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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Isäus - Ischl
phylien, Lykaonien und Cilicien, auf den nördl. Ab-
hängen des cilicischen Taurus, war im Altertum
wegen der Raubsucht seiner (den Pisidiern verwand-
ten) Bewohner berüchtigt. Die Isaurier, welche
frühzeitig bis an die See vordrangen und als Pira-
ten das östl. Mittelmeer beunruhigten, behaupteten
ihre Unabhängigkeit und traten namentlich seit dem
ersten Kriege gegen Mithridates (88-84 v. Chr.),
der sich mit ihnen gegen die Römer verband, küh-
ner und verwegener auf. Selbst nachdem der 78
-74 in der Provinz Cilicien regierende Prokonsul
Vublius Servilius Vatia, der deshalb den Beinamen
Isauricus erhielt, in einem dreijährigen Kampfe
mehrere Punkte ihres Landes nebst der Hauptstadt
erobert und Pompejus 67 das Meer von den Pira-
ten gesäubert hatte, trieben sie ihr Unwesen fort.
Im 3. Jahrh. n. Chr. stellten sie zur Zeit des Kai-
sers Gallienus den Gajus Annius Trebellianus
als Gegenkaiser an ihre Spitze, wurden zwar von
Probus besiegt, nahmen aber später wieder die
meisten Küstenstädte Ciliciens weg und erschienen
namentlich während des 5. Jahrh. n. Chr. in dem
Byzantinischen Reiche als Ruhestörer, oft aber auch
als geworbene Krieger der Kaifer. Einer ihrer Füh-
rer trug sogar unter dem Namen Zeno (474-491)
die byzant. Krone. Ihre Kraft wurde erst durch
einen sechsjährigen Krieg (492-498) vom Kaiser
Anastasios I. wirksam gebrochen.
Ifäus(grch. Isaios), attischer Redner, aus
Chalkis in Euböa, nach andern aus Athen, wohin
er wenigstens schon frühzeitig kam, lebte in der ersten
Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr. bis nach 353. Er war
ein Schüler des Isokrates und bildete sich außerdem
namentlich nach Lysias' Vorbild zum Redner aus.
Auch wird berichtet, daß er selbst Unterricht in der
Beredsamkeit erteilte. Gewiß ist, daß er den Demo-
sthenes unterwies. Seine Hauptthätigkeit war, als
tüchtiger Redner und gewandter Advokat gericht-
liche Reden für andere zu schreiben. Von 50 Reden,
die von ihm vorhanden waren, haben sich nur 11
erhalten, die sich durch einfachen und oft kräftigen
Stil empfehlen und meist Erbschaftsangelegen-
heiten betreffen. Sie finden sich in den Sammlun-
gen der "OratorkZ ^ttici". Befondere Ausgaben
tieferten Schömann (Greifsw. 1831), Scheibe (Lpz.
1874), Bürmann (Berl. 1883), eine deutsche Übertra-
gung Schömann (2 Bde., Stuttg. 1830). - Vgl.
Moy, ^Wä6 8ur 168 Miä076l8 ä'1866 (Par. 1876);
Blaß, Die attische Beredsamkeit, Abteil. 2: Isokrates
und I. (2. Aufl., Lpz. 1892).
Isba (ältere Form istüda, aus dem deutschen
"Stube"), das russ. Bauernhaus aus behauenen
Balken, gewöhnlich vierwändig, oft auch in der
Mitte durch eine Scheidewand getrennt; in alter
Ieir ein Zimmer im Palast des Zaren, wo Gericht
gehalten wurde; dann überhaupt Gerichts- oder
Kanzleistube. Sbornaja I., das Versammlungs-
lokal der russ. Bauerngemeinde.
Isböseth, Sohn Sauls, zweiter König Israels,
eigentlich Eschbaal (1 Chron. 8, 33; 9, 39), Vor-
gänger Davids. (S. Abner und David.)
Ischämie (grch.), Blutanhaltung, die Form lo-
kaler Blutarmut, welche auf krampfhafter Verenge-
rung der das Blut zuführenden Schlagader beruht.
Ischarioth, s. Judas Ischarwth.
Ischia (spr. iskia), bei den Griechen?itk6ou83.,
bei den Römern ^nkria, Insel am Eingänge des
Meerbusens von Neapel, 10 Km im SW. vom Vor-
gebirge Miseno, berühmt durch reizende Lage,
Fruchtbarkeit, Wein und heiße Bäder. I. gehört
zum Kreise Pozzuoli der ital. Provinz Neapel, hat
10 km Länge, 6 km Breite, 39 km Umfang und
bedeckt 45,9 <ikm. Die Einwohnerzahl betrug (1881)
25 020. Die Infel ist durchaus vull^ckn. Ur-
sprungs; Tuffe und Laven bilden den Boden; der
höchste Gipfel ist der Vulkan Epomeo (s. d.). Haupt-
orte sind I. an der Ostküste mit 2860 und als Ge-
meinde 6266 E., einem Hafen, der durch ein auf
Vafaltfelfen liegendes Kastell besckützt wird, Forio
(s. d.) und Barano d'Ischia mit 529 und als Ge-
meinde 4429 E. Die berühmtesten Bäder sind die
von Casamicciola (s. d.), die Dunstbäder (Ltuls) von
Castiglione, San Lorenzo und Santa Restituta bei
dem Dorfe Lacco. Wlchtigste Erwerbszweige sind
die schon im Altertum bekannte Verarbeitung des
Thons zu Vasen und Fliesen, die ^trohflechterei und
der Fischfang. - Die ersten Bewohner, die Euböer.
wurden gleich den nachfolgenden, von Hiero von
Syrakus gesandten Kolonisten, durch Ausbrüche
des Epomeo vertrieben. Lange blieb nun die Insel
unbewohnt, später kamen die neapolit. Kolonisten
unter röm. Herrschaft. Kaifer Augustus hatte auf
I. einen Palast. Ende des 15. Jahrh, kam die Insel
nach wechselvollen Schicksalen an die Familie der
Pescara. I. hat namentlich in neuerer Zeit viel von
Erdbeben zu leiden gehabt, so 1828,1832 und 4.März
1881, am meisten aber durch das furchtbare örtliche
Erdbeben vom 28. Juli 1883, welches Casamicciola,
Forio und Lacco Ameno fast völlig zerstörte und
bei welchem 2313 Menschen umkamen. Ob die Er-
schütterungen durch Einsturz unterirdischer Hohl-
räume oder durch vulkanische Kräfte hervorgerufen
werden, ist ungewiß. - Vgl. Kaden, Die Insel I.
(Luzern 1883); Johnston Lavis, ^lono^r^M ok
tk6 6Hi'tb<iukk63 ol I. (Neap. 1886).
Ischias (Ischiälgie,grch.), Hüftweh (s. d.).
linker Nebenstuß des Irtysch, entspringt im russ.
centralasiat. Gouvernement Akmolinsk und mündet
im sibir. Gouvernement Tobolsk bei Ust-Ischimsk,
nach einem Lauf von 1792 Km. Er ist wenig schiff-
bar und arm an Fischen.
Ischim. 1) Bezirk im südl. Teil des russ.-sibir.
Gouvernements Tobolsk, ein einförmiges, ebenes
Steppenland, hat 43 345,4 ykm, 249 665 E., Acker-
bau und Viehzucht. - 2) Bezirksstadt im Bezirk
I., 364 km südlich von Tobolsk, links am I., der
sie von drei Seiten umgiebt, hat (1888) 8521 E.,
Post und Telegraph, zwei Kirchen, Talgschmelzerei,
Handel, einen Jahrmarkt im Dezember mit 6 Mill.
Rubel Umsatz.
Ischwn (Ischlum, grch.), Hüfte, Hüftgelenk,
03 igeliii, das Sitzbein; ischiadisch, aus das Sitz-
bein bezüglich.
Ischlöpagus (grch.), Doppelmihbildung aus
zwei am Becken verwachsenen Individuen.
Ischkodra, Stadt in Albanien, s. Skutari.
Ifchl, Marktflecken in der österr. Vezirkshaupt-
mannschaft Gmunden in Oberösterreich, seit 1822
Kurort, im Mittelpunkte des Salzkammergutes, an
der Linie Altnang-Steinach-Irdning der Osterr.
Staatsbahnen und I.-St. Wolfgang-Salzburg der
Salzkammergut-Lokalbahn (60 km), in 468 m Höhe
auf einer von der Traun und der I. gebildeten
Halbinsel gelegen und umfaßt von hohen Kalkalpen.
I. ist Sitz eines Bezirksgerichts (788,29 hkm, 6 Ge-
meinden, 78 Ortschaften, 22 859 meist kath. deutsche
E., darunter 4834 Evangelische), sowie einer Sa"