
in den letzten dieser Dramen zeigt sich I.s Grübeln
nach psyckol. Möglichkeiten; noch mehr ist dies der
Fall in seinen jüngsten Werken, in "Hedda Gabler"
(1890) und "Vygmcster Solneß" ("Baumeister Sol-
neh", 1892), deren Hauptpersonen mehr abstoßen,
als daß sie Interesse erweckten. Außer den Dramen
verfaßte I. eine Reihe Gedichte. Neben der Samm-
lung "Digte" (1871; deutsch von L. Passarge, in
Reclams "Universalbibliothek") erschienen viele in
Zeitschriften; in ihnen zeigt er sich namentlich als
als Verfechter der freien persönlichen Entwicklung
gegenüber dem Zwange unter der Staatsgewalt.
1891 siedelte I. wieder in seine Heimat über und
lebt in Kristiania. I. ist der Gründer und das
Haupt der naturalistischen Schule nicht nur in
Skandinavien, sondern auch in Deutschland, wo
sich namentlich in Perlin eine Ibsen-Gemeinde ge-
bildet hat. I.s Scharfsinn hat ihn viele Blößen
der Gesellschaft aufdecken lassen, die er schonungslos
geißelt und deren verderbliche Folgen er fein psycho-
logisch darlegt. Allein sein Wahrheitsdrang wird
nicht selten zur Wahrheitsmanie. Der Dichter stellt
ideale Forderungen, bleibt aber nicht selten die
Lösung schuldig. Fast alle Dramen I.s wurden
wiederholt ins Deutsche übersetzt.' Ausgezeichnete
Übertragungen bietet die Sammlung "H. I.s Werke",
hg. von I. Hoffory, Bd. 1-3, auch u. d. T.: "Mo-
derne Dramen" (Berl. 1889-90); sie wurden auch
in die "Nordische Bibliothek" (Bd. 1, 4-6, 9-14
und 16,1889 fg.) aufgenommen. Die meisten erschie-
nen auch in Reclams "Universalbibliothek", meh-
rere in Meyers Volksbüchern. - Vgl. V. Vasenius,
H. 1.8 ärainatigkn. äikwinF (Helstngfors 1879);
ders., Ntt ^läeportriUt (1882); Passarge, H. I.
(Lpz. 1883); G. Brandes, Det moderne Gjennem-
bruds Mcrnd (Moderne Geister, Kopenh. 1883;
2. Aufl. 1891); O. Vrahm, H. I. Ein Essay (Berl.
1887); H. Jäger, H. I. 1828 - 88. Et liternrt
Livsbillede (ebd. 1888; deutsch von H. Zschalig,
Dresd. 1890); Halvorsen, Norsk Forfatterlexikon,
Artikel "Ibsen" (Krist. 1889); H. Jäger, H. I. og
bans Voerker (Krist. 1892).
Iburg. 1) Kreis im preuh. Reg.-Bez. Osna-
brück, hat 308,48 hkin, (1890) 24810 (12297
männl., 12 513 weibl.) E., 1 Stadt und 40 Land-
gemeinden. - 2) Flecken und Hauptort des Krei-
ses I., 20 km westlich von Melle, am Südabhange
des Teutoburgerwaldes, Sitz des Landratsamtes
und eines Amtsgerichts (Landgericht Osnabrück),
hat (1890) 1010 E., darunter 174 Evangelische;
Post, Telegraph, 2 kath. Kirchen, evang. Betsaal,
ein altes Schloß auf den Ruinen einer alten Sach-
senbura, ein ebemaliges Bonediktinerkloster mit
renovierter got. Kirche; Seilereien, Kalkbrennereien,
Sandsteinbrüche und wird als Luftkurort besucht.
^vntor, s. Geierfalken.
Fbykus, griech. Lyriker in der zweiten Hälfte
des 6. Jahrh. v. Chr., Zeitgenosse des Anakreon,
wurde zu Rhegium in Nnteritalien geboren, ging
auf Reifen und verweilte namentlich am Hofe des
Polykrates zu Samos. Einer Sage nach, die auch
Schiller in seiner Ballade "Die Kraniche des I."
behandelt hat, wurde er auf einer seiner Reisen von
Räubern überfallen und ermordet; seine Drohung,
daß die Kraniche, welche während dieser ruchlosen
That in der Luft vorbeizogen, ihn einst rächen wür-
den, ging zuKorinth in Erfüllung. Als nämlich dort
im Theater, wie Plutarch erzählt, ein Zug Kraniche
vorüberflog, sprach einer der Mörder zum andern:
"Siehe da die Rächer des I.!" Die Zunäckstsitzen-
den hörten dies und zeigten es der Obrigkeit an,
welche die Räuber hinrichten ließ. Von I. erwähnen
die Alten sieben Bücher lyrischer Gedichte in dorisch
gefärbtem epischem Dialekt, welche meist erotischen
Inhalts waren und sich durch Glut der Phantasie
und Leidenschaft auszeichneten, wie die noch vor-
handenen Bruchstücke beweisen. Sie finden sich am
besten gesammelt und kritisch bearbeitet in Bergks
"?06tas I^rici ,^a6ci" (4. Aufl., Tl. 3, Lpz. 18^2)'
mit deutscher Übersetzung hat sie Härtung, "Die
griech. Lyriker", Bd. 5 (ebd. 1856), herausgegeben.
Isn (spr. ißa), auch Putumayo genannt, linker
Nebenfluß des Amazonenstroms in Südamerika,
entspringt am Ostabhang der Ostcordillere von
Columbia, flieht meist in südöstl. Richtung und
mündet nach 1580 km Stromlauf bei Säo Antonio
do I. im brasil. Staate Amazonas. Der I. führt
Gold mit sich, durchströmt meist Urwald, ist auf
1400 km schiffbar und wurde 1878/79 von Crevaux
aufgenommen.
Ica, Departamento der Republik Peru, grenzt im
N. an Lima und Huancavelica, im O. an Äyacucho,
im S. an Arequipa, umfaßt den Steilabfall der
Anden von Äyacucho und die Küstenebenen, hat
auf 32 722 hkin (1876) 60548 E. DieHaup tstadt
I. liegt im Thale des gleichnamigen Flusses, hat
(1889) 9000 E. und ist mit dem Hafenort Pisco
durch Bahn verbunden.
Icacopflaume, s. 0Kr^8odal3.nu8.
loseisn" (frz., spr. -läng), Ikarier, die An-
hänger des franz. Kommunisten Cabet (s. o.).
I. (3. v., Abkürzung für .I68u ^kristo Ducs
(lat., d. h. unter Führung Jesu Christi).
Ios"orsa.lu (engl., spr. eih krihm), soviel wie
Gefrorenes (s. d.).
Ich, in philos. Kunstsprache oft als Substantiv
gebraucht ("das Ich"), ist der Ausdruck des Selbst-
bewußtseins (s. Bewußtsein). Man unterscheidet
(nach Kant) zwischen empirischem und transcenden-
talem Ich. Jenes, das jedem schlechthin eigene
Individualbewußtsein, ist eigentlich bloß eine Art
Nicderschlag der persönlichen Erfahrung, ein ge-
wisser, im großen und ganzen bleibender, im einzel-
nen sehr verschiebbarer Kompler von Erinnerungen
des eigenen Lebens, durch welchen dessen Zusam"
menhang uns für unser eigenes Bewußtsein ge-
wahrt bleibt. Hume nannte dies empirische Ich ein
"Bündel von Vorstellungen". Im Unterschied von
ihm bedeutet das transcendentale Ich nickt sowohl
ein individuelles Bewußtsein als die Form der Be-
wußtheit überhaupt (Ickheit), besonders sofern sie
den letzten Angelpunkt der Erkenntnis und aller ibrer
Gesetze bildet. Bei Kants Nachfolgern, ganz beson-
ders bei Fichte, hat dieser an sich wohlbegründete
Begriff allerdings zu metaphysischen Erdichtungen