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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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In suspenso - Integralrechnung
Beseitigung derselben. Durch diese politische und
vom Standpunkt des Strafrechts hochverräterische
Tendenz unterscheidet sich die I. von einem Aufruhr
(s. d.) und von einem oloßen Auflauf (s. d.). - In
Ungarn hieh bis zu den Ereignissen von 1848 I.
das allgemeine Aufgebot des Reichsadels zur Ver-
teidigung der Grenzen, was bei dringenden Ge-
fahren vom König ausging, wo dann jeder Adlige
verbunden war, in Person bewaffnet im Felde zu
erscheinen, wie z. V. 1809 bei Raab gegen Eugene
Veauharnais. sin Zweifel.
In suspenso (lat.), schwebend, unentschieden,
Fntabulation (neulat.), Vertäfelung; auch Ein-
tragung in Tabellen, namentlich in das Grund- und
Hypothekenbuch.
Intaglio (ital., spr. -taljo), Gemme mit ver-
tieft eingeschnittenen Verzierungen (s. Textsigur 1,
beim Artikel Gemme).
Intakt (lat.), unberührt, unverletzt, frisch.
Intarsia, Intarsiatur (ital.), Eingelegte
Arbeit, auch Marqueterie, die künstlerische Ein-
legung von Holz in anderes von verschiedener Farbe.
Die Arbeit wurde bereits in früher Zeit vorzugsweise
in Italien geübt; ihre Blüte fällt in das 15. Jahrh.,
in die Zeit der Frührenaissance. Bedeutende Künstler
aus dieser Zeit waren Giuliano da Majano und
Antonio Barile. Aus dieser Epoche sind noch viele
und schöne I. erhalten, zumal in den Kirchen an den
Chorstühlen, so z. B. im Collegio del Cambio zu
Perugia (s. Tafel: Intarsia, Fia. 1), in der Con-
fraternitä San Benedetto zu. Florenz (s. Fig. 2
u. 6), in der Certosa bei Pavia (s. Fig. 3 u. 4), und
besonders im Chor der Kirche Sta. Maria Novella
in Florenz (von Baccio d'Agnolo; s. Fig. 5 u. 7).
Als hervorragende Leistungen aus dem 16. Jahrh,
gelten die Chorstühle in Sta. Maria in Organo zu
Verona von Giov. da Verona, in San Pietro zu
Perugia von Stefano da Bergamo und in San
Domenico zu Bologna von Damiano da Bergamo.
Geaen Ende des 16. Jahrh, erweiterte sich diese Kunst
nacy Gegenstand und Anwendung. Sie bedeckte
nun Möbel, insbesondere Kabinettkästen, Tische
und Kommoden, mit Ornamenten, bildlichen Dar-
stellungen, Architekturen, Landschaften und auch
Figuren. So wurde sie am Ende des 16. und im
17. Jahrh, alsdann auch in Tirol, sowie in Augs-
burg, Nürnberg, am Niederrhein und in Holland
geübt, und als sich unter Ludwig XIV. die franz.
Kunstindustrie erhob, fand die Intarsia-Arbeit bei
der Möbelfabrikation (s. Voullearbeiten) zu Paris
einen blühenden Sitz, den sie im ganzen 18. Jahrh,
behauptete. Selbst in den Empirestil ging sie hinüber
und nahm in den letzten Jahrzehnten unter dem
zweiten Kaiserreich einen erneuerten Auffchwung.
Die franz. Phantasie- und Luxusmöbel im Stil
Ludwigs XV. und Ludwigs XVI. haben diefen
Schmuck vor andern bevorzugt. Neuerdings werden
Intarsia-Arbeiten, sowohl für Möbel als auch für
Lambris (Täfelwerk einer Wand), auch in England
mit großer Feinheit und Vollendung verfertigt,
während die deutsche Kunstindustrie statt dessen die
geschnitzte Arbeit begünstigt. Eine besondere Art
der I., die im 16. und 17. Jahrh, ihre Blütezeit
hatte und in der Gegenwart zumeist von den ital.
Kunsttischlern wieder belebt worden ist, besteht in
der auf der Technik der Ausfägung beruhenden
Verbindung von Ebenholz oder gebeiztem Holz mit
Elfenbein (weiß in schwarz oder schwarz in weiß).
Ein geringwertiger Ersatz für die I. ist die Intarsien-
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX.
malerei (s. d.). - Vgl. Finocchietti, Dells, sculwra
6 t2.r8ig. w IkFuo (Flor. 1873); Teirich, Ornamente
aus der Blütezeit der ital. Renaissance (Wien
1874); Rhenius, Eingelegte Holzornamente der
Renaissance in Schlesien (Berl. 1881); Lacher,
Mustergültige Holzintarsien der deutschen Renais-
sance aus dem 16. und 17. Jahrh. (30 photolithogr.
Tafeln, Graz 1889); Elise Vender, I., Verzierung
kleiner kunstgewerblicher Gegenstände (18 Tafeln,
Verl. 1889); Scherer, Technik und Geschichte der
Intarsia-Arbeit (Lpz. 1891).
Intarsiatur, s. Intarsia.
Intarfienmalerei, die als Ersatz für die kost-
bare und mühevolle Intarsia (s. d.), in neuerer Zeit
besonders zur Verzierung von Tischplatten, Kästchen,
Holztellern, Bilderrahmen u. dgl. in Aufnahme ge-
kommene und meist von Dilettanten betriebene Tech-
nik, derartige Gegenstände mit Wasserfarben in
Flachornament zu bemalen und diese Malerei durch
einen dünnen Leimauftrag oder Politur zu schützen.
Intavolieren (ital. intavolars), eine Tonreihe
aus der gewöhnlichen Notenschrift in die früher
'ür die Lauteninstrumente übliche besondere Zeichen-
chrift übertragen. (S. Tabulatur.)
Integer vitas soölvrisgus purus (lat.),
"Der im Lebenswandel Unbescholtene und von
Schuld Reine", Citat aus Horaz' "Oden" (I, 22, i).
Integral (neulat.), ein Ganzes ausmachend,
für sich bestehend; als Integralen bezeichnet man
in Holland öfters die Certifikate der 2^prozentigen
sog. "wirklichen" (^ei-kei^su) Staatsschuld. - I.
m der Mathematik, s. Integralrechnung.
Integralrechnung, derjenige Teil der höhern
Analysis, der die Aufgabe hat, solche Funktionen
zu berechnen, deren Differentialquotienten (s. Diffe-
rentialrechnung) entweder gegebene Funktionen sind
oder überhaupt gegebenen Gleichungen genügen.
Derartige Gleichungen nennt man Differential-
gleichungen; hat man die ihnen genügenden Funk-
tionen bestimmt, so sagt man, daß man die be-
treffenden Differentialgleichungen integriert habe
(vom lat. int6A6i-, unversehrt, weil der Differential-
quotient einer Funktion etwas aus der Funktion Ab-
geleitetes ist, während die Funktion selbst das Ur-
sprüngliche ist, das durch dieIntegration wieder-
hergestellt wird). Die einfachste Aufgabe der I. ist
diese: Eine Funktion k(x) einer Veränderlichen x ist
gegeben; man sucht eine Funktion von x, deren
Differentialquotient gleich l(x) ist. Setzt man
^---f(x) und bezieht man x und ^ auf ein recht-
winkliges Koordinaten-
system 0^,0 X(s. bei-
stehende Figur) in einer
Ebene, so erhält man
eine Kurve. Ist nun ^
ein fester Punkt dieser
Kurve und ^ ein belie-
biger mit den Koordina-
ten 01^ x und I^---x,
so ist der Flächeninhalt
^ der Figur I.o I.^o " ^°
durch 01^ ---x bestimmt, also eine Funktion von x.
Der Differentialquotient diefer Funktion von x ist
gerade ^ l(x). Läßt man nämlich x um 1^1/ --- /^x
wachsen, so wächst ^ um ^ ^ dem Inhalt der Figur
1^1/^/^, je kleiner aber /^x ist, um so näher kommt
^ dem Werte: I^XI^^i^x, d. h. dem In-
halt des Rechtecks 1.1/N^. Es ist also
^ ^/
^x
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