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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Italienischer Krieg von 1866

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Italienischer Krieg von 1866

ruhmvoll gegen zwei franz. Korps und hielten deren Vormarsch bis zur Nacht auf; doch ging das österr. Heer infolge dieses Gefechts hinter den Chiese zurück und räumte Piacenza und Pizzighettone sowie die Herzogtümer und Legationen. Die Franzosen folgten langsam über Cassano, die Sarden über Vaprio, und nur die Alpenjäger Garibaldis griffen, über Bergamo vorauseilend, 15. Juni die Nachhut Urbans bei Castenedolo an, wurden aber zurückgeschlagen. Bis zum 20. blieb die österr. Armee in der Stellung zwischen Lonato und Castiglione und ging dann hinter den Mincio zurück; sie war nunmehr in zwei Armeen (I. Feldzeugmeister Gras Wimpffen, II. General der Kavallerie Graf Schlik) gegliedert und 10 Armeekorps nebst 2 Kavalleriedivisionen stark, von denen indessen je ein Korps bei Curtatone, an den nach Tirol führenden Pässen und am untern Po stand. Die Franzosen standen am 20. um Brescia und Bagnolo, die Sarden bei Calcinatello am Chiese, Garibaldi am Gardasee und das nachgekommene franz. Korps des Prinzen Napoleon in Piacenza und Toscana. Am 21. überschritten die Verbündeten den Chiese, zogen sich zu einer Schlacht näher zusammen und rückten am 24. zum Angriff gegen den Mincio vor, und zwar 47000 Sarden gegen Pozzolengo, 60000 Franzosen gegen Cavriana, 48000 Franzosen gegen Guidizzolo. Aber auch die österr. Armee rückte aus der Stellung hinter dem Mincio vor, überschritt den Fluß am 23. und lagerte mit 25000 Mann bei Pozzolengo, mit 64000 Mann bei Solferino und Volta, mit 67000 Mann bei Guidizzolo und Cerlungo, um am 24. gegen Lonato und Castiglione vorzugehen und eine Schlacht zu liefern, bevor das verbündete Heer durch das Eintreffen des auf 60000 Mann geschätzten franz. Reservekorps verstärkt worden sei. Beide Heere trafen im Vormarsch am 24. morgens aufeinander, woraus sich die Schlacht von Solferino (s. d.) entwickelte.

In der Nacht gingen die Österreicher in die alten Stellungen hinter dem Mincio zurück und am 28. bis hinter die Etsch, um das Eintreffen von Verstärkungen abzuwarten. Die Verbündeten kamen am 24. nicht über San Martino, Cavriana und Solferino hinaus, am 25. besetzten zwei franz. Korps Pozzolengo und Volta, und erst am 27. beschloß Napoleon, Peschiera einzuschließen und den Mincio zu überschreiten, zog 3. Juli das bei Casalmaggiore am Po eingetroffene franz. Reservekorps nach Goito zur Armee heran und besetzte an demselben Tage Villafranca, Somma-Compagna, Castelnuovo und Valeggio mit den übrigen Korps; die Sarden standen vor Peschiera und Garibaldi sowie die sardin. Division Cialdini an der Grenze von Tirol, die vom 6. österr. Korps und den Landesschützen in einer Reihe von Gefechten (bei Bormio 2. und 3. Juli, am Stilfser Joch 8. Juli, bei Rocca d'Anso vom 21. Juni bis 8. Juli) erfolgreich verteidigt wurde. Angesichts des in starker Stellung befindlichen österr. Heers und der seitens des Deutschen Bundes betriebenen Rüstungen (ein großer Teil des preuß. Heers war kriegsbereit, und die Befehle für die Sammlung desselben am Rhein waren bereits erlassen) hielt Napoleon die Beendigung des Krieges für ratsam und bot 6. Juli Waffenstillstand an, der am 8. abgeschlossen wurde und zugleich den Ende Juni im Adriatischen Meere eröffneten Flottenoperationen ein Ende machte. Am 11. Juli trafen die beiden Kaiser in Villafranca zusammen, worauf ein Vertrag zu stande kam, in dem Österreich die Lombardei ohne Mantua und Peschiera an Frankreich und durch dieses an Sardinien abtrat, wogegen Toscana und Modena an die frühern Herrscher zurückfallen sollten. Dieser Vertrag bildete die Grundlage der Friedensverhandlungen, die 10. Nov. in Zürich zum Abschluß gelangten.

Vgl. Campagne de l'empereur Napoléon III en Italie; (mit 2 Atlanten, Par. 1860-61); Der ital. Feldzug des J. 1859 (hg. vom preuß. Generalstab, Berl. 1862; 3. Aufl. 1870); Der Krieg im J. 1859 (3 Bde., Wien 1872-76); Kunz, Von Montebello bis Solferino (Berl. 1889).f

Italienischer Krieg von 1866. Als die gegensätzliche Politik Preußens und Österreichs auch nach dem Abschluß der Gasteiner Konvention den baldigen Ausbruch eines Krieges zwischen den beiden deutschen Großmächten erwarten ließ, verbündete sich Italien mit Preußen, um Venetien zu erobern, und begann 11. März zu rüsten. Mitte Juni waren die Armee (20 Infanteriedivisionen und 1 Kavalleriedivision, zusammen 210000 Mann) und ein Freiwilligenkorps unter Garibaldi (36000 Mann mit 40 Geschützen) kriegsbereit, die Flotte in Dienst gestellt und 70000 Mann Besatzungstruppen in den Festungen versammelt. Österreich hatte 21. April die Südarmee auf Kriegsfuß gefetzt und Mitte Juni in Italien 75000 Mann Feldtruppen, 13000 Mann in Tirol, 16000 Mann in Istrien und Friaul sowie 39000 Mann Besatzungtruppen in den venet. Festungen bereit, die Flottille auf dem Gardasee war verstärkt und die Flotte ausgerüstet und bei Fasana versammelt worden. Um Mitte Mai begann bereits die Vorschiebung ital. Truppen an die österr. Grenze. Man stellte zwei Heere auf, eins unter König Victor Emanuel am Mincio (126000 Mann), das zweite unter General Cialdini am untern Po (84000 Mann); das Freiwilligenkorps Garibaldis sammelte sich zwischen Brescia und Rocca d'Anso und war gegen Tirol bestimmt.

Am 9. Mai übernahm Feldmarschall Erzherzog Albrecht in Verona den Befehl über die Südarmee und sammelte sie auf dem linken Etschufer zwischen Lonigo und Montagnana. Am 20. Juni erklärte Italien den Krieg; am 23. gingen die Italiener über den Mincio und gelangten bis nahe Villafranca, Roverbella und Prentina; zwei Divisionen marschierten gegen Mantua und Borgoforte. Erzherzog Albrecht hatte das Heer am 23. auf das rechte Etschufer geführt; er wollte 24. Juni auf den Höhen von Somma-Campagna und Custozza aufmarschieren und diese Stellung sollte an demselben Tage auch das ital. Heer besetzen. Beide Heere stießen im Vormarsch aufeinander, woraus sich die Schlacht bei Custozza (s. d.) entwickelte. Die geschlagenen Italiener gingen nach Cremona zurück, und Cialdini führte sein Heer nach Modena und Bologna. Erzherzog Albrecht ging 30. Juni auf das rechte Mincio-Ufer über, mußte indes 4. Juli infolge der Nachrichten von den Niederlagen des österr. Heers in Böhmen (s. Deutscher Krieg von 1866, Bd. 5, S. 56) den Rückzug antreten. Am 11. wurde er zum Oberkommandanten der gesamten Armee ernannt; ein Teil der Südarmee wurde nach Wien herangezogen, der Rest trat den Rückzug hinter den Isonzo an. Die am Isonzo und in Istrien belassenen 42000 Mann Feldtruppen traten unter Befehl des Feldmarschalllieutenants Freiherrn von Maroićić. Die Italiener versuchten 5. Juli vergeblich den Brückenkopf Borgo-^[folgende Seite]