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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Imhoff - Immanenz
in Rom unter Thorwaldsens Leitung. 1826 trat er
mit dem Basrelief Amor und Psyche hervor, das
ihm zahlreiche Bestellungen einbrachte. Für den
Kronprinzen von Preußen, nachmaligen König
Friedrich Wilhelm IV., schuf er einen David mit
dem Haupte Goliaths, im Auftrage König Lud-
wigs I. von Bayern die Büsten Maximilians I. und
Joh. Reuchlins für die Walhalla. Dann führte er
eine Anzahl alttestamentlicher Gestalten in Marmor
aus: David mit der Harfe, Rebekka, Aussetzung des
Moses, Haaar und Ismael, Tobias mit dem Kmde,
Ruth, Jakob und Rahel; ferner Bildwerke mytholog.
Inhalts: Eurydice vor der Schlange fliehend, Amor
und Hebe, Amor mit dem Merkur ringend. Eins
seiner besten Werke, die überlebensgroße Gestalt
der Eva, schmückt den Vundespalast in Bern. Seine
letzte Arbeit war ein Entwurf zu dem für Altdorf be-
stimmten Tell-Denkmal. I. starb 4.Mai 1869 in Rom.
Fmhoff, Amalie von, s. Helvig.
Imhoof-Blumer, Friedr., Numismatiker, geb.
11. Mai 1838 in Winterthur, war anfänglich für
einen praktischen Lebensberuf bestimmt, widmete sich
aber später klassischen Studien. Eine von Jugend
auf gepflegte Sammlung schweiz. Münzen und Me-
daillen von nahezu 11000 Stück schenkte er 1871
dem Museum seiner Vaterstadt, um sich fortan aus-
schließlich der Numismatik des griech. Altertums zu
widmen. Auf ausgedehnten Reifen brachte er mit der
Zeit eine der großartigsten Sammlungen altgriech.
Münzen zusammen. 1879 wurde I. zum Mitgliede
der Preußischen Akademie der Wissenschaften er-
nannt und später von derselben beauftragt, ein
"OorpuZ numilioruiu", d. h. eine Beschreibung aller
antiken Münzen, im Verein mit andern Gelehrten
vorzubereiten. Die Schätze seiner Sammlung hat
er zum großen Teil veröffentlicht in "Nonu2.i68
Kr6c<iu68" (Amsterd. 1883) und "Griech. Münzen"
sMünch. 1890). Weitere wichtige Schriften von ihm
sind: "Zur Münzkunde und PaläographieBöotiens"
(Wien 1871), "Die Münzen Akarnaniens" (ebd.
1878), "Porträtköpfe auf röm. Münzen" (2. Aufl.,
Lpz. 1893), "Die Münzen der Dynastie von Per-
gamon" (Berl. 1884), " Porträtköpfe auf antiken
Münzen hellenischer und hellenisierter Völker" (Lpz.
1885), "Zur Münzkunde Großgriechenlands, Sici-
liens, Kretas u. s. w." (Wien 1886), "Tier- und
Pflanzenbilder auf Münzen und Gemmen des klas-
sischen Altertums" (mit O. Keller; Lpz. 1889).
Imhotep, ägypt. Gott, von den Griechen
Imuthes genannt. Er wurde namentlich in Mem-
phis verehrt und für einen Sohn des Phtha gehalten.
Man stellte ihn gewöhnlich als einen kahlköpfigen
Menfchen dar, der in einer Papyrusrolle liest. Später
galt er als Schöpfer der Heilkunde und wurde des-
halb von den Griechen ihrem Asklepios verglichen.
Imi, bis Ende 1871 in Württemberg ein gesetz-
liches Flüssigkeitsmaß - Vis Eimer oder 10 Hell-
aichmaß, also 18,370 1. (S. Aichmah.)
Imtdazol, s. Glyoxal.
Inndbafen, sekundäre Ammoniakbasen (s. d.).
Innde, sekundäre Amide, chem. Verbin-
dungen, die sich vom Ammoniak durch Substitution
von zwei Wasserstoffatomen durch zweiwertige
Säureradikale ableiten lassen. Sie enthalten dem-
nach die zweiwertige Atomgruppe Nil, wie die
Imidbasen und die Imme. Sowohl von Oxysäuren
als auch von zweibasischen Säuren leiten sich solche
I. ab; so von der Milchsäure, cilg - 011(011) - 600II,
das Laktimid, von der Phthalsäure, Ogll^ (00011)2,
das Phthalimid, von der Kohlensäure die Isocyan-
säure (Carbimid):
^XH ^50^
Ollg - Oll I 0" 3. N H 00 : N3
^00 ^-00^
Laktimid Phthalimid Carbimid.
Inttdocarbannd, s. Guanidin.
Imme, organische Vasen, die sich vom Am-
moniak dadurch ableiten, daß zwei Wasserstoffatome
desselben durch ein zweiwertiges Alkoholradikal er-
setzt sind. Sie sind also eine besondere Gruppe
unter den Imidbasen oder sekundären Ammen. Es
gehören zu ihnen eine Reihe wichtiger Verbindungen.
Als Beispiele seien angeführt:
sithylenimin oder Spermln >.^ ' >
Tetramethylenimin oder Pentamethylenimin oder
Pyrrolidin Piperidin.
Ilnitatio vkristi (lat.), f. Nachfolge Christi.
Imitation (lat.), Nachahmung, insbesondere die
Nachahmung kostbarer Materialien und Arbeits-
weisen durch geringwertige. - Über die I. der Edel-
steine s. Edelsteinimitationen. - Über die I. in der
Musik s. Nachahmung.
Imitator (lat.), Nachahmer, Nachäffer; imita-
torifch, nachahmend.
Imitieren (lat.), nachahmen.
Imker, der Bienenzüchter.
Im Lichten, lichte Weite (abgekürzt i./L.
oder i. L.), technischer Ausdruck bei Angabe der
Ausmessung eines hohlen Gegenstandes. Meist wird
A L. angewendet bei der Gröhenbestimmung von
Öffnungen der Fenster, Thüren und Thore, deren
Größe durch die lichte Breite und lichte Höhe fest-
gesetzt ist. Die erstere wird von Innenkante zu
Innenkante der Gemäuer, die letztere von Ober-
kante der Sohlbank bei Fenstern, von Oberkante
der Schwelle bei Thüren und Thoren bis zur
Unterkante des Sturzes oder bis zum Scheitel des
Bogens einer bogenförmig geschlossenen Öffnung
gemessen. Bei cylindrischen Körpern (Röhren, Essen
u. s. w.) bedeutet lichte Weite den innern Durchmesser.
Immakulat (lat.), fleckenlos, unbefleckt; Im-
maculäta. concsptio, unbefleckte Empfängnis (der
Jungfrau Maria); Immakulateneid, bei den
Katholiken die eidliche Versicherung des Glaubens
an die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria
(s. Maria und Unbefleckte Empfängnis Maria).
Immanent (lat.), was darin bleibt. So heißt
bei Kant immanenter Gebrauch der Vernunft der-
jenige, welcher in seinen rechten Grenzen (den
Grenzen "möglicher Erfahrung") bleibt und auf
den doch fruchtlosen Versuch einer Überschreitung
derselben (Transcendenz) verzichtet. Im scholasti-
schen Sprachgebrauch hieß causa, immanenz (im
Unterschied von 02.1132. tra,u8i6ii8) eine Ursache, die
in dem Dinge selbst liegt, welches die Wirkung er-
fährt, gegenüber der, d:e von einem Ding auf das
andere hinübergeht. So heißt noch bei Spinoza
Gott die immanente, nicht transeunte Ursache der
Welt, d. h. er ist mit ihr im letzten Wesen eins und
wirkt also nicht von außen her auf sie ein.
Immanönz, das Innewohnen, die Eigenschaft,
immanent zu sein; der Gegensatz ist Transcendenz;