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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Impfzwang – Impotenz

Figuren auf den Boden gelegt und festgewalzt. Dieselben dienen nach dem Anwachsen als Ausgangspunkte für die Entwicklung der neuen Grasnarbe, die sich von dort aus nach den kahlen Stellen verbreitet. – In der Gärtnerei ist I. soviel wie Veredelung (s. d.).

Impfzwang, s. Impfung (S. 545).

Impietät (lat.), Mangel an Pietät, Pflichtvergessenheit, gottloses, liebloses Betragen.

Implakābel (lat.), unversöhnlich, unerbittlich.

Implantation (neulat.), Einpflanzung, Einpfropfung; implantieren, einpflanzen, einpfropfen, einimpfen.

Implicīt (lat., d. h. verwickelt, unentwickelt) nennt man eine Funktion (s. d.), zu deren Bestimmung man erst eine Gleichung auflösen muß. Explicit ausgedrückt ist hingegen eine Größe, wenn sie durch eine Gleichung bestimmt wird, die schon nach ihr aufgelöst ist.

Implicĭte (lat.), verwickelt, ohne ausdrückliche Nennung in etwas mit einbegriffen; implizieren, in etwas mit einschließen, mit einbegreifen.

Imploránt (lat.) wurde im frühern Prozeßrecht derjenige genannt, welcher in der Exekutionsinstanz den Antrag auf gerichtliche Hilfe gegen seinen Gegner (den Implorāten) stellte (s. auch Impetrant), im altpreuß. Prozesse auch wohl diejenige Partei, welche die Nichtigkeitsbeschwerde einlegte.

Impluvĭum (lat.), eine Vertiefung im Fußboden des röm. Atriums (s. d.) zur Aufnahme des durch das offene Dach (Compluvium) hinabfließenden Regens. Ein gut erhaltenes I. zeigt in Pompeji das Haus des Pansa.

Imponderabilĭen (neulat.,«unwägbare Stoffe») nannte man in der Physik die unbekannten Ursachen, durch die man die Erscheinungen des Lichts (s. d.), der Wärme (s. d.), der Elektricität (s. d.) und des Magnetismus (s. d.) erklären zu können glaubte. Man nahm für jede Klasse dieser Erscheinungen das Vorhandensein einer eigenen oder, wie bei der Elektricität und dem Magnetismus, gar zweier polar entgegengesetzter, sehr feiner, nicht schwerer, besonderer Materien an, durch deren Bewegung oder Ruhe, Mangel oder Überfluß u. s. w. unter verschiedenen äußern Bedingungen jene Erscheinungen hervorgebracht würden. In neuerer Zeit versucht man mit Vorteil, viele Naturerscheinungen als verschiedene Bewegungsvorgänge eines und desselben Stoffes, des Lichtäthers (s. Äther), aufzufassen. – In übertragenem Sinne gebraucht man den Ausdruck I. für solche Thatsachen und Umstände (namentlich geistiger Natur, wie z. B. die Volksstimmung), deren Existenz und Mitwirkung man voraussetzt, deren lebendige Kraft aber im voraus zahlenmäßig festzustellen unmöglich erscheint.

Imponieren (lat.), einen mächtigen Eindruck machen, Achtung gebieten.

Impórt (lat.), s. Einfuhr.

Importance (frz., spr. ängportángß’), Importánz, Wichtigkeit, Bedeutsamkeit; importánt, wichtig, bedeutend.

Importation (lat.), soviel wie Import; importieren, Waren einführen; von Belang sein.

Importscheine, zollamtliche übertragbare Bescheinigungen (Zollquittungen) über die Einfuhr einer Quantität zollpflichtiger ausländischer Waren, welche zum Rückempfang des ausgelegten Zolles berechtigen für den Fall, daß binnen einer bestimmten Zeit eine gleiche Quantität inländischer Waren ausgeführt wird. Vermöge dieser I., welche weder auf Namen noch Ort lauten, wird die Versorgung der einzelnen Plätze sowie insbesondere die Verteilung der Warenmassen in hohem Grade erleichtert. (S. auch Acquit-à-caution und Exportbonifikation.)

Imposánt (frz.), soviel wie imponierend, namentlich bezüglich in die Sinne fallender Eigenschaften.

Impositĭo manŭum (lat.), s. Auflegung der Hände.

Imposĭto silentĭo (lat.), mit Auferlegung, unter der Bedingung der Verschwiegenheit.

Impossībel (lat.), unmöglich.

Impóst (mittellat.; ital. imposta), indirekte Abgabe für den Verbrauch irgend einer Ware, wie Salz, Getränke, Getreide u. s. w.; in der Baukunst soviel wie Kämpfer (s. d.).

Impostor (lat.), Betrüger; Impostōres docti, gelehrte Betrüger, die absichtlich Schriften falschen Verfassern unterschieben, eine Stelle absichtlich falsch citieren oder auslegen u. s. w. «De tribus impostoribus», Titel einer aus dem 16. Jahrh. stammenden Schrift, die die drei Religionsstifter Moses, Jesus und Mohammed als Betrüger bezeichnet, den Glauben an eine göttliche Offenbarung verwirft und die biblischen Erzählungen mit den heidn. Göttermythen auf eine Stufe setzt. Als Urheber jenes dreieinhalb Jahrhunderte ältern frivolen Wortes von den drei Betrügern suchte Papst Gregor Ⅸ. den Kaiser Friedrich Ⅱ. zu verdächtigen. Die ersten Drucke der Schrift sind aus dem J. 1598. – Vgl. die Ausgaben von Genthe, De impostura religionum breve compendium (Lpz. 1833); Weller, De tribus impostoribus (2. Aufl., Heilbr. 1876); Reuter, Geschichte der religiösen Aufklärung im Mittelalter, Bd. 2 (Berl. 1877).

Impŏtenz (lat.), männliches Unvermögen oder Mannesschwäche (impotentĭa coëundi), das Unvermögen, den Beischlaf auszuüben, im engern Sinne die Zeugungsunfähigkeit. Die I. ist entweder angeboren oder erworben, kann vorübergehend oder dauernd bestehen und beruht bald auf körperlichen, bald auf psychischen Ursachen. Zu den körperlichen Ursachen der I. gehören vorzugsweise: fehlerhafte Bildung des Penis und der Hoden, Mangel an Samen (Azoospermie und Aspermatismus), ein zu jugendliches Alter, körperliche Schwächezustände jeder Art, insbesondere nach fortgesetzten geschlechtlichen Ausschweifungen, angeborene Trägheit zum Geschlechtsgenuß, ferner Trunksucht, übermäßige Fettleibigkeit, Diabetes, Krankheiten des Nervensystems (besonders des Gehirns und Rückenmarks) und manche chronische Vergiftungen (Opium, Blei, Arsenik u. a.); die psychischen Ursachen sind vorzüglich: Haß und Abneigung gegen den andern Teil, Schüchternheit und Mangel an Selbstvertrauen, besonders mit dem Bewußtsein einer ausschweifenden Vergangenheit, ferner übermäßig heftige Begierde zum Beischlaf, besonders bei übergroßer Reizbarkeit des Nervensystems, deprimierende Gemütsbewegungen (Kummer, Sorgen) und anhaltende Anstrengungen des Geistes.

Die Behandlung der I., welche gewöhnlich mit einer tiefen Verstimmung des Kranken einhergeht, erfordert ein sehr sorgfältiges Individualisieren, da die Heilmittel der Krankheit ebenso verschiedenartig sind wie ihre Ursachen. Bei vorhandener körperlicher Schwäche verordne man eine nahrhafte animalische Kost, reichliche Körperbewegung in freier Luft, Aufenthalt auf dem Lande, warme Bäder und kühle Abwaschungen der Genitalien,