Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

560

Indigofink – Indikator

feuchtem Sommer möglich. Der Same wird in den gut gedüngten und gepflügten Boden in 30‒50 cm voneinander liegenden Reihen gedrillt. Dann wird das Feld geschleift, damit der Same nicht zu tief in die Erde kommt. Bei günstiger Witterung erscheinen die Sämlinge schon nach einer Woche, und von da an ist Reinhaltung des Feldes von Unkraut die einzige Kulturarbeit. Ungefähr drei Monate nach der Aussaat tritt der Indigo in die Blüte und muß sofort geschnitten werden, und zwar, da der untere Stengelteil keinen Farbstoff enthält, etwa 12 cm über dem Boden. Beim Binden und Einfahren der Ernten, deren man in guten Lagen drei, manchmal sogar vier im Jahre erhält, ist darauf zu achten, daß die Pflanzen nicht zu sehr gepreßt werden. Über die Gewinnung des Farbstoffs s. Indigo. Die aus dem Himalaja stammende I. Dosua Ham. wird wegen ihrer schönen Blüten als Zierpflanze in Gärten gezogen und hält den deutschen Winter unter leichtem Schutz aus.

Indigofink, s. Prachtfinken.

Indigolīth, Abart des Turmalins (s. d.).

Indigolösung, Bezeichnung für die Indigblauschwefelsäuren (s. d.).

Indigomonosulfōnsäure oder Indigmonosulfonsäure, s. Indigblauschwefelsäuren.

Indigopflanze, s. Indigofera.

Indigosaphir, Handelsname des blauen Saphirs (s. d.).

Indigoschwefelsäure, Indigosulfōnsäure, Bezeichnung für die Indigblauschwefelsäuren.

Indigotīn, s. Indigblau.

Indigotinktur oder Indigtinktur, s. Indigblauschwefelsäuren.

Indigovogel, s. Prachtfinken.

Indigpurpur, s. Indigblauschwefelsäuren.

Indigschwarz, Bezeichnung des Anilinschwarzes (s. d.) wegen seiner, derjenigen des Indigos gleichkommenden Echtheit.

Indigtinktur, s. Indigblauschwefelsäuren.

Indigweiß, eine chem. Verbindung von der Zusammensetzung C₁₆H₁₂N₂O₂, die sich vom Indigblau (s. d.) durch einen Mehrgehalt von 2 Wasserstoffatomen unterscheidet und sehr wahrscheinlich die Konstitutionsformel

^[img]

besitzt. Es ist der wesentliche Bestandteil der Indigküpen der Blaufärber (s. Indigo). Aus dem Indigblau läßt es sich darstellen, wenn man dieses feingepulvert in alkalischen Flüssigkeiten mit Reduktionsmitteln (Traubenzucker, Eisenvitriol) bei Abschluß von Luft behandelt. Das gebildete I. hat phenolartigen Charakter und löst sich daher in der alkalischen Flüssigkeit. Wenn man diese, immer unter Abschluß von Luft, mit Salzsäure fällt, so erhält man das I. als weißes krystallinisches Pulver, das sich in Alkohol, Äther und Alkalien mit gelblicher Farbe löst. Aus der Luft nimmt es begierig Sauerstoff auf und geht wieder in Indigblau über.

Indikān, C₂₆H₃₁NO₁₇ (?), eine organische Verbindung, die zur Klasse der Glykoside gehört und in allen Indigo liefernden Pflanzen enthalten ist. Es ist ein nahezu farbloser Sirup, der sich beim Erwärmen zersetzt, von bitterm Geschmack und saurer Reaktion, löslich in Wasser und Alkohol. Das I. ist die Quelle des wertvollen Indigofarbstoffs. Beim Kochen mit verdünnten Säuren oder durch Gärung der mit Wasser übergossenen Indigopflanzen wird es unter Abscheidung einer Zuckerart zersetzt und an der Luft zu Indigo oxydiert, der sich als blaues Pulver absetzt. Das I. ist nicht zu verwechseln mit dem Harnindikan (s. d.).

Indikation (lat., «Anzeige»), Heilanzeige, in der Medizin dasjenige Heilverfahren, welches im gegebenen Krankheitsfalle zur Beseitigung der Krankheit oder der Krankheitserscheinungen erforderlich ist. Man pflegt drei Klassen von Heilanzeigen zu unterscheiden: 1) Die ursächliche I. (indicatio causalis), deren Aufgabe ist, die Ursachen des Krankseins zu entfernen und damit das letztere selbst zu beseitigen. Durch Erfüllung der ursächlichen I. wird in den meisten Fällen auch die Krankheit behoben; so wird z. B. die Krätzkrankheit sicher geheilt, wenn bei ihr die ursächliche I. erfüllt, d. h. die die Krankheit verursachenden Krätzmilben getötet werden. 2) Die wesentliche I. (indicatio essentialis s. morbi) nimmt den wesentlichsten Prozeß in dem Krankheitsfalle in Angriff, in der Voraussetzung, daß von jenem alle übrigen Störungen abhängen und mit ihm beseitigt werden, kann aber nur verhältnismäßig selten auf eine genügende Weise erfüllt werden. 3) Die symptomatische I. (indicatio symptomatica) richtet sich im wesentlichen nur nach den Krankheitserscheinungen und sucht, unbekümmert um das Wesen des Krankheitsprozesses, einzelne, besonders lästige Symptome (Schmerzen, Schlaflosigkeit, Erbrechen, Durchfall u. dgl.) zu beseitigen oder zu mildern und drohenden Gefahren, die von Nebenumständen abhängen, rechtzeitig entgegenzutreten. Sehr häufig muß der Arzt die symptomatische I. bei plötzlich eintretender Lebensgefahr zu erfüllen suchen; man pflegt in solchen Fällen von einer indicatio vitalis, d. h. von einer Forderung, das Leben zu erhalten, zu sprechen. Wenn z. B. beim Krupp der Tod durch Erstickung droht, so ist sofort der Luftröhrenschnitt vorzunehmen und damit zunächst die augenblickliche Gefahr zu beseitigen; erst dann kommt die ursächliche I. in Betracht.

Bisweilen ist ein Heilmittel oder Heilverfahren aus allgemeinen Gründen wohl angezeigt, aber im gegebenen Fall durch gewisse zufällige oder individuelle Umstände verboten oder kontraindiziert; das nennt man eine Gegenanzeige oder Kontraindikation. So kann z. B. Opium bei heftigen Schmerzen wohl im allgemeinen angezeigt, in einem einzelnen Fall aber durch ein gleichzeitig vorhandenes Herzleiden durchaus kontraindiziert sein.

Indikatīv (lat.), diejenige Form des Zeitworts, welche die Handlung ohne modale Färbung ausdrückt. (S. Modus und Verbum.)

Indikātor (lat., «Anzeiger»), in der chemischen Analyse (s. d.), besonders in der volumetrischen, Körper, die durch besonders auffallende Erscheinungen, Farbenveränderungen oder Entstehung von charakteristischen Niederschlägen die Beendigung einer Reaktion anzeigen. Der am längsten angewandte I. ist der Farbstoff des Lackmus, der in alkalischen Flüssigkeiten rein blau erscheint, beim geringsten Überschuß von Säuren weinrot wird und in sauren Flüssigkeiten zwiebelrot ist, während der geringste Überschuß von Alkali wieder die weinrote Färbung hervorruft. Rosolsäure, Phenolphthaleïn u. a. färben saure Flüssigkeiten kaum, werden aber intensiv rot beim geringsten Überschuß von Alkali. Stärkelösung zeigt durch intensive Blaufärbung einen Überschuß von Jodlösung beim Titrieren von schwefliger und arseniger