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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Johann Georg II. (Fürst v. Anh.-Dessau) - Johann Cicero (Kurfürst v. Brandend.)
Partei Ludwigs des Bayern und folgte diesem ins
Feld, so oft nicht wiederholter Aufruhr seine An-
wesenheit in Böhmen nötig machte. 1322 nahm er
vorzüglichen Anteil an dem Siege bei Mühldorf.
Auch im Interesse seines Stammlandes Luxemburg
führte er mehrere Kriege. Mitten im Wmler 1329
eilte er den deutschen Rittern nach Preußen zuHilse.
Auf einem zweiten Zuge 1337 zog er sich bei dem Aus-
enthalt in den sumpfigen Gegenden ein Augenleiden
zu, das infolge ungeschickter ärztlicher Behandlung
den Verlust der Sehkraft des einen Auges zur Folge
hatte. 1"39 erblindete er gänzlich, ohne daß dies
seiner Thätigkeit und Reiselust Eintrag that. I. er-
weiterte auch die Grenzen des Königreichs durch
Erwerbung von Eger, das ihm Ludwig der Bayer
1315 für seine Dienste verpfändete, durch den Heim-
fall von Vautzen (1319), durch den Kauf von
Görlitz (1329), durch die Besitznahme des Herzog-
tums Breslau (1335) kraft eines Vertrags mit dem
kinderlosen Herzog Heinrich sowie dadurch, dah er
fast alle übrigen schles. Fürsten seiner Hoheit unter-
warf. So legte er den Grund zu dem von seinem
Sohn Karl IV. organisierten großen deutsch-slaw.
Ländervereine. 1330 brachte er auch die Vermäh-
lung seines zweiten Sohnes Johann Heinrich mit
der Erbin von Kärnten und Tirol, Margarete
Maultasch (s. d.), zu stände. Als er aber nun im
zerrissenen Italien als glücklicher Eroberer auftrat,
machte er sich dem Kaiser Ludwig verdächtig, als
strebe er nach der Kaiserkrone, doch verständigte er
sich 1331 mit ihm und begab sich, nachdem er in
Prag neue Gelder erhoben hatte, nach Paris und
Avignon. Hier vermählte er sich 1334 zum zweiten-
mal mit Beatrix von Vourbon. Die in Italien
gemachten Eroberungen konnte er freilich mcht be-
haupten, und auch Kärnten, womit der Kaiser 1335
die Herzöge von Österreich belehnte, vermochte er
diesen nicht zu entreißen. 1341 wurde sein Sohn
Johann auf Veranstaltung seiner Gemahlin auch
aus Tirol vertrieben. Da Margarete nun den
Sohn des Kaisers heiratete, trat ein vollständiger
Bruch zwischen den Luxemburgern und Ludwig dem
Bayer ein, zu dessen Gegenkönig 1346 Karl, I.s
ältester Sohn, erhoben wurde. Zunächst zogen die
Luxemburger aber dem König Philipp VI. von
Frankreich gegen die Engländer zu Hilfe, und in der
Schlacht bei Crecy, 26. Aug. 1346, fand I. den
Tod. - Vgl. von Weech, Kaiser Ludwig der Bayer
und König I. von Böhmen (Münch. 1860); Schot-
ter, I., Graf von Luxemburg und König von Böh-
men (2. Bde., Luxemb. 1865).
Johann Cicero, Kurfürst von Branden-
burg (1486 - 99), geb. 2. Aug. 1455 in Ansbach,
war seit 1470 unter Leitung des Bischofs von Le-
bus, feit 1476 selbständiger Statthalter der Mark
Brandenburg für seinen Vater Albrecht Achilles, seit
11. März 1486 Kurfürst von Brandenburg, während
die frank. Fürstentümer ganz abgetrennt wurden.
Die gegen seinen Vater erbitterten Stände, die ihm
noch die Hochzeitssteuer zur Vermählung mit Mar-
garete von Sachsen jahrelang verweigerten, gewann
er bald durch Bekämpfung des Naubritterunwesens
und gerechte Negierung, sodaß sie die seinem Vor-
gänger hartnäckig verweigerte indirekte Steuer der
Nierziese ohne größere Schwierigkeiten bewilligten.
In der Politik begnügte er sich lieber mit kleinem
Gewinn, statt viel zu wagen. Er entsagte der noch
1479 anerkannten Lehnsherrlichkeit Brandenburgs
über Pommern gegen ein Bündnis und Zusiche-
räuber gewesen sein, studierte dann zu Bologna die
Rechte, wurde unter Bonisacius IX. Kämmerer,
dann Protonotar, 1402 Kardinal und endlich Nach-
folger Alexanders V., den er vergiftet habensoll.
Nachdem das Konstanzer Konzil zur Hebung des
Schismas den Beschluß gefaßt hatte, die drei da-
mals in der Kirche vorhandenen Päpste (Gre-
gor XII., Venedikt XIII. und I. XXIII.) sämtlich
zur freiwilligen Abdankung zu bewegen, versprach
I. 2. März 1415 der päpstl. Würde zu entsagen,
entfloh jedoch gegen seinen Eid 21. März, mit Hilse
Friedrichs IV. mit der leeren Tasche, mit seinen
Anhängern nach Schaffhausen und widerrief feine
Abdankung. Der nun gegen ihn eingeleitete Kri-
minalprozeh beschuldigte ihn nicht weniger als 80
grober Schandthaten, wie Mord, Blutschande, Un-
zucht und Räubereien aller Art, sodaß er 29. Mai
abgesetzt, dann zu Areiburg festgenommen, hierauf
im Schlosse Gottkeben bei Konstanz, später zu
Mannheim und endlich zu Heidelberg in Haft ge-
halten wurde. 1419 kaufte er sich los, aing nach
Italien, ward vom Papst Martin V. begnadigt
und starb 22. Dez. 1419 zu Florenz, nachdem er
zum Kardinalbischof von Tusculum und zum Dekan
des Kardinalkollegiums ernannt worden war.
Johann Georg II., Fürst von Anhalt-Des-
sau (1660-93), geb. 1627 als Sohn des Fürsten
Johann Kasimir, trat 1655 in die Dienste König
Karl Gustavs von Schweden und zeichnete sich im
Kriege gegen Polen und Dänemark aus, sodaß ihn
der Schwedenkönig nur sehr ungern entlieh, als I. G.
1658 zu dem Kurfürsten von Brandenburg über-
trat. Er wurde brandenb. General der Kavallerie,
Statthalter der Kurmark und gewann durch Friedrich
Wilhelms Vermittelung 1659 die Hand der orani-
schen PrinzessinHenriette Katharina, einer Schwester
der Kurfürstin Luise Henriette. 1670 erfolgte seine
Ernennung zum Feldmarschall. Bei dem Einfall
der Schweden in die Mark 1675 verteidigte I. G.
als Statthalter das Land, bis der Kurfürst zu Hilfe
kam. Mehrfach wurde I. G. zu diplomat. Verhand-
lungen mit dem Kaiserhofe verwendet, so im Früh-
jahr 1672, um das Bündnis gegen Ludwig XIV.
durchzusetzen. Er galt am Berliner Hose als ein
Hauptvertreter der österr. Partei und bewahrte sei-
nen Einfluß auch unter Kurfürst Friedrich III. Seit
dem Tode seines Vaters 1660 hatte er zugleich die
Regierung des eigenen Ländchens übernommen, um
das er sich besonders in Kirchen- und Schulsachen
mannigfache Verdienste erwarb. Für seine Ge-
mahlin baute er das nach ihrer Familie genannte
Schloß Oranienbaum. I. G. starb 1693 in Berlin.
Sein Sohn und Nachfolger war Fürst Leopold, "der
alte Dessauer".
Johann von Luxemburg, König von Böh-
men (1310-46), ältester Sohn des deutschen Kai-
sers Heinrich VII. und Margaretens von Vrabant,
aeb. 10. Aug. 1296. Als sein Vater 1308 zum
König gewühlt war, trugen ihm die mit der Negie-
rung Heinrichs (s. d.) von Kärnten unzufriedenen
Böhmen die Krone ihres Landes mit der Hand
der Elisabeth, der Tochter König Wenzels IV. von
Böhmen, des letzten männlichen Sprossen der
Premysliden, für seinen Sohn an. I. vermählte sich
mit ihr 1310 und vermochte unter der Leitung des
Erzbischofs Peter von Mainz die Krone zu gewin-
nen und zu behaupten. In den Wirren, die nach
seines Vaters Tode 1313 durch die zwiespaltige
Kaiserwahl verursacht wurden, hielt er sich zur