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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Italien (Geschichte 1792-1815)

kleinern Fürstentümern ließ sich Parma und Piacenza in diese Bewegung hereinziehen, die selbst Benedikt XIV. zu manchen Zugeständnissen zwang und Clemens XIV. zur Aushebung der auch in I. bereits überall verjagten Jesuiten nötigte. (S. Historische Karten von Italien 3.)

8) I. unter dem Einfluß der Französischen Revolution und unter der Herrschaft Napoleons I. (1792-1815). Neue Bewegung brachte die Französische Revolution in I., wo sie von Anfang an neben entschiedener Feindseligkeit begeisterte Anhängerschaft fand. Schon 1792 drangen die franz. Truppen siegreich gegen Victor Amadeus III. in Savoyen und Nizza vor und zwangen 1794 Toscana, die Französische Republik anzuerkennen. Einen großen Zug gewann jedoch der Krieg in Oberitalien erst mit dem Eintritt Napoleon Bonapartes in den Oberbefehl (27. März 1796). Er zwang durch eine Reihe glänzender Siege (s. Französische Revolutionskriege, Bd. 7, S. 190 b) zuerst die Piemontesen zu dem Vertrag von Cherasco (28. April 1796) und Frieden von Paris (28. Mai), in welchem Savoyen und Nizza sowie die Festungen preisgegeben werden mußten, und drängte dann die Österreicher auf Mantua zurück. Neapel und Parma schlossen darauf Frieden mit Frankreich (10. Okt. 1796), während Modena, Bologna und Ferrara sich erhoben und zur Cispadanischen Republik (s. d.) vereinigt wurden. Nachdem Bonaparte Mantua zur Ergebung gezwungen hatte, wandte er sich gegen den Papst. Dieser mußte sich in dem Frieden von Tolentino Febr. 1797 zum Verzicht auf Avignon, Bologna, Ferrara und die Legationen und zur Zahlung von 30 Mill. Frs. verstehen; dann zwang Bonaparte durch einen neuen glänzenden Angriff Österreich zu dem Vorfrieden von Leoben (17. April 1797), in welchem dieses Mailand preisgab gegen Entschädigung mit dem Gebiete von Venedig bis zum Oglio, wofür die Republik Modena und die Legationen erhalten sollte. Als aber infolge der Erhebung Veronas Bonaparte eine drohende Haltung gegen Venedig annahm, dankte die regierende Aristokratie sofort ab. Ein ähnlicher Vorgang bewirkte die Umbildung der aristokratischen Republik Genua in die demokratische Ligurische Republik (s. d.). Endlich mußte auch Österreich sich 17. Okt. 1797 zu dem Frieden von Campo-Formio entschließen, welcher Frankreich den Besitz von Avignon, Savoyen und Nizza aufs neue zusprach, Venedig mit ganz Venetien Österreich auslieferte und die Bildung der Cisalpinischen Republik (s. d.) aus der Lombardei und der Cispadanischen Republik anerkannte. Unruhen in Rom schufen kurz darauf die Gelegenheit zur Aufrichtung der Römischen Republik (10. Febr. 1798) und Abführung Pius' VI., und nachdem im März 1799 ein franz. Heer den Großherzog von Toscana vertrieben hatte, boten Zwistigkeiten zwischen der Ligurischen Republik und Piemont Frankreich die Handhabe, Karl Emanuel III. zur Abdankung und Entfernung nach Sardinien zu bringen und Piemont zunächst einer provisorischen franz. Regierung zu unterstellen. Der gleichzeitige Angriff der Neapolitaner auf die Römische Republik mißlang, worauf der Hof nach Sicilien flüchtete, während sich in Unteritalien die Parthenopäische Republik (s. d.) erhob. Im Beginn des zweiten Koalitionskrieges wurden die Franzosen durch Österreicher und Russen allenthalben zurückgedrängt, als die Rückkehr Bonapartes aus Ägypten plötzlich die Lage veränderte. Die auf Genua und in die Alpen zurückgeworfenen Franzosen brachen wieder hervor, und eine zweite Reihe von Niederlagen zwang Österreich zum Frieden von Lunéville, welcher den von Campo-Formio bestätigte und Piemont und Toscana der Verfügung Bonapartes anheimgab (9. Febr. 1801). In dem sich anschließenden Frieden mit Spanien (21. März) erzielte Bonaparte die Übergabe von Parma und Piacenza, dessen bourbon. Fürst hierfür das zum Königreich Etrurien erhobene Toscana erhielt, während der Friede mit Neapel (28. März) Elba mit Portolongone sowie den Präsidialstaat und Piombino in Bonapartes Hand gab. Nachdem schon 1802 Piemont Frankreich einverleibt worden war, wurde 18. März 1805 die Cisalpinische Republik zum Königreich I. ausgebildet, dessen Krone Napoleon 26. Juni in Mailand nahm, um es dann an Eugène Beauharnais zu übergeben. Gleichzeitig wurde Genua dem Kaiserreich Frankreich angegliedert, während aus Parma und Lucca ein Fürstentum für die schon vorher mit Piombino beschenkte Elisa Bacciocchi (s. d.) geschaffen wurde (23. Juni). Dem Frieden von Preßburg, worin Österreich seine neue Erhebung gegen Napoleon mit dem Verluste von Venetien bis zum Isonzo an das Königreich I. bezahlte, folgte der Rachezug gegen die Bourbonen in Unteritalien, welche während des Krieges engl. und russ. Truppen aufgenommen hatten und nun aufs neue nach Sicilien flüchten mußten. An ihre Stelle in Unteritalien trat Joseph Bonaparte, welcher dann von Joachim Murat abgelöst wurde. Gleichzeitig mit dem Verrat an der Hauptlinie der Bourbonen in Spanien fand die Verjagung der Nebenlinie statt, welche Bonaparte vor kurzem aus Parma-Piacenza nach Toscana verpflanzt hatte; dieses wurde nun unter Elisa Bacciocchis Verwaltung mit Frankreich vereinigt, und als der Papst Pius VII. seinen Beitritt zur Kontinentalsperre verweigerte, wurden die Marken zum Königreich I. geschlagen und Rom besetzt, um bald darauf samt dem Reste des Kirchenstaates dem Kaiserreich einverleibt zu werden, während der Papst nach Savona abgeführt wurde. Ungeachtet seines Zuzugs bei dem Kriege von 1809 gegen Österreich verlor auch Eugène Beauharnais nach dem Schönbrunner Frieden Dalmatien, aus dem der Staat der Illyrischen Provinzen geschaffen wurde. Als die Franzosen nach dem Waffenstillstand von Paris (16. April 1814) I. räumten, besetzten die Österreicher die Lombardei, der Papst und der König von Sardinien trafen wieder in ihren Hauptstädten ein. Der Friede von Paris (30. Mai 1814) vermehrte indessen nur die Zersplitterung I.s, von dem Savoyen zunächst noch abgetrennt blieb, und verstärkte die Stellung Österreichs. Schon 14. Mai 1814 begab sich deshalb eine heimliche Gesandtschaft von Turin nach Elba zu Napoleon, um ihn zur Ausrichtung eines einigen und verfassungsmäßig geordneten I. aufzufordern. Während zugleich die Carbonari (s. d.) an der Verbreitung des Nationalgedankens arbeiteten, rüstete Murat, der sich mit Napoleon wieder ausgesöhnt hatte, für dessen kräftige Unterstützung und stieß dann nach der Rückkehr des Kaisers nach Frankreich 22. März 1815 mit nur 40000 Mann tollkühn von den Marken her gegen Rom und Toscana und gegen Oberitalien vor, indem er erklärte, sein Kampf gelte der Befreiung I.s. Aber außer stände, den Po-Übergang zu erzwingen, und bedroht durch eine engl. Landung, mußte er sich nach der unentschiedenen Schlacht von