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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Immersion - Immerwährender Kalender
Elisa von Ahlefeldt (s. d.) folgte, die er bereits in
Münster kennen gelernt hatte und die nun bis zu
seiner Verlobung (1838) mit einer Enkelin des Kanz-
lers Niemeyer bei ihm lebte. In Düsseldorf über-
nahm I. die Verwaltung des Theaters, und es
gelang ihm, aus zum Teil schwachen Kräften ein
vorzüglich geschultes Ensemble zu bilden; dennoch
scheiterte das Unternehmen und I. trat in seine amt-
liche Stellung zurück. Er starb 25. Aug. 1840.
In I.s Trauerspielen tritt überall das eingehende
Studium, das er Shakespeare widmete, hervor.
Groh in der Anlage, bedeutsam in der Charakte-
ristik, tief in der Gedankenentwicklung, haben sie
etwas Herbes und Schroffes, künstlerisch Unbefrie-
digendes, wenn sie auch Platens Angriffe durchaus
nicht verdienten. Im allgemeinen sind seine Trauer-
spiele, ebenso wie seine Lustspiele, mehr für die
Lektüre als für die theatralische Wirkung berechnet.
Es erschienen: "Die Prinzen von Syrakus", ein
Lustspiel (Kamm 1821); die drei Trauerspiele: "Das
Thal von Ronceval", "Edwin" und "Petrarca" (ebd.
1822); "Ein ganz frisch schön Trauerspiel von Pater
Brey, dem falschen Propheten" (Münst. 1822), veran-
laßt durch Pustkuchens "Wanderjahre"; das greuel-
volle Trauerspiel "König Periander" (Bonn 1823);
das Lustspiel "Das Auge der Liebe" (Hamm 1824);
die Tragödie "Cardenio und Celinde" (Berl. 1826);
das sehr bemerkenswerte dramat. Gedicht "Trauer-
spiel in Tirol" (Hamb. 1827); das Trauerspiel "Kaiser
Friedrich II." (ebd. 1828); die Lustspiele "Die Ver-
kleidungen" (ebd. 1828) und "Die Schule der From-
men" (Stuttg. 1829); die bedeutende histor. Tri-
logie "Alexis" (Düsseld. 1832), die tiefsinnig-phan-
tastische Mythe "Merlin" (ebd. 1832) und das
Trauerfpiel"Ghismonda, oder die Opfer des Schwei-
gens" (im "Tafchenbuch dramat. Öriginalien", hg.
von Franck, 3. Jahrg., Lpz. 1839). Ferner schrieb
1. den Halbroman "Die Papierfenster eines Ere-
miten" (Hamm 1822), "Miscellen" (Stuttg. 1830)
und das "Reisejournal" (Düsseld. 1833). Auch im
Lyrischen, das ihm ferner lag, verfuchte er sich in
seinen "Gedichten" (Kamm 1822; "Neue Folge",
Stuttg. 1830). Ein drolliges Märchen ist "Tulifänt-
chen" (Hamb.1830; illustriert von Hosemann, Berl.
1861). Seiner unerquicklichen Fehde mit Platen ent-
stammt die mißglückte Satire "Der im Irrgarten der
Metrik umhertaumelnde Cavalier" (Hamb. 1829).
Weitaus am höchsten aber stehen I.s epische Dichtun-
gen. In seinem Roman "Die Epigonen" (3 Bde.,
Düsseld. 1836; 2. Aufl., Verl. 1854) fucht er feine Zeit
ebenso abzuschildern, wie das Goethe einst im "Wil-
helm Meister" geglückt war, und trotz Mängeln der
Komposition hat er die großen Tendenzen der Zeit,
zumal den Kampf der neuen socialen Macht der In-
dustrie gegen den Adel, vielseitig und reich darge-
stellt. Höher noch steht seine ebenso an drastischer
Satire,^wie an ernst Poet. Partien und meister-
haften Schilderungen aus dem westfäl. Dorfleben
reicher "Münchhausen" (4 Bde., Düsseld. 1838-39;
2. Aufl. 1841), einer der besten deutfchen Romane.
Die berühmteste Episode daraus: "Der Oberhof",
unsere weitaus schönste Dorfgeschichte, wurde öfter
besonders herausgegeben, illustriert von Vautier
(4. Aufl., Verl. 1883). Noch ist hervorzuheben I.s
geniale Nachdichtung des Epos "Tristan und Isolde"
(Düsseld. 1841; 2. Aufl., Berl. 1854) und die "Me-
morabilien" (3 Tle., Hamb. 1840-43). Seine kraft-
volle festgegründete Männlichkeit, sein ehrlicher
Wahrheitssinn prägt allen seinen Schöpfungen den
Stempel der bedeutenden Persönlichkeit auf. In
sorgfältiger Auswahl erschienen seine "Gesammelten
Schriften" (14 Bde., Düsseld. 1835-43; neue Ausg.
mit Biographie und Einleitungen von R.Boxberger,
20 Bde., Verl. 1883; Auswahl von M. Koch in
Kürschners "Deutscher Nationallitteratur"). Putlitz
gab I.s "Theaterbriefe" (Berl. 1851) heraus und
veröffentlichte "Karl I. Sein Leben und seine Werke"
(2 Bde., ebd. 1870). Vgl. noch Mich. Beers Brief-
wechsel (hg. von E. von Schenk, Lpz. 1837) und
Freiligrath, Karl I. Blätter der Erinnerung an ihn
(Stuttg. 1842). W. Müller von Königswinter hat
ihn in "I. und sein Kreis" (Lpz. 1861) zum Gegen-
stande eines wenig geglückten Romans gemacht.
Immersion (lat.), das Eintauchen,Untertauchen;
in der Astronomie gleichbedeutend mit Eintritt, d. h.
Anfang einer Sternbedeckung, f. Bedeckung; über
die I. in der Mikroskopie s. Mikroskop.
Immersionstaufe, Taufe durch völliges Unter-
tauchen des Täuflings ins Wasser, und zwar mei-
stens in fließendes Wasser (bei den Baptisten).
Immerwährender Kalender, ein Kalender,
aus welchem das Datum eines jeden Neumonds
für ein gegebenes Jahr direkt entnommen werden
kann. Beim Iulianischen Kalender setzte man
zu diesem Zweck die die entsprechende Nummer der
Jahre im Mondcyklus bezeichnende Goldene Zahl
(s. d.) neben die Neumondstage des ihr entsprechen-
den Jahres. Da der Neumond des ersten Cyklus-
jahres auf den 23. Jan. fiel, fo erhielt dieses Datum
die Zahl I, die alsdann jedesmal abwechselnd neben
den solgenden 29. oder 30. Tag gesetzt wurde. Als
letzter Neumond des ersten Cyklusjahres ergab sich
so der 13. Dez. und, wenn man von hier 30 Tage
weiter zählte, als erster Neumond des zweiten Jah-
res der 12. Jan. Dieser erhielt nunmehr die Zn-
fer II, ebenso der 10. Febr., der 12. März u. s. s.
Für einen langem Zeitraum genügt mdessen dieser
Kalender nicht, da nach 310 Jahren die Mond-
phasen um einen Tag früher eintreffen, als es nach
der Tabelle der Fall fein müßte.
Im immerwährenden Gregorianischen Ka-
lender dienen zur Auffindung der Neumonde die
das Mondalter des Neujahrstages angebenden
Epakten (s. d.). Jede Epakte wird neben den-
jenigen Tagen eingetragen, auf welche die Neu-
monde des mit der betreffenden Epakte bezeichneten
Jahres fallen. So steht bei dem 1. Jan., mit wel-
chem der Anfang des ersten mit einem Neumond
beginnenden Cyklusjahres zusammenfällt, ein *
(---0 oder 30), bei dem 2. Jan. 29, bei dem 3. Jan.
28 u. s. f., bis am 31. Jan., der im ersten Cyklus-
jahre wieder auf einen Neumond trifft, die Reihe
von neuem mit * beginnt. Da jede der dreißig
Epakten sich, entsprechend der Dauer des synodi-
schen Monats, abwechselnd in Intervallen von 29
oder 30 Tagen wiederholen muh, so werden in den
29tägigen Intervallen je einmal zwei Epakten (25
und 24) neben ein Datum gesetzt. Die nachstehende
Tabelle, in welcher die unter den Rubriken der ein-
zelnen Monate eingetragenen Zahlen die Epakten
darstellen, giebt einen nach diesem Princip geord-
neten I. K. Für das Jahr 1894, dessen Epakte
23 ist, ergeben sich hiernach als Neumondstage
der 8. Jan., 6. Febr., 8. März, 6. April, 6. Mai,
4. Juni, 4. Juli, 2. Aug., 1. und 30. Sept., 30. Okt.,
28. Nov., 28. Dez.; 1896, das die Epakte 15 hat,
fällt Neumond auf 16. Jan., 14. Febr., 16. März,
14. April u. s. f.