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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Improvisieren - In abstracto
genannt l'Altissimo, und Bernardo Accolti, genannt
l'Nnico, der sich von dem gewonnenen Gelde das
Herzogtum Nepi kaufte. Leo X. liebte die I. sehr, und
unter den an seiner Tafel versammelten Gelehrten
zeichnete sich Andr. Marone (1474-1527) als Im-
provisator aus, der lateinisch improvisierte. Großen
Ruf erlangte Silvio Antoniano (geb. 1540); S.
Rosas Satiren sollen improvisiert sein; einer der
berühmtesten I. aber warBernardino Perfetti aus
Siena (1680-1747), dessen improvisierte Gedichte
1748 (2 Bde.) erschienen. Auch Metastasio zeigte
von früher Jugend an ein seltenes Improvisations-
talent. Vertinazzi war als Bühnenimprovisator
so gewandt, daß er Fünfakter ohne Anhalt spielte.
Andere berühmte italienische I. waren Zucco (gest.
1764), der an dem Abbate Lorenzi einen würdigen
Zögling und Nachfolger hinterlieh; der Advokat
Bernardi in Rom; Ludov. Serio und Ludov. Rossi,
beide Opfer der neapolit. Umwälzungen von 1799;
ferner Francesco Gianni; Tommaso ^gricci (1798
-1836), der sich im dramat. Fach wie im lyrischen
auszeichnete; Ciccor.l, der 1829 in Rom eine ganze
Epopöe improvisierte, und der auch in Deutschland
durch seine Reisen bekannt gewordene Bindocci
aus Siena.
Nnter den als I. begabten Frauen wurde Mad-
dalena Moralli Fernandez aus Pistcna (gest. 1800)
am meisten gefeiert, in der Akademie der Arkadier
Corilla Olimpica genannt. Nä'chstdem sind zu er-
wähnen Teresa Bandettini (1763-1837), Fortu-
nata Sulgher-Fantastici aus Livorno, Rosa Taddei
aus Rom, besonders aber Mazzei, geborene Lanti,
und neuerdings Veatrice di Pian degli Ontani und
die Sicilianerin Giovannina Milli. Ausfallend ist
es, daß die meisten I. in Toscana (vgl. H. Cochin,
üoccHOO. ^tuä68 itli,1i6iin68, Par. 1890, 4. Artikel)
oder Venetien, namentlich in Siena und Verona,
geboren sind und dieses Talent sich bis auf die
Gegenwart an diesen Orten fortgepflanzt hat. In
Deutschland, wo Volkscharakter und Sprachform
den I. nicht günstig sind, findet sich fast nur in
Steiermark und Tirol einiges Talent für die Steg-
reifdichtung. Unter den wenigen, die damit öffent-
lich auftraten, ist O. L. B. Wolfs hervorzuheben.
Ferner sind zu nennen: Dan. Schönemann, M.
Langenschwarz, K. Richter, Frau Karoline Leon-
Hardt-Lyser, Ed. Beermann aus Osnabrück und
Wilh. Herrmann aus Braunschweig, neuerdings
der österr. Gymnasialprofessor Rich. Neubaur. In
Frankreich versuchte sich als Improvisator seit 1824
Eugene de Pradel, dem besonders kleine Gedichte,
namentlich die sog. doutg i-ini68, trefflich gelangen,
und in Holland Wilhelm de Clercq.
Improvisieren (frz.), ohne alle Vorbereitung
sprechen oder dichten oder Musikstücke schaffen. (S.
Improvisation und Improvisatoren.)
InipubvrOs (lat.), Unmündige, s. Alter.
Impudönt (lat.), unverschämt, schamlos;
Inipud snz, Unverschämtheit; Impudicität,
Schamlosigkeit, Unzüchtigst.
Impugnation (lat.), Angriff, Ansechtung; Im-
pugnationsschrijt, im frühern gemeinen Prozeh
die Prozeßschrift, in welcher eine Partei die Beweis-
führung des Gegners kritisierte.
Impüls (lat.), Antrieb, Anregung zu etwas;
impulsiv, vorwärtsdrängend, feurig.
Impulsiouswinde, Winde, die Orten hohen
Luftdruckes entströmen. Md. 7, S. 706 d).
Impulsives Irrefein, s. Geisteskrankheiten
Iinpnne (lat.), straflos; Impunität, Straf-
losigkeit.
Imputieren (lat.), einem etwas zurechnen,
schuld geben, einen beschuldigen; Imputation,
Zurechnung (s. d.); imputäbel, zurechnungs-
fähig; mit Verantwortlichkeit verknüpft; impu-
tativ, zurechnend, beschuldigend.
Imru ul-Kejs, arab. Dichter des 6. Jahrh.,
stammte aus dem südarab. Stamme der Kindah,
welcher die Dynastie der Lachmiden stürzte. Bald
wurden aber die, Kinditen wieder verdrängt; der
Vater des I. konnte sich gegen die aufrührerifchen
Stämme nicht lange behaupten und wurde ermordet.
Dem Dichter gelang es nicht, die Herrfchaft wieder
zu gewinnen. Zuletzt wandte sich I. nach Konstan-
tinopel, wo erHilfstruppen erhielt, aber bald darauf
beim Kaifer verleumdet wurde, der ihn, wie die
Legende erzählt, mittels eines vergifteten Mantels
töten lieh. In Angora ereilte der Tod den I. In sei-
nen Gedichten finden sich viele Beziehungen auf seine
wechselvollen Lebensschicksale. Sein Diwan ist von
MacGuckin de Slane (Par. 1837) und in Ahlwardts
I)ivHQ8 ok tli6 81X Hlici6llt ^.radio P06t3 (Lond.
1870) veröffentlicht, und von Nückert in Verbindung
mit der Biographie des Dichters meisterhaft bear-
beitet worden ("Amrilkais, der Dichter und König;
fein Leben dargestellt in seinen Liedern", Stuttg.
1843). I. ist der Dichter einer der sieben Noalia-
K5t (s. d.); dieselbe ist von Lette (Leid. 1748), Heng-
stenberg (Bonn 1823) und in allen Ausgaben der
NoHiiakät veröffentlicht.
Imst. 1) Bezirkshauptmannschaft in Tirol, hat
1704,22 ykiu, (1890) 22050 (10858 männl., 11192
weibl.) deutfche kath. E., 4124 Häuser und 5021
Wohnparteien in 26 Gemeinden mit 63 Ortschaften
und umfaßt die Gerichtsbezirke I. und Silz (das
Ötzthal umfassend). - 2) Marktflecken und Haupt-
ort des Oberinnthals (Tirol), 50 Km westlich von
Innsbruck, vom Malch- und Alpbach durchströmt,
an der Einmündung des Gurglthals in das Inn-
thal, auf einem Schuttkegel (826 m), an der Linie
Innsbruck-Bregenz (Arlbergbahn) der Osterr.
Staatsbahnen (Bahnhof 3 kiu entfernt), Sitz der
Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts
(661,82 likm, 12 Gemeinden, 26 Ortschaften,
10021 E.), hat (1890) 2396 E., Post, Telegraph,
eine nach dem Brande von 1822 neugebaute Pfarr-
kirche, restaurierte Johanniskirche, einen Kalvarien-
berg mit schöner Aussicht, Kapuzinerkloster, Insti-
tut der Barmherzigen Schwestern, Spital, Kinder-
asyl, Kleinkinderbewahranstalt, Handwerkerschule,
Wasserleitung; Papier- und Holzstofffabrik, 2 Baum-
wollwebereien, Druckereien, Färberei, Gerberei und
2 Brauereien. In der Nähe ist die Rosengartl-
klamm, eine wildromantische Felsenschlucht, eine
Wallfahrtskapelle, ferner Gurglgrün und Vogel-
bühel, auf der westl. Bergstufe gelegen, mit schöner
Aussicht, Schloß Starkenberg (Brauerei) und Ruine
Altstarkenberg sowie die Friedrich-August-Kapelle
bei Vrennbüchl (s. d.). Die Umgebung wird im
Osten vom Tschirgant (2366 m), im Westen vom
Muttekopf (2771 m) beherrfcht.
Fmuthes, ägypt. Gott, s. Imhotep.
In, chem. Zeichen für Indium (s. d.).
In avsontia. (lat.), m Abwesenheit, während
jemandes Abwesenheit.
In 2.dsti>a.oto (lat., "im abgezogenen iMnn>),
losgelöst von der sinnlichen Anschauung, an sich
betrachtet. (S. Abstrakt.)