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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jarl - Jaroslau
nur durch ein Thor Einlaß gewähren in das Fort
und in die in demselben befindliche kleine Stadt init
eigenem Bazar. Man baut viel Getreide und Obst
und treibt bedeutende Vieh-, besonders Pferdezucht.
Die Industrie liefert außer den häuslichen Bedürf-
nissen Teppiche und Filz. Im Handel werden noch
ausgeführt Seide, feine Wolle zu Kaschmirshawls,
Hanf (Haschisch) und Goldstaub, welcher namentlich
bei Khotan gewonnen wird. Die Einfuhr erstreckt
sich auf verschiedenartige Stoffe, Leder, Brokat,
Anilinfarben, Thee, Zucker, Opium und Schieh-
bedars; sie liegt in den Händen der Engländer,
Russen und Chinesen. - I. wurde 1864 von den
Dunganen erobert, war unter Iakub Beg zweite
Hauptstadt des Reichs Kafchgar, wurde aber 21. Dez.
1877 wieder von den Chinesen genommen.
Iarl (skandinav., entsprechend dem engl. Nari),
in den altskandinav. Reichen ein vom Könige einge-
setzter Statthalter, in Schweden zuletzt der höchste
Beamte des Königs. Der letzte schwedische I. war
Birger (s. d.) aus dem Folkungergeschlecht.
Iarlsberg-Laurvik, Amt im südl. Norwegen,
umfaßt den füdlichsten Teil des Westufers des Kri-
stianiafjords, hat auf 2320,9 qkm (1891) 97 745 E.,
d. i. 42 auf 1 hkiu und fomit die dichteste Bevölkerung
des Landes. Die mittlere Höhe beträgt nur 145 m.
Das Klima ist mild und der Pflanzenwuchs kräftig.
Ackerbau undViehzucht sind bedeutend, auäHischerei,
Schiffsbau und Ausfuhr von Holz und Els bilden
wichtige Nahrungszweige. Das Bergwerk Iarls-
berg liefert etwas Zink, Kupfer und Blei. Im Amte
liegen Laurvik, Holmestrand, Sandefjord, Tönsberg,
Svelvik, Horten und Äsgärd strand. In Tönsberg
residiert der Amtmann. Seit 1881 steht das Amt
durch die sog. "Graffchaftsbahn" mit Kristiania in
regem Verkehr. Die Gesamtlänge der Eisenbahnen
war (1889) 132 km und die der öffentlichen Wege
(1885) 884 km. Das Gut Iarlsberg, das dem Amte
den Namen gab, ist das größte Norwegens, liegt in
der Nähe von Tönsberg und ist seit 1683 im Besitze
der grast. Familie Wedel-Iarlsberg.
Iarlyk (türk., "Urkunde", "Erlaß"), früher in
Rußland die Bezeichnung für die Erlasse oder die
Privilegien der Chane; jetzt für gewisse Konter-
marken im Zollwesen und eine Art Etiketten.
Iarmen, Stadt im Kreis Demmin des preuß.
Reg.-Bez. Stettin, 24 km im O. von Demmin, an der
Peene und der Kleinbahn I.-Friedland i./M.,
Dampferstation der Linien Anklam-Demmin und
Demmin-Stettin, hat (1890) 1787 meist evang. E.,
Post, Telegraph, evang. Pfarrkirche, Warendepot
der Reichsbank, Sparkasse, Vorschußverein; Ma-
schinenfabrik, Genossenschaftsmolkerei, Kalkbren-
nerei und bedeutenden Getreidchandel.
Farmeritz, Stadt im Gerichtsbezirk Budwitz der
österr. Vezirkshauptmannschaft Znaim in Mähren,
an der Linie Wien-Tetschen der Österr. Nordwest-
bahn, hat (1800) 1506, als Gemeinde 2437 czech. E.,
Pfarrkirche im ital. Stile mit schönen Fresken und
Schloß mit wertvollem Archiv, beide erbaut von
dem Grafen von Questenberg.
Iarmük, der bedeutendste östl. Nebenfluß des
Jordans. Da von N. die Wasser des Dschedur, von
O. die des Dschebel Hauran, von S. die des nördl.
Adschlun sich in seinem Bette vereinigen, so führt
er dem Iurdan, den er nördlich vom Dschisr el-
Mudschami, der alten Matthäusbrücke, erreicht,
mindestens ebenso viel Wasser zu, als dieser selbst
enthält. Die wichtigsten obern Arme des I. sind
der Nähr er-Rukkad, Nähr el-Allan, Wadi el-Ehreir
und Wadi el-Vaddsche, letzterer aus dem See von
el-Muzerib. Am nördl. Ufer des Nnterlaufes ent-
springen die heißen Quellen von Gadara (s. d.).
In alter Zeit hieß der I. Hieromices (fälschlich
Hieromax), heute auch Scheriat el-Mena-
dire, d. i. Tränke der Menadirebeduinen. An
seinen Ufern fand 634 n. Chr. die Entscheidungs-
schlacht zwischen den Byzantinern und Arabern statt.
Iarnac (spr. scharnäck), Hauptort des Kantons
I. (161,40 ykiu, 12 937 E.) im Arrondissement
Cognac des franz. Depart. Charente, am rechten
Ufer der Charente, an der Linie Angouleme-Roche-
fort der Staatsbahnen, hat (1891) 4442, als Ge-
meinde 4830 E.; Branntweinbrennerei und Handel
mit dem besten, Champagne genannten Cognac. -
In der Schlacht bei I., in der 13. März 1569 die
Hugenotten von den königl. Truppen geschlagen
wurden, siel Prinz Ludwig I. von Conde'.
Iarochowski, Kazimierz, poln. Geschichtschrei-
ber, geb. 12. Sept. 1829 in Klein - Sokolniki im
Posenschen, wurde schon als Primaner in Posen
1846 in den Polenprozeh verwickelt und eingezogen.
Darauf studierte er in Berlin die Rechte, nahm
1848 an dem Aufstande der Polen in der Provinz
Posen teil und trat 1862 als Kreisrichter in Posen
in den preuh. Staatsdienst, den er 1879 als Amts-
richter-ausgab. Er starb 24. März 1888 in Posen.
Seit 1887 war er Mitglied des preuh. Abgeordneten-
hauses (für den Kreis Mogilno-Gnesen-Wongro-
witz). Es erschien von ihm: "^Vi^kopoiZkg. ^v cxaziy
pi6r>v826^ nmn^ 82^6ä^ki6^" ("Großpolen wäh-
rend des Schwedenkrieges von 1655 bis 1657",
Pos. 1864), eine Quellensammlung zur Geschichte
der sächs. Könige in Polen "^eka ?0äo8ki6Fo"
(6 Bde., ebd. 1354 - 61), "1)216^6 P3.n0>vg.njg.
^.uFU8t3.II." ("Geschichte derNegierungAugustsil.",
Bd. 1 u. 2, ebd. 1856-74; fortgefetzt als "Regie-
rungsgeschichte Augusts 11.", ebd. 1890), Mono-
graphien über dieselbe Epoche: "Opoviadknia i
8wäia" (5 Bde., Pos. und Warsch. 1860-84) und
eine "I^itevlMii-H pc^nNnska" (Pos. 1880).
Iaromarsburg, s. Arkona.
Iaromör (spr. -miersch), Stadt in der österr. Be-
zirksbauptmannschaft Königinhof in Böhmen, an
der Elbe, über dic zwei Kettenbrücken führen, an
den Linien Liebau-Mniggrätz der österr. Nordwest-
bahn und Seidenderg-Iofefstadt-I. (163 km) der
^üd-Norddeutschen Verbindungsbahn, Sitz eines
Bezirksgerichts (207,31 ykm, 46 Gemeinden, 65 Ort-
schaften, 35621 meist czech. kath. E.), hat (1890)
896, als Gemeinde 6925 czech. E., Post, Telegraph,
alte a,ot. Pfarrkirche, Iakobskirche, zwei Bürger-
schulen, Handwcrkcrschule, gewerbliche Fortbildungs-
schule, Krankenhaus: Cichorien-, Zuckerfabrik, Iute-
fpinnerei, Weberei, Kunstmühlen, Ziegeleien.
Iaroslau. 1) Bezirkshauptmannschaft in Ga
lizien, hat 1347,36 ^N, (1890) 119 988 (61507
männl., 58 481 weibl.) E., 18481 Häuser und
22 294 Wohnparteicn in 108 Gemeinden mit 335
Ortschaften und 98 Gutsgebieten und umfaßt die
Gericktsbezirke I., Nadymno und Sieniawa. -
2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, am
Rande des galiz. Hügellandes, links an dem zur
Weichsel gehenden San und an den Linien Krakau-
Lemberg und I.-Sokal (151 kin) der Osterr. Staats-
bahnen, ist Sitz einer Geniedirektion, eines Platz-
kommandos, Bezirksgerichts (493,i? ykiu, 51 Ge-
meinden, l33 Ortschaften, 49 Gntsgebiete. 58 98?.