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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Janson (Paul) - Janssen
Maane" (1879). Auch in dem großen histor. Roman
hat er sich versucht, aber mit wenig Erfolg.
Ianson, Paul, belg. Politiker, geb. 11. April
1840 zu Herstal bei Lüttich, wurde 1802 Advokat
und grifs als Haupt der Republikaner Fröre-Or-
ban heftig an. In vielen Prozessen zeigte sich I.
als glänzender Advokat. 1867 war er republika-
nisch-socialistischer Kandidat sür die Brüsseler Gc-
meindewahlen und fiel mit emer sehr starken Mi-
norität durch. Seitdem machte I. eine eifrige Pro-
paganda in den Volksversammlungen, namentlich
zu Gunsten der Abschaffung der Konskription, der
Vertretung der Arbeit in den Kammern und der
Erweiterung des Stimmrechts. Seine starke Stimme
und die Wucht seiner Beredsamkeit verschafften ihm
den Titel: I^'koiumß-douist. Im April 1877 wählte
ihn Brüssel in die Kammer; er wurde iedoch im
Juni 1884, infolge der Uneinigkeit der liberalen,
nicht wiedergewählt, siegte aber im Oktober 1884 als
Gemeinderat. I. ist auch Präsident der ^ZZociation
UdkralL von Brüssel und Leiter der belg. Fortschritts-
partei. 1888 verteidigte er vor dem Gericht in Mons
die in dem großen von der Regierung eingeleiteten
Prozesse angeklagten Anarchisten. Im Juni 1889
wählte ihn Brüssel wiederum in die Kammer. Bei
der Versassungsrevision 1891-93 war er der be-
deutendste Vertreter der Radikalen, welche beson-
ders auf allgemeines Wahlrecht drangen.
Ianssen, Erik, religiöser Schwärmer, s. Läsare.
Ianssen, Johs., kath. Theolog und Historiker,
geb. 10. April 1829 zu Xanten, studierte Philologie,
Theologie und Geschichte zu Münster, Löwen, Bonn
und Berlin, habilitierte sich 1854 als Privatdocent
der Geschichte in Münster, folgte aber noch in dem-
selben Jahre einem Rufe als Professor der Geschichte
an das Gymnasium zu Frankfurt a. M., empfing 1860
die Priesterweihe und wurde 1880 zum päpstl. Haus-
prälaten und apostolischen Protonotar ernannt. 1875
wurde er vom Kreise Malmedy-Schleiden-Montjoie
in den Reichstag gewählt, wo er dem Centrum an-
gehörte, nahm aber bei der Neuwahl 1876 kein
Mandat wieder an. I. starb 24. Dez. 1891 in Frank-
furt a. M. I.s Methode der Geschichtsforschung
verlästert tendenziös alles Protestantische und be-
nutzt unter dem Scheine der Objektivität die Quellen
in durchaus ultramontanem Sinne. Seine haupt-
sächlichsten Schriften sind: "Wibald von Stablo
und Corvey" (Münster 1854), "Geschichtsquellen
des Bistums Münster", Bd. 3: Die Münsterischen
Chroniken von Röchet, Stevermann und Corfey
(ebd. 1856.), "Frankreichs Rheingelüste und deutsch-
feindliche Politik in frühern Jahrhunderten" (Franks,
a. M. 1861; 2. Aufl., Freib. i. Br. 1883), "Frank-
furts Neichskorrefpondenz von 1376-1519" (2 Bde.,
Ireib. i. Br. 1863-73), "Schiller als Historiker"
(ebd. 1863; 2. Aufl. 1879), "Vöhmers Leben, Briefe
und kleinere Schriften" (3 Bde., ebd. 1868), "Zeit-
und Lebensbilder" (ebd. 1875; 4. Aufl., 2 Bde.,
1889), "Friedr. Leopold Graf zu Stolberg" (2 Bde.,
ebd. 1876 - 77; 3. Aufl. 1882), "Don Vosko und
das Oratorium vom heil. Franz von Sales" (Steyl
1886), "Aus dem deutschen Universitätsleben des
16. Jahrh." (in den "Zeitgemäßen Frankfurter Bro-
schüren", 1886; ins Französische übersetzt 1887).
Sein Hauptwerk, die "Geschichte des deutschen Volks
seit dem Mittelalter" (1. u. 3. Bd. in 15. Aufl., Freib.
i. Br. 1889-91; 2. Bd. in 16. Aufl. 1893; 4., 5. u.
6.Bd.in14.Aust.1893;7.Bd.1894; ins Französische
übersetzt 1887), die er in einseitig kath. Auffassung
darzustellen sucht, rief mehrfache lebhafte Angriffe
hervor, wie Köstlin, "Luther und I." (1. bis 3. Aufl.,
Halle 1883), die I. in "An meine Kritiker" (Freib.
i. Br. 1882) und "Ein zweites Wort an meine Kritiker"
(ebd. 1883) zurückwies. - Vgl. Pastor, Johannes
1.1829-91. Ein Lebensbild (Freiv. i. Br. 1892);
Schwann, Joh. I. und die Geschichte der deutschen
Reformation (Münch. 1893).
Ianssen, Peter, Maler, geb. 12. Dez. 1844 zu
Düsseldorf, empfing durch feinen Vater, den Kupfer-
stecher Johann Theodor I., Zeichenunterricht
und studierte dann auf der Kunstschule seiner Vater-
stadt hauptsächlich unter Karl Sohn und unter dem
Einfluß der Werke von Cornelius und Rethel. Sem
erstes größeres, zwischen 1865 - 69 entstandenes
Bild war Die Verleugnung Petri. 1869-73 be-
schäftigte ihn die Ausschmückung des Rathaussaals
in Kreseld mit Wandgemälden in Wachsfarben,
Scenen aus der deutschen Geschichte zur Zeit Her-
manns des Cheruskers darstellend. Für Bremen
malte er 1872 das große Wandbild: Die Koloni-
sierung der Ostseegestade. 1874 vollendete er Das
Gebet der Schweizer vor der Schlacht bei Sem-
pach. Zu einem Hauptwerke gestaltete sich die Aus-
malung des zweiten Corneliussaals in der Natio-
nalgalerie zu Berlin, wofür er die Prometheus-
fage (12 Kompositionen) zum Gegenstand nahm,
und die 1882 vollendete Ausmalung des Rathaus-
saals zu Erfurt, wo er bedeutfame Momente aus
der Gefchichte Erfurts darstellte: die Aufrichtung
des Kreuzes auf dem Stumpf der Wage-Eiche
durch Vonifatius, die Begegnung Barbarossas mit
Heinrich dem Löwen in Erfurt 1181, die Zer-
störung einer Raubritterburg durch Rudolf von
Habsburg und die Erfurter, die Rathaussitzung
von 1590, der Einzug des Kurfürsten von Mainz
und die Huldigung Erfurts 1664, die Huldigung
der Stände vor dem preuh. Herrfcherpaar Friedrich
Wilhelm III. und Luife, die Zerstörung des Na-
poleon-Obelisken auf dem Anger bei Ersur^. Inc
ein figurenreiches, ebenfalls mit meisterhafter Tech-
nik 1882 gemaltes Ölbild: Die Kindheit des Bacchus,
erhielt er 1883 auf der Münchener internationalen
Kunstausstellung die große goldene Medaille. Seit
1884 führte er drei Gemälde für die Feldherrenhalle
des Berliner Zeughauses: Schlacht bei Fehrbellin,
Schlacht bei Torgau und Schlacht bei Hohenfried-
berg aus, sowie die Malereien in der Aula der
Düsseldorfer Akademie: Das Menschenleben und
die Phantasie. Das große Gemälde: Der Mönch
Walther Dodde und die Bergischen Bauern vor
ihrem entscheidenden Eingreifen in die Schlacht bei
Worringen 1288 (Düsseldorf, städtische Gemälde-
galerie), brachte ihm 1893 auf der Ausstellung zu
Berlin die große goldene Medaille ein. I. ist seit
1877 Professor an der Düsseldorfer Akademie, seit
1885 Mitglied der Berliner Akademie.
Ianssen, Pierre Jules Ce^sar, Astrophysiker, geb.
22. Febr. 1824 zu Paris, ist Mitglied der Pariser
Akademie und des Lursau äs8 lon^ituäsZ, sowie
Direktor des astrophysik. Observatoriums in Meu-
don bei Paris. Bei Gelegenheit der totalen Son-
nenfinsternis 18. Aug. 1868 faßte er den Gedanken,
die Protuberanzen der Sonne mittels des Spektro-
skops auch ohne die Gelegenheit einer Finsternis
zu beobachten, und führte diesen Gedanken säst
gleichzeitig mit dem Engländer Lockyer mit Erfolg
aus. Die Astrophysik verdankt ihm viele Förde-
rungen auf dem Gebiete der Spektroskopie und