Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

537
Immanuel - Immermann
immanieren, einer Sache wesentlich anhaften,
innewohnen. (S. Immanent.)
Immanuel (beiLuther Emanuel, hebr., "Gott
W mit uns") wird infolge der Stelle Matth. 1,22 fg.
als Name des Messias gebraucht. Dies beruht auf
irriger Auslegung einer Weissagung des Iesaias.
Dieser weissagt (Kap. 7) dem König Ahas für den
Fall, daß er sich auf Gott verlasse, den baldigen
Sturz seiner Feinde, der verbündeten Syrer und
Sphraimiten, und giebt (Vers 14) als Vorzeichen
an, daß eine schwangere junge Frau das von ihr
geborene Kind "Mit uns war Gott" nennen werde,
weil bei seiner Geburt das Land von Feinden be-
freit sein werde. Die Stelle bezieht sich demnach
nicht auf den Messias.
Immaterial (neulat.) oder Immateriell
(frz.), unkörperlich, frei von jeder Beschränkung durch
die Materie; davon Immaterialität.
Immaterialismus, die philos. Behauptung,
daß die Seele oder der Geist durchaus von der
Materie verschieden sei; oder auch daß es gar keine
Materie gebe, sondern nur Geist.
Immateriell, s. Immaterial.
Immatrikulieren, s. Matrikel.
Immediat (lat.), unmittelbar, bezeichnet be-
sonders in öffentlichen Verhältnissen diejenige Be-
ziehung zur höchsten Spitze oder Stelle, bei welcher
die Zuständigkeit der Zwischenglieder nicht eintritt.
So spricht man von Immediateingabe, Im-
mediatsachen und Immediatvorstellungen,
welche mit üoergehung der nächstzuständigen Be-
hörde gleich bei der höchsten Instanz oder selbst dem
Regenten vorgebracht und erledigt werden, beson-
ders aber im ehemaligen Deutschen Reiche von
Immediatständen (Immediatstädten, Im-
mediatstiftern), d. h. dem Kaiser ohne Zwischen-
lehnsherrn untergebenen reichsunmittelbaren Stän-
den. In ähnlicher Weise wurden in den Territorien
die der Staatsgewalt oder doch den höhern (mitt-
lern) Verwaltungsstellen unmittelbar unterstehenden
Immediatstädte von den zunächst in gutsherrlicher
Abhängigkeit oder in Unterordnung zu den unter-
sten Verwaltungsbehörden sich befindenden Mediat-
städten unterschieden. Letzterer Unterschied ist in den
neuern staatsrechtlichen Zuständen gegenstandslos.
Immemorialverjährung, unvordenkliche Ver-
jährung, s. Verjährung.
Immen, soviel wie Bienen.
Immenhausen, Stadt im Kreis Hofgeismar
des preuh. Reg.-Bez. Cassel, 11 km im SO. von
Hofgeismar, in 244 m Höhe, am westl. Saume des
Reinhardswaldes, an der Linie Scherfede-Cassel der
Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 1361 meist evang.
E., Postagentur, Telegraph, Fernsprechverbindung,
eine alte Stadtmauer, schöne got. Kirche (1440);
in der Nähe Eisenerzgruben. - Die Stadt wurde
22. März 1892 von einem schweren Vrandunglück be-
Immenkäfer, s. Vienenkäfer. ^troffen.
Immens (lat.), unermeßlich, unendlich; davon
das Substantiv Immenfität.
Immensee, Ortschaft am Zuger See (s. d.).
Immenstadt, Stadt im Bezirksamt Sontbofen
des bayr. Reg.-Bez. Schwaben, am Austritt der
Iller aus den Alpen, an der Linie MünchewVuchloe-
Lindau und der Nebenlinie I.-Sonthofen (8,3 km)
der Bayr. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Kempten), Rent-und Forstamtes, hat
(1890) 3178 E., darunter 353 Evangelische; ein
Kapuzinerkloster, eine Naturheilanstalt Friedrichs-
bad nach Kneipps System; ferner eine Vindfaden-
fabrik (800 Arbeiter), mehrere Käsefabriken und be-
deutende Viehmärkte.
Immenfuräbel (lat.), unmeßbar; Immen-
furabilität, Unmeßbarkeit.
Immenwolf (Immenvogel), Art der
Kuckucksvögel, f. Vienenfresser.
Immergeten, wenig gebräuchliche Bezeichnung
für die Anhänger der Immersionstaufe (s. d.).
Fmmergieren (lat.), eintauchen, untertauchen.
Immergrün oder Sinn grün, Name einiger
Arten der zur Familie der Apocynaceen (s. d.)
gehörigen Gattung Vinea, kleine Sträucher, die
durch eine tellerförmige Blumenkrone mit langer
Röhre und schiefen Saumlappen gekennzeichnet sind.
Die Blätter sind von ovaler oder lanzettlicher Ge-
stalt. In den Gärten wird häufig das in Europa
heimische Vinca, uiinoi- ^., das kleine I., kultiviert,
dessen nichtblühende zahlreiche Stengel niederge-
streckt, reich beblättert und wurzelschlagend sind,
während die blütentragenden aufrecht stehen. Die
Blumen sind langgestielt, blau, oei einigen Spiel-
arten weiß, violett, rot, purpurn, einfach oder ge-
füllt. Noch fchöner ist Vinca m^or ^., in allen
Teilen größer, mit kürzern Blütenstielen und hell-
blauen Blumen. Eine ihrer Spielarten (toi. var.j
hat goldgelb gezeichnete Blätter. Eine ähnliche
Varietät giebt es auch vom kleinen I.
Diese beiden Arten benutzt man vorzugsweise zur
Ausschmückung schattiger und feuchter Stellen des
Gartens, doch sind sie auch auf Steingruppen und
Vöfchungen am Platze und als Ampelpflanzen zu
verwenden, insbesondere ihre buntblätterigen For-
men. Sehr häufig ist in den Gärten auch die aus
Ungarn stammende Vinca 1i6i-dac6g> 1^. et HN.,
eine ausdauernde krautstengelige Art mit dunkel-
violettblauen Blumen. Alle diese Arten blühen
schon vom März an bis zum Juni und oft noch
einmal im Herbst. Man vermehrt sie durch Teilung
der Stöcke oder durch Ausläufer, die sich häufig
fchon bewurzelt finden. Vinca ro86a ^., eine aus-
dauernde Art der Antillen, ist eine Pflanze für
warme Gewächshäuser und kann in geschützten war-
men Lagen im Sommer auf Blumenbeete gepflanzt
werden. Sie besitzt sebr langgeröhrte dunkelrosen-
rote, im Schlunde purpurne, eine Spielart weiße,
im Echlunde gleichfalls purpurne Blumen. - I.
wird auch zuweilen der C'pheu genannt.
Inuusrito (lat.), unverdienterweife.
Immermann, Karl Leberecht, dramat. Dichter
und Romanschriftsteller, geb. 24. April 1796 zu
Magdeburg, wo sein Vater Kriegs- und Domänen-
rat war, besuchte das Gymnasium zu Magdeburg.
Seine auf der Universität zu Halle 1813 begonne-
nen jurist. Studien unterbrach er, indem er in die
Reihen der Vaterlandsverteidiger trat; am Nerven-
fieber erkrankt, konnte er jedoch nur am Feldzuge
von 1815 teilnehmen. Nach Halle zurückgekehrt,
wurde er in einen unter den dortigen Studenten
ausgebrochenen Zwist verwickelt, indem er gegen den
Terrorismus des Verbindungswesens auftrat; sein
"Letztes Wort über die Streitigkeiten der Studieren-
den in Halle" (Lpz. 1817) wurde bei dem Wart-
burgfest mit verbrannt. Bald darauf trat er als
Referendar in Magdeburg in den Staatsdienst,
wurde 1819 Auditeur in Münster, 1823 Kriminal-
richter in Magdeburg und 1827 Landgerichtsrat in
Düsseldorf, wohin ihm auch die von ihrem Gatten,
dem Freikorpsführer von Lützow, geschiedene Gräsin