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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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In natura - Innere Mission
darunter 1343 Katholiken, in 12 Gemeinden und
Zerfällt in die 3 Kreise Obertasna (6 Gemeinden,
2412 E.), Remüs (3; 1491) und Untertasna (3; 2429).
Hauptort ist Schuls (s. d.).
Iü uatüra. (lat.), in Natur, wirklich, z. B. Ge-
treide iu nHwra. liefern, soviel wie: wirkliches Ge-
treide, nicht dem Werte nach in Geld, liefern.
Iunendüne, s. Dünen. ^S. 745).
Znnenfeuerung, s. Feuerungsanlagen (Bd. 6,
Innenpolmafchine, im Gegensatz zu Außen-
polmaschine ein Konstruktionstypus der Ringanker-
Dynamomaschine, bei dem die das Feld erzeugen-
den Magnete innerhalb des Ringes angeordnet
sind. Als I. sind die von Siemens gebauten zu je
zwei von einer lOOOpferdigen Corliß-Compound-
maschine von van den Kerchove & Co. in Gent an-
getriebenen großen Dynamomaschinen der Berliner
Elektricitätswerke (für 2600 Ampere bei 140 Volt)
konstruiert, deren Beschreibung und Abbildung die
Elektrotechnische Zeitschrift 1890, S. 53, giebt.
Iunenfchmarotzer, s. Schmarotzertum.
Innenwachen, Wachen, welche in einer mit
Truppen belegten Ortschaft (s. Ortsunterkunft) oder
in einem Biwak zur Aufrechthaltung der innern
Ordnung dienen (s. Außenwachen). Bei der In-
fanterie heißen sie Fahnenwachen, bei der Ka-
vallerie Standartenwachen, bei der Artillerie
Parkwachen. Alle I. verhalten sich wie Garnison-
wachen (s. Wache).
Innere Arbeit, diejenige Energie, die bei der
mit Ausdehnung verbundenen Erwärmung eines
Körpers arü Vermehrung der Geschwindigkeit der
Körpermoleküle sowie auf die den anziehenden Mole-
kularkräften entgegen gerichtete Vergrößerung ihres
gegenseitigen mittlern Abstandes verwendet wird.
Dieser letztere Teil der I. A. wird auch als Disgre-
gationsarbeit (s. d.) bezeichnet. Clausius versteht
unter I. A. allein diese Disgregationsarbeit. Im
Gegensatz zu I. A. nennt man äußere Arbeit die
bei der Ausdehnung auf Überwindung des äußern
Drucks verbrauchte Energie der Körpermoleküle.
Innere Horde, s. Vukejewsche Horde.
Innere Linie. Man unterscheidet in der Stra-
tegie ein Operieren auf der äußern und auf
der innern Linie. Im erstem Falle sind die
Teile der Armee getrennt und bewegen sich in dem
Umfange eines Kreifes (der äußern Linie) mit dem
Bestreben, den Mittelpunkt desselben, die feindliche
Armee zu erreichen (Verbündete 1813, Preußen
1866). Bei dem Operieren auf der I. L. steht man im
Mittelpunkt des Kreifes und sucht durch Ausnutzung
der kurzem innern Verbindungslinien den geteilten
Gegner durch rasch hintereinander nach verschiede-
nen Richtungen geführte Schläge zu vernichten
(Napoleon 1813 zwischen Dresden und Leipzig,
Österreicher 1866 zwischen Iosephstadt und Gitschin).
Innere Mission, im Unterschied von der
äußern oder Heiden- und Iudenmission die
Gesamtheit aller auf Beseitigung geistiger und leib-
licher Not innerhalb der christl. Gemeinschaft, be-
sonders der evang. Kirche, hervortretenden Thätig-
keiten. Solange die christl. Kirche besteht, hat es
solche Bestrebungen rettender, helfender, tröstender
und bewahrender Nächstenliebe gegeben. (Vgl. Uhl-
hom, Die christl. Liebesthätigkeit d^r alten Kirche,
Die christl. Liebesthätiakeit im Mittelalter und Die
christl. Liebesthätigkeit seit der Reformation, Stuttg.
1882,1884 u. 1889.) Der Name I. M. für die zu-
sammenfassende Organisation ist dm ch I. H. Wichern
(s. d.) aufgekommen, der auf dem Kirchentage zu
Wittenberg 1848 Veranlassung zur Bildung eines
" Centralausschusses für I. M." gab, ausgehend
von der Überzeugung, daß der letzte Grund aller
Not im Mangel an lebendigem Glauben beruhe,
daß darum alle leibliche Hilfe in Krankheit und Ar-
mut mit Erweckung und Stärkung des Glaubens
Hand in Hand gehen müsse und daß für solche Volks-
kreise, auf die das geistliche Amt oder die Kirche
nicht mehr einwirken können, durch freie Vereins-
thätigkeit und Mitwirkung der Laien Rat geschafft
werden müsse. (Vgl. Wichern, Die I. M. der deut-
schen evang. Kirche. Denkschrift, 3. Aufl., Hamb.
1889.) Der Centralausschuß für I. M., dessen
Seele Wichern war, sollte den Mittelpunkt für alle
zugehörigen Bestrebungen bilden, anregend, för-
dernd und orientierend wirken, aber keineswegs die
freie Bewegung der einzelnen Vereine hindern.
Sein Organ wurden die "Fliegenden Blätter aus
dem Rauhen Haufe" (Hamburg, seit 1848), die fort-
gesetzt über das gesamte Gebiet der I. M. eingehend
berichten. Der lange Zeit mit dem Kirchentag ver-
bundene "Kongreß für I. M." machte sich später
selbständig und seine im Druck erschienenen "Ver-
handlungen" geben einen lehrreichen Einblick in die
Entwicklung der anfangs meist mit Mißtrauen auf-
genommenen, dagegen von den Anhängern als eine
Art Reformation gepriesenen Vereinsthätigkeit. In
neuester Zeit haben sich nicht nur zahlreiche Vereine
für besondere Aufgaben der I. M. gebildet, sondern
auch Landes-, Provinzial- und Zweigverbände mit
Agenten, Vereinsgeistlichen,Reisepredigern. Gegen-
stand der I. M. sind solche Einzelne, die untev dem
Druck der Not und Sünde einer außerordentlichen
Hilfe bedürfen, und solche Schichten der Gesellschaft,
die in religiöser und sittlicher Hinsicht gefährdet sind.
Bisher hat die I. M. folgende Hauptaufgaben
in Angriff genommen: Errichtung von Krippen,
Kleinkinderschulen, Kinderheilstätten für ärmere Kin-
der, Rettungshäufer für verwahrloste Knaben und
Mädchen, Anstalten für Idioten und Epileptische,
Lehrlings-, Gesellen- und Iünglingsvereine, Heil-
stätten und Asyle für Trunksüchtige und Prostituierte,
Verpflegungs stationen für arme Wanderer, Arbeiter-
kolonien; femer gehört dahin die Einrichtung von
Kindergottesdiensten und Sonntagsschulen, von
Herbergen zur Heimat, Mäßigkeits- und Sittlich-
keitsvereinen, Volkskaffeehäufern, fowie die Für-
forge für geistige Pflege an Auswanderern, Schif-
fern, Seeleuten, Eisenbahnarbeitern, auch das
Streben nach strengerer Sonntagsheiligung und
die Heranbildung von freiwilligen Krankenpflegern
im Kriege. Die Diakonen- und Diakonissenanstalten
(s. d.) bilden die Arbeiter für die Armen-, Kranken-,
Gefangenen- und Kinderpstege aus. In großen
Städten und in den Fabrikbezirken arbeiten die
Stadtmifsionen (s. d.). Der Presse wendet die I. M.
besondere Aufmerksamkeit zu durch Herstellung und
Verbreitung von Predigten, Sonntagsblättern, Ar-
beiterzeitungen, Traktaten u. s. w. Die Wohnungs-
not, Hausbettelei, Gefährdung junger Mädchen, die
Frauen- und Kinderarbeit und anderes hat sie gleich-
falls in den Kreis ihrer Thätigkeit gezogen. - Vgl.
Martius, Die I. M. (Gütersloh 1882); Monats-
schrift für I. M., hg. von Th. Schäfer (ebd.), sowie
dessen Sammlung von Monographien u. d. T. Die
I. M. (6 Bde., Hamb. und Stuttg. 1878-83) und
Leitfaden der I. M. (2. Aufl., Hamb. 1888); Zimmer,
Handbibliothek der praktischen Theologie (Gotha