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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Johann (Erzh. v. Österreich) - Johann Nepomuk Salvator (Erzh. v. Österreich)
tnin P6lp6tnuin, zog 1. Mai in Brüssel ein und
ward daselbst 4. Mai als Statthalter und General-
kapitän anerkannt. Aber da Wilhelm von Oranien
seine Unterwerfung verweigerte, brach der Aufruhr
von neuem aus, sodah I. sich nach Namur zurück-
ziehen mußte. Nachdem ihm die Stände im Okt. 1577
den Gehorsam aufgekündigt hatten, entsetzten sie ihn
7. Dez. förmlich der Statthalterschaft: doch erfocht
er 31. Jan. 1578 bei Gemblour einen Sieg. Phi-
lipp II., dessen Mißtrauen durch I.s Pläne gegen
England und Schottland erregt war, ließ es an der
gehörigen Unterstützung fehlen. So zog der Krieg
sich ohne Entscheidung hin, bis I. 1. Okt. 1578 im
Lager bei Namur plötzlich (wahrscheinlich durch Gift)
starb. I. wurde dramatisch von Delavigne und G.
von Putlitz (Berl. 1863), episch von Frankl (Lpz.
1846) behandelt.-Vgl. BrusledeMontplainchamp,
HiLtoirs ä6 von <I6HU ä'^uti-iods (Amsterd. 1690);
Havemann, Leben des Don Juan d'Austria (Gotha
1865); Stirling-Maxwell, von ^oim ok ^ugtria
(2 Bde., Lond. 1883).
Der jüngere Don Juan d'Austria, geb.
7. April 1629, ein natürlicher Sohn des Königs
Philipp IV. von Spanien und der Schauspielerin
Maria Calderona, wurde Großprior von Castilien,
nahm 1642 am Kriege gegen Portugal teil, unter-
drückte 1647 den von Masaniello geleiteten Auf-
stand in Neapel, wurde Statthalter in Italien,
schlug 1652 den Aufstand in Catalonien nieder und
zeichnete sich im Kriege gegen Frankreich als Feld-
herr aus. 1656 zum Statthalter in den span. Nie-
derlanden ernannt, kämpfte er anfangs mit Glück,
verlor aber zuletzt gegen Turenne 14. Juni 1658
die Schlacht in den Dünen; der Rest seiner Trup-
pen wurde bei Oudenaarde vernichtet. Nachdem
mit Frankreich 1659 der sog. Pyrenäische Friede
geschlossen war, erhielt er 1660 den Oberbefehl im
Kriege gegen Portugal, wurde aber 3. Juni 1663
vom General Friedrich von Schomberg bei Estre-
moz entscheidend geschlagen und legte 1664 das
Komnvcmdo nieder. Die Königin-Witwe Maria
Anna, welche für ihren unmündigen Sohn Karl II.
die Regentschaft führte, ernannte ihn zum Vicekönig
von Aragonien. Später rief ihn Karl II. an den
Hof zurück und machte ihn zum ersten Minister.
Er starb 17. Sept. 1679. - Vgl. Leti, Vita äi von
(-iovanni ä'^u8tria (Köln 1688).
Johann, Baptist Ios. Fabian Sebastian, Erz-
herzog von Österreich, deutscher Reichsverweser
(1848-49), geb. 20. Jan. 1782 zu Florenz als Sohn
des nachherigen Kaisers Leopold II. und der Marie
Ludovica, Tochter König Karls III. von Spanien,
erhielt seine Erziehung in Florenz und Wien, wurde
in den franz. Revolutionskriegen schon 1800 Gene-
ralissimus des österr. Heers in Bayern, verlor jedoch
3. Dez. 1800 die Schlacht bei Hohenlinden und zog
sich, da der Friede von Lunöville vorläufig den Krieg
beendete, in das Privatleben zurück. Später wurde
er zum Generaldirektor des Genie- und Fortifika-
tionswesens in Asterreich ernannt und wirkte na-
mentlich in den franz.-österr. Kriegen von 1805 und
1809 für die Bewaffnung und Erhebung des Volks
in Tirol. 1809 erhielt I. den Oberbefehl über die
80000 Mann starke österr. Südarmee gegen den
Vicekönig Eugen, den er bei Sacile 16. April 1809
besiegte. Durch die Niederlagen der Hauptarmee in
Bayern zum Rückzug genötigt, ward er 14. Juni
bei Raab geschlagen. Daß I. zur Schlacht bei
Wagram 6. Juli 1809 nicht rechtzeitig eintreffen
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl. IX.
konnte, ist jetzt aktenmäßig festgestellt' demgemäß ist
er auch nicht schuld an dem Verluste derselben.
1815 befehligte I. die österr. Reserven am Ober-
rhein und zwang die Festung Hüningen 26. Aug.
1815 zur Übergabe. Seitdem widmete er sich fast
ausschließlich seinen naturwissenschaftlichen und
histor. Studien und wandte sich mit besonderer
Vorliebe den Alpenländern, namentlich der Steier-
mark zu. 1811 begründete er durch das Geschenk
seiner reichen wissenschaftlichen Sammlungen das
Museum und die höhere Lehranstalt "Ioanneum"
in Graz. Die Mißgunst des Wiener Hofs, die an-
fänglich den populär gewordenen Prinzen verfolgte,
welcher 1827 die Tochter des Postmeisters Plochl in
Aussee geheiratet hatte, schwand nach dem Tode des
Kaisers' Franz (1835). Anna Plochl (geb. 1804, gest.
1885) wurde zur Baronin von Vrandhofen und spä-
ter zur Gräfin von Meran erhoben. Der ein-
zige Sohn dieser Ehe war der Graf Franz von Meran
(geb. 1839, gest. 1891). 1848 ernannte der nach
Innsbruck geflüchtete Kaiser Ferdinand I. zu seinem
Stellvertreter; wegen seiner deutschnationalen Ge-
sinnung wählte ihn 29. Juni die Nationalversamm-
lung in Frankfurt a. M. zum deutschen Reichsver-
weser (s. Deutschland und Deutsches Reich, Bd. 5,
S. 188d). Allein bald wurde ihm die Unhaltbar-
keit dieser Stellung, in der er für Asterreich mann-
hast eintreten zu müssen glaubte, klar; nach dem
Abschlüsse des sog. Interims legte er 20. Dez.
1849 sein Amt nieder, verließ Frankfurt und kehrte
nach Steiermark zurück, wo er zumeist sein Palais
in Graz bewohnte. Dort starb er 10. Mai 1859.
Am 8. Sept. 1878 wurde zu Graz ein großes Brun-
nenmonument, das des Erzherzogs überlebensgroße
Figur zeigt, enthüllt. - Vgl. von Leitner, I. Bap-
tist, kaiserl. Prinz und Erzherzog von Osterreich, in
dem Werke: "Ein treues Bild des Herzogtums
Steiermark", hg. von Hlubek (Graz 1860), die beste
Biographie I.s; ferner Schimmer, Das Leben und
Wirken des Erzherzogs I. von Osterreich (Mainz
1849); Schneidawind, Das Leben des Erzherzogs
I. von Österreich (Schaffh. 1849); Ant. Schlossar,
Erzherzog I. von Österreich und sein Einfluß auf
das Kulturleben der Steiermark (Wien 1878); Kro-
nes, Tirol 1812-16 und Erzherzog I. von Öster-
reich (Innsbr. 1890); ders., Aus dem Tagebuch
Erzherzogs I. von Österreich 1810-15 (ebd. 1891);
ders., Aus Österreichs stillen und bewegten Jahren
1810-12 und 1813-15 (ebd. 1892)', Httnedmeck-
Südenhorst, Erzherzog I. von Österreich im Feld-
zuge von 1809 (Graz 1892).
Johann Nepomuk Salvator, Erzherzog von
Österreich, geb. 25. Nov. 1852 zu Florenz als jüng-
ster Sohn des Großherzogs Leopold II. von Tos-
cana, widmete sich der militär. Laufbahn, diente zu-
erst in einem Iä'gerbataillon, dann bei der Artillerie,
wurde 1876 Oberst und Regimentscommandeur,
1878 Generalmajor und Brigadier, in welcher Eigen-
schaft er den dosn. Feldzug mttmachte; 1879 wurde er
Feldmarschalllieutenant und Divisionscommandeur.
Seine Schrift "Drill oder Erziehung?"(1. bis 3.Aufl.,
Wien 1883) erregte Anstoß und hatte seine Ver-
setzung nach Linz zur Folge. Noch mehr nahm man
es ihm höchsten Ortes übel, daß er, wie behauptet
ward, nach der Abdankung des Fürsten Alexander
von Bulgarien Verhandlungen mit den bulgar.
Machthabern anknüpfte, um dessen Nachfolger zu
werden, und als sie erfolglos blieben, auf Ferdinand
von Coburg aufmerksam machte. Da er Sept. 1887
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