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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Instrumént; Instrumentāle Arithmetik; Instrumentālfehler; Instrumentālis; Instrumentālmusik

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Instrument - Instrumentalmusik

Lehrer; instruieren, I. erteilen; instruktīv, lehrreich.

Instrumént (lat.), Werkzeug, meist gebraucht von Werkzeugen, die zu wissenschaftlichen, künstlerischen oder technischen Zwecken dienen, daher man von mathematischen, optischen, astronomischen, physikalischen, medizinischen, chirurgischen, chemischen, meteorologischen, nautischen, elektrischen, musikalischen (s. Musikinstrumente) und andern I. spricht. Die Herstellung der I. erfordert eine sehr sorgfältige Arbeit, nicht selten besondere Kenntnisse in Mathematik, Astronomie, Meteorologie, Chemie, Physik u. s. w. und findet sich deshalb auch in den höchstkultivierten Ländern besonders entwickelt. Diese Arbeiten der Mechaniker und mechan. Werkstätten unterscheiden sich von den eigentlichen Werkzeugen zunächst nur durch die Feinheit der Ausführung, sodann durch die Bestimmung für eine ganz besondere Verwendung. Das Messer eines chirurg. Bestecks bleibt immerhin ein Messer, soll aber zu chirurg. Operationen verwendet werden und wird dadurch zum I. Trotzdem verwischt sich die Grenze zwischen Werkzeug und I., und ebensowenig läßt sich mit Bestimmtheit die Grenze zwischen dem Apparat und dem I. bezeichnen. Elektrische, Wage- und Meßapparate u. s. w. werden ebenso häufig, wenn sie fein ausgeführt sind und in bescheidenen Größenverhältnissen bleiben, als I. bezeichnet.

In der Herstellung der I. leistet Deutschland ganz Vorzügliches. In einigen wenigen Artikeln, die seltener begehrt werden und eine besonders gute Ausführung verlangen, sind zwar Paris, in nautischen I. London noch heute tonangebend; in Bezug auf die geringern wie bessern und selbst besten I. des Massenverbrauchs versorgt Deutschland alle Länder der Erde. Vorhanden waren bei der Gewerbezählung von 1882 in Deutschland für die Herstellung von I. 4356 Betriebe mit 13539 Arbeitern, darunter 199 Fabriken mit Motorenbetrieb und 2528 Arbeitskräften. Seitdem werden sich diese Zahlen um mindestens 10‒15 Proz. erhöht haben. Sachkundige Mechaniker, von denen sich aber ein großer Teil nur mit der Reparatur, dem Handel u. s. w. der I. beschäftigt, finden sich in nahezu allen Städten; mehr oder weniger konzentriert ist dagegen die Herstellung der I., sowohl hausindustriell wie fabrikmäßig, nur in den größern Plätzen, vor allem in Berlin, sodann in München, Hamburg, Dresden, Leipzig u. s. w., außerdem für bestimmte I. in einigen Bezirken, in denen sich dieser Zweig der Hausindustrie auch auf das platte Land erstreckt. Das letztere gilt z. B. für die Thermometer von Ilmenau in Thüringen, die Brillenindustrie in Rathenow, die Glasinstrumente in Thüringen, chirurgische I. in und bei Tübingen, Reißzeuge in Nürnberg und Fürth. Eine hervorragende Rolle spielen außerdem: für optische I. (Ferngläser, Brillen, Pincenez, astronomische I., Mikroskope): München, Berlin, Fürth, Nürnberg, Leipzig, Jena (für Mikroskope und andere wissenschaftliche optische I.); für medizinische I. (chirurgische, orthopädische, zahn- und tierärztliche, elektro-medizinische, Bandagen, künstliche Glieder, Respiratoren): Berlin, Hamburg, Dresden, Köln, Straßburg, Tuttlingen, Königsberg; für chemische: Berlin, Leipzig; für chemische Glasinstrumente: Ilmenau, Manebach, Elgersburg, Stützerbach und Schmiedefeld, sämtlich in Thüringen; für meteorologische (Barometer, Thermometer): Berlin, Hamburg, Thüringen; mathematische (Präzisionsinstrumente, Rechenmaschinen, Reißzeuge): München, Nürnberg, Fürth, Berlin, Leipzig, Halle; physikalische: Berlin, München, Köln, Dresden; nautische: Hamburg, Stettin, Danzig, Bremen; Meßinstrumente (Hohl- und Längenmaße): Berlin, Eßlingen, München u. a. m. – Die deutsche Ausfuhrstatistik führt nur optische I. besonders auf, die andern I. sind vorwiegend unter «feinen Eisenwaren» mit enthalten. 1892 belief sich die Ausfuhr der optischen I. allein auf 860 t im Werte von 16,4 Mill. M.; der Wert der andern ausgeführten I. wird auf 45‒48 Mill. M. zu schätzen sein. – Über Musikinstrumente s. d.

Juristisch heißt I. soviel wie Urkunde; daher Instrumentszeugen die bei Errichtung einer Urkunde zugezogenen Urkundspersonen. (S. Urkunde.)

Instrumentāle Arithmetik, s. Arithmetik.

Instrumentālfehler, Fehler, die bei astron. Messungen dadurch verursacht werden, daß sich die mathem. Idee, die einem Meßinstrument zu Grunde liegt, bei der praktischen Ausführung desselben nie in aller Strenge verwirklichen läßt. So sollte z. B. bei einem Passageninstrument: 1) die Verbindungslinie zwischen der Mitte des Fernrohrobjektivs und der Mitte des Fadenkreuzes genau senkrecht zur Umdrehungsachse stehen, 2) sollte die Umdrehungsachse genau von Ost nach West zeigen und 3) in einer zum Horizont parallelen Ebene liegen. Die Abweichungen von diesen drei Bedingungen nennt man die I. des Passageninstruments und zwar den ersten Fehler in Kollimation, den zweiten Fehler in Azimut, den dritten in Neigung oder auch kurzweg Kollimation, Azimut und Neigung des Instruments. Ähnlich nennt man auch bei den andern astron. Instrumenten die thatsächlich stattfindenden Abweichungen von der mathem. Idee, seien diese nun im Bau des Instruments oder in der Art seiner Aufstellung begründet, die I. Wenn es auch wirklich möglich sein sollte, bei einem Instrument die I. desselben zum Verschwinden zu bringen, so ist dies doch auf die Dauer nicht in aller Strenge zu erreichen. Bodensenkungen und besonders der Einfluß der Wärme bringen stetige Änderungen im Betrage der I. hervor, sodaß man jetzt in der messenden Astronomie vorzieht, die I. durch besondere Beobachtungen scharf zu bestimmen und ihren theoretisch ermittelten Einfluß auf die unmittelbar gemessenen Größen in Rechnung zu ziehen.

Instrumentālis (lat.), ein Casus zur Bezeichnung des Mittels und Werkzeugs oder auch des Zusammenseins mit etwas. (S. Casus.)

Instrumentālmusik, im Gegensatz zur Vokalmusik die durch Instrumente ausgeführte Musik. Im Ursprunge ist die I. mit der Gesangmusik gleich alt und hat sich dieser zur Seite gehend entwickelt, ihre volle Selbständigkeit in allen Gattungen aber erst erlangt, nachdem der Kunstgesang seinen Höhepunkt erreicht oder bereits überschritten hatte. Selbständige I. findet sich schon im 6. Jahrh. v. Chr. bei den Griechen im Solospiel auf Flöte und Kithara. Mehrstimmige I. erscheint zuerst im 16. Jahrh., zunächst in Tänzen, dann im Einzelspiel der Laute und der Klavierinstrumente. Die neuere I. beruht auf zwei Grundlagen, einerseits auf dem Orgelsatz (Klaviersatz), der die Formen der Vokalmusik frei nachbildete und in J. S. Bachs Orgel- und Klavierfugen seinen Höhepunkt erreichte, anderer- ^[folgende Seite]