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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Indepencia; Independence; Independenten; In deposito; Inder; Indeterminismus

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Independence – Indeterminismus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Indépendance belge, L’'

und hat durch ihre weitverzweigten Beziehungen einen vorwiegend internationalen Charakter.

Independence (spr. -pénndenß), Hauptstadt des County Jackson im nordamerik. Staate Missouri, nahe bei Kansas City, hat (1890) 6742 E.

Independencĭa, Stadt in Uruguay, s. Fray-Bentos.

Independénten (neulat.) oder Kongregationalisten, Gattungsname für solche evang. Christen in England und Amerika, die für jede Einzelgemeinde volle Unabhängigkeit in Bezug auf Lehre und Verfassung beanspruchen, den Gottesdienst nach selbständigem Ermessen einrichten und jede Herrschaft des Staates oder einer Kirchenbehörde über das religiöse Leben verwerfen. Auch kein Bekenntnis, kein Glaubenssymbol, keine Hierarchie und kein specifisch-geistlicher Charakter des Theologen wird von ihnen anerkannt. Der Ursprung der I. liegt in der Zeit der engl. Reformationskämpfe, als die Puritaner (die strengen Calvinisten), an der bischöfl. Verfassung und dem katholisierenden Kultus der Staatskirche Ärgernis nehmend, deren Konformitätszwang Trotz boten und, als Nonkonformisten (s. Dissenters) verfolgt und flüchtig, zuerst in den Niederlanden und Amerika sich zu Gesellschaften gemeinsamer Religionsübung oder Kongregationen (daher der Name Kongregationalisten) zusammenschlossen. Henry Jacob gründete 1616 die erste Gemeinde von I. in London, und während der Revolution hatten sie, von Cromwell begünstigt, in Heer und Parlament entscheidenden Einfluß. (S. Großbritannien und Irland, Bd. 8, S. 432b.) Aus ihnen sammelte George Fox die Gesellschaft der Freunde, Quäker (s. d.) genannt. 1658 traten mehr als hundert Independentengemeinden in der Savoy-Versammlung zu gemeinsamer Beratung über Bekenntnis und Kirchenordnung zusammen. Die Restauration brachte über sie schwere Bedrückung und Gefängnisstrafen. Sie suchten in Amerika eine zweite Heimat, wohin ihnen schon um 1620 «die Pilgerväter» vorangezogen waren. Die Toleranzakte Wilhelms von Oranien gab ihnen 1689 staatliche Anerkennung. Seitdem haben sie, die Vertreter der Toleranz und der Freiwilligkeit als kirchenrechtlichen Grundsatzes, immer mehr Anerkennung und Ausdehnung gewonnen, auch durch Pflege christl. Liebeswerke und theol. Wissenschaft sich große Verdienste erworben. – Vgl. Fletcher, History of Independency in England (4 Bde., Lond. 1862); Weingarten, Die Revolutionskirchen Englands (Lpz. 1868); Waddington, Congregational history (5 Bde., Lond. 1869–80); Barclay, The inner life of the religious societies of commonwealth (3. Aufl., ebd. 1879); Dexter, The Congregationalism of the last three hundred years (ebd. 1880).

In deposĭto (lat.), in (gerichtlicher) Verwahrung.

Inder. Die einzelnen Bestandteile der Bevölkerung von Ostindien, in ihrer Rassenabstammung sehr verschieden, zeigen in Bezug auf Körperbildung, geistige Anlagen, Lebensweise und Beschäftigungen große Verschiedenheiten. Man kann drei Völkerschichten unterscheiden:

  • 1) die arischen Hindu,
  • 2) die sog. Dravida und
  • 3) Kolarier.

Dazu kommen in den Ländern am Fuße des Himalaja Völker mongol. Rasse, speciell tibetan. Abkunft.

Die arischen Hindu zeichnen sich durch einen schön und regelmäßig gebauten, die Höhe von 1,85 m selten überschreitenden, beweglichen und elastischen Körper, kleine und schön geformte Hände ↔ und Füße aus. Ihre Kopf- und Gesichtsbildung ist die der kaukasischen (indo-europ.) Rasse, nähert sich aber mehr den dunkeln romanischen als den lichten german. Völkern Europas. Augen und Haupthaare sind schwarz, die letztern lang und glatt; die Männer haben starken Bartwuchs. Die Hautfarbe zeigt alle Farbenübergänge zwischen gelblichem Weiß, Olivenbraun und der Rußfarbe bis zu völligem Schwarz (letzteres bei gemischten Stämmen). Die Frauen und auch die Männer aus den höhern unvermischten Kasten zeichnen sich durch hellere Hautfarbe aus. Die reiche geistige Begabung der arischen I. geht aus der sehr hohen Stelle hervor, welche sie als uraltes Kulturvolk einnehmen (s. Indische Religion, Indische Kunst und Indische Litteratur), sowie aus den Erzeugnissen ihrer gewerblichen Thätigkeit, wie aus den durch Feinheit und Farbenpracht ausgezeichneten Geweben aus Baumwolle und Seide, den Shawls und den Teppichen. Bemerkenswert ist die starke Ausbildung der Phantasie. Der Charakter der Hindu hat durch die tiefe Einwirkung uralter, für unantastbar gehaltener Institutionen, wie der Kasteneinteilung und des specifisch ind. Polytheismus, des Brahmanismus, wie auch infolge der Beherrschung Ostindiens durch fremde Nationen seit fast einem Jahrtausend ein eigentümliches Gepräge erhalten. Ganz besonders nachteilig hat die Herrschaft der mohammed. Eroberer eingewirkt, obgleich das eigentlich ind. Kulturelement von dem centralasiatisch-islamitischen immer getrennt geblieben ist. Die Hindu sind wenig kriegerisch, kriechend höflich, aber ebenso falsch und unzuverlässig, sehr sinnlich, lügnerisch, hartherzig, rachsüchtig und blutdürstig, wissen aber ihre Leidenschaften äußerlich zu verbergen. Tugenden sind ihre Mäßigkeit (die Geschlechtsliebe ausgenommen), Reinlichkeit, Geduld, Vorliebe für friedliche Beschäftigungen, namentlich für den Ackerbau, Lernbegierde und Hochschätzung der Wissenschaft. Über fortschrittliche Bewegungen unter den heutigen I. s. Hindubewegung.

Die dravidischen Völker im Dekan haben die kaukas. Schädel- und Gesichtsbildung, aber ihre Hautfarbe ist im ganzen dunkler als die der nördlichern Hindu, von denen sie sich auch durch ihre Sprache unterscheiden. In der Hautfarbe verschiedener Volksstämme im Süden, namentlich an der Koromandelküste, sticht mehr das Gelb hervor.

Durch eine von dem kaukas. Typus wesentlich abweichende Kopf- und Gesichtsform, eine gröbere und kräftigere Körperbildung unterscheiden sich von den arischen Hindu die sog. Kolarier, wie die Bhil, Khond, Kolh und andere Volksstämme auf der Halbinsel Gudschrat, in den Thälern des Windhjagebirges, in der Landschaft Orissa und andern Gegenden, welche für mehr oder weniger mit den fremden Einwanderern vermischte oder ganz unvermischt gebliebene Überreste der Urbevölkerung gehalten werden. Diese Völkerschaften sind auch dunkler gefärbt als die arischen Hindu, wiewohl unter ihnen auch Stämme mit lichterer Haut vorkommen, wie namentlich die Bhil. Viele von ihnen leben noch im Naturzustande, als Hirten, Jäger und Räuber, ohne Ackerbau und manche selbst ohne Viehzucht. Bei mehrern, wie bei den Khond, sind noch jetzt Menschenopfer in Gebrauch; auch sollen sie noch jetzt hin und wieder kranke und altersschwache Personen töten und verzehren.

Indeterminismus, die (dem Determinismus entgegengesetzte) Ansicht, daß nicht alles Geschehen,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 554.