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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ilorin - Ilur
Florin, Stadt in Nordwestafrika, an dem rechts
zum Niger fliehenden Afa, in 412 m Höhe, hat nach
Rohlfs 70000 E. Der Umfang der Stadtmauer be-
trägt über 20 km. Die meisten Bewohner find Io-
ruba; außerdem wohnen hier Nupe, Fulbe, Haussa
und Kaniki. Sie bilden eine Republik, die unter der
Führerfchaft der Fulbe ihre Selbständigkeit gegen
die Nachbarstaaten sich gewahrt hat, wenn sie auch
zeitweife Tribut an Gando entrichtet.
Ilos, Enkel des Dardanos <f. d.).
Ilow, Illow, Illo, Ihlow, Christian, Frei-
herr don, General im Dreißigjährigen Kriege, um
1585 in der Neumark geboren, vermählte sich 1628
mit der verwitweten Gräsin Rziczan, Tochter des
Grafen von Fürstenberg, trat zu Beginn des
Dreißigjährigen Krieges in kaiferl. Dienste, zeich-
nete sich als Oberst unter Tilly bei Stadtlohn (1623)
aus und befehligte dann unter Wallenstein, dessen
Vertrauen er gewann. 1633 wurde er Feldmarfchall.
Er war ein Intrigant, habfüchtig und gewaltsam;
die Hoffnung auf Gewinn lieh ihn an Wallensteins
Plänen teilnehmen, er war es, der mit Terzka zu-
sammen die Obersten zur Unterzeichnung des Treu-
gelübdes an Wallenstein, des Pilfener Reverfes
i22. Jan. 1634) bewog. Er begleitete den Feldherrn
nach Eger und wurde hier noch vor dessen Ermor-
dung bei einem Bankett des Kommandanten Gor-
don mit feinen Genossen Terzka und Kinski über-
fallen und erschlagen (25. Febr. 1634). Sein Leich-
nam wurde zu Mies bestattet, sein Vermögen kon-
fisciert. I. hinterließ keine Nachkommen.
Ilsan oder Elsan, eine komische Gestalt der
deutschen Heldensage, ein greiser Mönch, in dem die
alte Kampfeslust wunderlich durchbricht. Nach den
meisten Quellen der Bruder Hildebrands (s. d.),
kämpft er in dem Gedichte vom "Rosengarten" auf
der Seite Dietrichs von Bern siegreich gegen Volker
und küßt die schöne Kriemhild mit seinem struppigen
Barte blutig; in dem Liede von der "Rabenschlacht"
tötet ihn Dietrich, weil er die ihm anvertrauten
Söhne der Kelche nicht sorgfältig genug behütet hat.
Ilse, der 249. Planetoid.
Ilse, Flühchen des nördl. Harzes, entspringt auf
der Ostseite des Brockens an der Hemrichshöhe
und mündet im Reg.-Bez. Hildesheim der preuß.
Provinz Hannover rechts in die Oker. Das Ilse-
thal beginnt in einer Höhe von etwa 1000 m, an
der rauhen Schlucht des sog. Schneelochs (s. Brocken),
wohin das Wasser des in 1128 m Höhe gelegenen
Hexenbrunnens abfällt, und stürzt so rasch abwärts,
daß auf einer horizontalen Entfernung von 2000 m
der Fall 330 m beträgt. Ihr Gefalle bis Ilfenburg
ist 1:10,5. Bald über Rollsteine springend, bald über
Felsblöcke hinabstürzend, bildet die I. malerische
Gruppen von Kaskaden und erhöht dadurch die Reize
des Thals. Der schönste Punkt ist derIlsenstein (s.d.).
Ilsenburg, Marktstecken in der Grafschaft und
im Kreis Wernigerode des preuß. Reg.-Vez. Magde-
burg, 4km von der braunfchw. Grenze, 9 km nord-
westlich von Wernigerode, an der Ilse, wo sie aus
dem Gebirge tritt, in 238 m Höhe, am nordnord-
östl. Fuße des Brockens und an den Nebenlinien
Heudeber-I. (18,5 km) und I.-Harzburg (f. Harz-
gürtelbahn) der Preuß. Staatsbahnen, in roman-
tifcher Umgebung, hat (1890) 3318 evang. E., Post,
Telegraph, ein in neuerer Zeit renoviertes fürstl.
Schloß, Bothobau genannt, mit Kirche, 1087 ge-
weiht, 1120-29 umgebaut; ferner Eifenhütten- und
Hammerwerke, Kunstgießerei, Maschinenfabrikation,
Achsenschmieden,WalzwerkeundDrahthütten,Säge-
und andere Mühlen, ein Kupferwerk und wird
als Sommerfrische besucht (1893: 2650 Kurgäste).
Das Schloß, 998 als Venediktinerabtei gegrün-
det und 1525 im Bauernkriege bis auf Kapitel-
faal und Refektorium (12. Jahrh.) zerstört, wurde
im 17. Jahrh, um- und 1862 ausgebaut. - Vgl.
Jacobs, Urkundenbuch des Klosters I. (Halle 1875).
Ilsenstein (Ilsestein), Felskuppe im Harz,
im N. des Vrockenfeldes, ragt 75 m fenkrecht aus
dem Ilfethal (in 436 m Meereshöhe) empor, um-
geben von finstern Klüften, oben mit einem eifernen
Kreuz geziert, welches 19. Okt. 1814 Graf Anton von
Stolberg-Wernigerode als Denkmal für feine im
Freiheitskampse gefallenen Freunde errichtete.
Ilsha. 1) Kreis im östl. Teil des russ.-poln.
Gouvernements Radom, hat 1802,3 ykm, 74769 E.,
Ackerbau, Töpferei. - 2) I.,poln. Itz a, Kreisort,
früher Stadt, 31 km füdlich von Radom, am Fuße
eines Berges und an der zur Weichsel gehenden II-
shanka, hat (1885)3682 E., Post, drei Kirchen; eine
Porzellanfabrik, Töpferei, Gerberei, Mühlen.
Ilshofen, Stadt im Oberamt Hall des würt-
temb. Iagstkreifes, hat (1890) 1048 E., Post, Tele-
graph, evang. Pfarrkirche und Bank für Landwirt-
fchaft und Gewerbe.
Iltis oder Ratz (kutorius tostiäus^a?,; f. Ta-
fel: Marder I, Fig. 2), ein zur Familie der Mar-
der (s. d.) gehöriges Raubtier von 42 cm Länge,
mit 17 em langem Schwänze, dunkelbraunem
Bauche, hellerm Rücken, weißer Schnauze und Ohr-
fpitze, ist im gemäßigten Europa einheimisch. Der
I. stellt den Hasen, Kaninchen und dem wilden Ge-
flügel nach und ist ein gefährlicher Feind der Hühner-
höfe und Taubenhäuser, die er in einer Nacht oft
völlig leert. Befonders sind feine Räubereien im
Winter zu fürchten, wo er in der Nähe der Dörfer
einen Schlupfwinkel fucht. Seine Beute fchleppt
er nach feiner Höhle. Sowohl wegen des Schadens,
den er anrichtet, wie wegen feines Balgs (f. Iltis-
felle) wird er eifrig verfolgt.
Iltifam (arab.), eigentlich Pacht, in der Türkei
eine indirekte Steuer, deren Erträgnis von der Re-
gierung gegen einen in der Regel pränumerando zu
zahlenden Geldbetrag zeitweilig an Privatpersonen
verpachtet wird. Das Iltisamfystem hat zum Ruin
der türk. Finanzen viel beigetragen und seine Be-
seitigung längst als eine der notwendigsten Refor-
men gegolten. Die Erwerber eines I., gewöhnlich
annenifche Bankiers, heißen Multefim.
Iltisfelle, die Bälge des Iltis (s. d.), haben ein
dichtes gelbliches Haar mit braunen oder schwärz-
lichen Spitzen und dienen in den Winterfellen als
leichtes Pelzwerk zu Nnterfutter, Verbrämungen,
Mützen u. a., die langen Haare an Schwanz und
Ohr auch zu Pinfeln. Die besten Felle liefert die
bayr. Hochebene, dann Holland, Norddeutschland,
Dänemark, weniger gute Rußland, Polen, Nngarn.
GestreifteI. von Nu8t6ia. Loriiia In'ss. kommen
aus Südafrika, gefleckte oder Tigeriltisfelle
von Nu8t6ig. 83.rma.ticn Callas, etwas kurzhaarig,
aus Südrußland. Die virginischen I. oder
Pekan, mit schöner, starker, dunkelbrauner Be-
haarung, stammen von einer Art Vielfraß (NustklI.
canaä6Q8i8 Z>nl.) in den Wäldern Canadas und
werden in Rußland zu teuern Herrenpehen fdort
iiki s Einzahl i1ka.^j genannt) verwendet.
Iltschi, Stadt in Ostturkestan, f. Khotan.
Ilur, verderbt aus Elura (s. d.).