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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Illuminatio - Illustrationen

der letztern durch Ordensmitglieder beitragen. - Bei der Gründung des Ordens hatte Weishaupt nur die Ordensstatuten und die drei Grade der ersten Klasse (Pflanzschule) ausgearbeitet. Der 1. Grad war das Noviziat. Im 2. Grade, dem Minervalgrade, wurde hauptsächlich wissenschaftlich gearbeitet. Im 3. Grade (Illuminatus minor) empfingen die Mitglieder den ersten Unterricht über die Art, die Untergebenen zu leiten und zu bilden. Die Vorsteher der ersten Klasse hießen Areopagiten.

Um seinen Orden möglichst schnell zu verbreiten, verpflanzte Weishaupt den Illuminatismus in die Freimaurerlogen. Er selbst hatte 1777 in München die Aufnahme in eine Freimaurerloge erlangt; doch erst die Verbindung mit dem Freiherrn von Knigge zu Frankfurt und dem darmst. Geheimrat Bode zu Weimar, zwei hervorragenden Freimaurern, verschaffte dem Illuminatismus einigen Einfluß auf die Logen der strikten Observanz. Beide traten dem Illuminatenorden bei und wurden eifrige Förderer seiner Zwecke. Knigge gewann bald großen Einfluß im Orden und arbeitete im Auftrage Weishaupts nach dessen Materialien das System weiter aus. Die 2. Klasse umfaßte die symbolische Freimaurerei und zwar der 4. Grad (Illuminatus major oder schott. Noviz) den Inhalt der Johannismaurerei, der 5. Grad (Illuminatus dirigens oder schott. Ritter) die schott. Maurerei und bildete das Thor der höhern Maurerei zur Mysterienklasse. Die 1. Abteilung der 3. Klasse, die kleinen Mysterien, umfaßte als sechsten den Priester- und als siebenten den Regentengrad; die 2., den 8. und 9. Grad umfassende Abteilung der 3. Klasse ist nie ins Leben getreten. Meinungsverschiedenheiten führten zu einer Entfremdung der beiden Häupter, die sich bald zu einem völligen Bruche steigerte. Knigge sagte sich 1784 vom Illuminatismus los. Kurz zuvor hatten mehrere Professoren der Marianischen Akademie ihren Austritt aus dem Orden erklärt. Hierauf ließ die Staatsbehörde eine Untersuchung anordnen, infolge deren alle geheimen Gesellschaften in Bayern durch kurfürstl. Erlaß vom 22. Juni 1784 verboten wurden. Die I. sind nicht identisch mit den franz. Illuminés (spr. illümineh), ein Name, welcher alle mystischen Schwärmer umfaßt, die im vorigen Jahrhundert in Frankreich aufgetreten sind. - Vgl. Weishaupt, Apologie der I. (Frankf. und Lpz. 1786); ders., Vollständige Geschichte der Verfolgung der I. in Bayern (Bd. 1 [Bd. 2 ist nicht erschienen], ebd. 1786); ders., Das verbesserte System der I. (neue Aufl., ebd. 1788); ders., Nachtrag zur Rechtfertigung meiner Absichten (ebd. 1787); Artikel Illuminaten im "Allgemeinen Handbuch der Freimaurerei", Bd. 2 (Lpz. 1865).

Illuminatio (lat.), s. Erleuchtung (kirchlich).

Illumination, s. Illuminieren.

Illuminieren (lat.), erleuchten, besonders festlich erleuchten (Häuser, Straßen u. s. w.); farbig ausmalen (Handschriften, Holzschnitte, Zeichnungen u. dgl.; s. Briefmaler); Illumination, festliche Erleuchtung; farbige Ausmalung.

Illuministen oder Illuminatōren (lat.), s. Briefmaler.

Illusion (lat.), Täuschung, Einbildung; im Gebiet der schönen Künste die Täuschung, vermöge deren man sich der angenehmen Einbildung hingiebt, als wäre das Dargestellte die Sache selbst, obschon wir wissen, daß wir es nur mit einer Nachbildung des Wirklichen zu thun haben. Sie ist nur

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dann ästhetisch, wenn sie als Mittel dient, das Schöne darzustellen, und nicht etwa die Verwechselung des Scheinbaren mit dem Wirklichen selbst zur Absicht hat. Aus diesem Grunde wendet man bei theatralischen Vorstellungen nicht wirkliche Bäume, wirkliches Wasser an, sondern künstliche Mittel, die in uns die Vorstellung solcher Naturgegenstände erwecken und uns in eine ästhetische I. versetzen. Ein Hauptgrund dieses Wohlgefallens beruht auf der Mitthätigkeit unserer Phantasie, die sich in eine sinnliche Umgebung von edlern Formen und bedeutungsvollern Begebenheiten hineinträumt, als sie die alltägliche Gegenwart zu bieten pflegt. - In der Psychiatrie ist I. eine Art von Sinnestäuschung, und zwar die falsche ("illusorische") Wahrnehmung wirklich vorhandener äußerer Objekte bez. Vorgänge auf Grund von Verknüpfung der durch letztere angeregten Sinneseindrücke mit lebhaften Phantasievorstellungen, sodaß beide (Sinneseindruck und Phantasievorstellungen) zu einem einheitlichen Ganzen zusammenfließen, z. B. die Auffassung eines beliebigen Geräusches als gesprochenes Wort (Gehörsillusion), eines Baumstumpfes als menschliche Gestalt (Gesichtsillusion). (S. Hallucinationen.) - Vgl. Sully, Die I. (Bd. 62 der "Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek", Lpz. 1884).

Illusōrisch, nur in der Einbildung (Illusion) bestehend, trügerisch; auch wirkungslos, vergeblich.

Illustrated London News (spr. illöstrehted lönnd'n njuhs, "Illustrierte Londoner Nachrichten"), in London erscheinende illustrierte Wochenschrift, die erste regelmäßig mit Abbildungen ausgestattete Zeitschrift, das Vorbild der franz. "Illustration" und der deutschen "Illustrierten Zeitung". Sie wurde 14. Mai 1842 von dem Buchdrucker Herbert Ingram begründet und ging nach dessen Tod (1860) in den Besitz seiner beiden Söhne William und Charles Ingram über, die auch gegenwärtig noch die Leitung des Blattes haben. Sie fand bald bedeutende Verbreitung und 1851 war der Absatz schon auf 130000 Exemplare gestiegen. An der Illustrierung beteiligten sich gleich anfangs hervorragende Künstler, so namentlich Sir John Gilbert, ferner Birket Foster, John Leech, später Millais, Herkomer, Fildes u. a.

Illustration (lat.), Veranschaulichung, besonders durch Abbildungen (s. Illustrationen).

Illustration, L' (spr. lillüstraßĭóng), seit 1843 in Paris erscheinende allgemeine illustrierte Wochenschrift, das älteste und bedeutendste der franz. illustrierten Blätter. Auflage: 40000; Verleger: Marc & Co.; Redacteur: Lucien Marc.

Illustrationen, Bilder, die zur Erläuterung und Veranschaulichung des Textes dienen und entweder in diesen eingeschaltet oder ihm auf besondern Blättern beigegeben sind. Insofern die Buchstabenschrift sich aus der Bilderschrift entwickelt hat, sind I. das älteste Mittel der Wiedergabe von Gedanken und auch auf den ältesten ägypt. Inschriften begleiten Bilder regelmäßig den hieroglyyhischen Text. Später begannen die Griechen pharmaceutische Schriften mit Zeichnung der Pflanzen zu versehen (Anfang des 1. Jahrh. v. Chr.), die Römer folgten mit ähnlichen, auch histor. Werken nach. Bruchstücke einer Homerhandschrift (des 5. Jahrh.) und einer Virgilhandschrift (etwa des 4. Jahrh.) sowie eine Dioskorideshandschrift (des 6. Jahrh.) mit Bildern haben sich noch erhalten. In der Karolingerzeit kamen illustrierte Handschriften von