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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Johann I. (König von Portugal) - Johann VI. (König von Portugal)
war einfach in seinem Äußern, liebte die Wissen-
schaften und hatte ein lebhaftes Interesse für alles
wahrhaft Große; doch war er so wenig wie seine
Gemahlin von schmutzigem Geize frei. Ein großer
Teil der Demütigungen des Königs entsprang
aus der Willfährigkeit gegen feine ränkesüchtige
und stolze Frau, die, in fortwährendem Zerwürfnis
mit ihrem Sohne Jakob und den Magnaten, ihren
Gemahl völlig beherrfchte. Er starb 17. Juni 1696
zu Willanow. Sein Denkmal im Schützengarten
zu Krakau wurde 13. Sept. 1883 entbüllt.
- N,
gl.
Salvandy, IIi8t0ir6 äu roi .lean ßodwsivi et. äu
I'0^llum6 ä6 ?0i0FN6 (6. Aufl., 2 Bde., Par. 1876;
deutsch Stuttg. 1829); Briefe des Königs I. an feine
Gemahlin (deutsch von Ochsle, Heilbronn 1827);
Rieder, I., König von Polen, in Wien sWien 1881).
Sein ältester Sohn, Jakob Sobieski, geb.
2. Nov. 1667, wurde, als sich ibm nach König
Augusts II. Absetzung 1704 Aussichten auf den
poln. Königsthron eröffneten, nebst feinem Bruder
Konstantin auf Veranlassuug Augusts II. festge-
nommen, der beide anfangs auf der Pleißenburg
zu Lelpzig, dann Jakob auf dem Königstein in Ge-
wahrsam halten ließ und erst nach dem Frieden zu
Altranstädt (1706) freigab. Er starb 19. Dez. 1734.
Von feinen beiden Töchtern verheiratete sich die
jüngere, Marie Clementine, nüt dem brit. Prä-
lendenten Jakob III., von dem sie sich aber seiner
Ausschweifungen wegen trennte; sie starb 1735 in
einem Kloster in Nom.
I.s zweiter Sohn, Alexander Sobieski,
geb. 6. Dez. 1677, wies mit Rücksicht auf seinen
gefangenen ältern Bruder und in Betracht der
Wankelmütigkeit des poln. Volks alle Anträge be-
züglich der poln. Krone zurück. Er ging nach Rom,
-wo er Kapuziner wurde und 19. Nov. 1714 starb.
Der dritte Sohn, Konstantin Sobieski, geb.
3. Mai 1680, starb 28. Juli 1726 kinderlos. - Der
'letzte Nachkomme, Maximilian Johann So-
li ie^ii, starb 1875 zu Covington in Nordamerika.
Johann I. (Ioäo), König von Portugal
(1385-1433), genannt der Unechte als natürlicher
Sohn des Königs Peter 1., geb. 1357, erhob sich nach
dem Tode seines Bruders Ferdinand 1383 gegen die
Nachfolge der Tochter desfelben, Beatrix, welche mit
Johann I. von Castilicn vermählt war, und wurde
nach feinem Siege bei Aljubarrota 1385 über die
"Castilier von den Ständen als König anerkannt,
von den Castiliern aber erst nach langem Kriege
1411. So wurde I. der Gründer einer zweiten
Portug. Dynastie, welche die Macht des Adels zu
befchränken und sich durch Erwerbungen an der
afrik. Küste zu verstärken suchte; 1415 ward Ceuta
erobert. 1418 begann dann I.s jüngerer Sobn
Heinrich der Seefahrer feine Thätigkeit, durch welcke
das wcstl. Afrika entdeckt und Handel und Herrfchaft
der Portugiefen bis nach Indien ausgedehnt wurde.
An Stelle Coimbras machte I. Lissabon zur Resi-
denz; er starb 1433. - Vgl. Schäfer, Gefchichte von
Portugal, Bd. 2 (Hamb. 1839), S. 199-327.
Johann II., der Vollkommene, König von
Portugal(1481-95), Sohn Alfons'V., geb.1455.
'Er unterdrückte die Macht des Adels; von den Füh-
rern desselben wurden Herzog Ferdinand von Bra-
ganca enthauptet, Herzog Jakob von Viseo, wie
jener ein Vetter des Königs, von diesem selbst
1483 erstochen. Für die Ausdehnung der portug.
Herrschaft in Afrika war I. wie seine Vorfahren
eifrig bemüht; unter ihm entdeckte Bartholomeus
Diaz (s. d.) 1486 die Südfpitze Afrikas, welche I.
wegen der nun sichern Aussicht, nach Indien gelan-
gen zu können, Kap der Guteu Hoffnung nannte.
T er unter päpstl. Vermittelung mit Spanien geschlof-
fene Vertrag von Tordesillas überwies den Portu-
giefen alle Entdeckungen östlich einer Linie, welche
350 Meilen westlich von den Azoren gezogen wurde.
Da I.s einziger Sohn Alfons 1491 gestorben war,
ging die Krone bei seinem Tode 1495 auf Emanuel,
Herzog von Veja, über, den Bruder des ermordeten
Herzogs von Viseo.
Johann III., König von Portugal (1521-
57), Sohn Emanuels d.Gr., geb. 1502, schloß sich ganz
an Kaiser Karl V. an, dessen Schwester Katharina
er heiratete und dessen Tochter Johanna er mit sei-
nem Sohne Johann vermählte. Noch war das An-
sehen Portugals im Steigen, besonders da gerade
in dieser Zeit die Besitzungen in Indien an Aus-
dehnung und Ertrag zunahmen. Aber im Innern
wurde schon der Keim des Zerfalls sichtbar durch
den steigenden Einfluß der Jesuiten, welche nach
dem Tode I.s durch dessen Bruder, den Kardinal
Heinrich, als Regenten für den unmündigen König
Sebastian, den Sohn des 1554 gestorbenen Prinzen
Iobann, die Regierung in die Hand bekamen.
Johann IV., König von Portugal (1640-
56), Sohn des Herzogs Theodor von Braganca, geb.
1604. Er ist der Befreier des Landes v'on der
60 jährigen verderblichen Herrfchaft der Spanier;
1. Dez. 1640 bemächtigte er sich fast ohne Blutver-
gießen Lissabons. In wenigen Tagen war das
ganze Land im Aufstande und der Feind vertrieben.
Dock wurde der Kampf gegen Spanien durch einen
gleichzeitigen Krieg mit Holland erfchwert, welches
während der fpan. Herrfchaft sich Brasiliens bemäch-
tigt hatte, dieses nicht herausgeben wollte und oben-
drein Ceylon eroberte. Da I.s ältester Sohn Theo-
dosius 1653 gestorben war, folgte ihm 1656 der
zweite, Alfons VI.
Johann V., König von P or tug al (1706-50),
geb. 1689 als Sohn Peters II., gewann durch die
Unterstützung Englands im Spanifchen Erbfolge-
kriege eine Erweiterung Brasiliens, gründete 1720
die Akademie der portug. Geschichte und verschwen-
dete das Geld des Landes für Klosterbauten und
für das kostspielige Recht auf den Besitz eines Patri-
arcken in Lissabon. Vom Papst Venedikt XIV. er-
hielt er zum Lohn für sich und feine Nachfolger 1743
den Titel des "allertreuesten Königs". In feinen
letzten Jahren ließ er sich von dem Franziskaner
Gaspard leiten. I. starb 31. Juli 1750.
Johann VI., König von Portugal (1816-
26), geb. 1767 als SohnPeters 111. und Marias I.,
übernahm 1792 für feine geisteskranke Mutter die
Regentfchaft und übertrug von Brasilien aus, wo-
hin sich der Hof vor den Franzosen geflüchtet hatte,
die Regierung Portugals dem engl. Marschall Beres-
ford, gegen den als Fremden und Vertreter des
Absolutismus sich bald Unzufriedenheit erhob. Am
24. Aug. 1820 empörte sich das Militär in Oporto,
und das ganze Land fchloß sich der Bewegung an,
bei der namentlich auch die Rückkehr des Hofs nach
Lissabon verlangt wurde. In der That kehrte I.,
der 20. März 1816 nach dem Tode seiner Mutter
König geworden war, 1821 nach Portugal zurück
und beschwor die span. Verfassung von 1812, welche
die Cortes mit geringen Abänderungen zu der ihri-
gen gemacht hatten. Bald begannen aber reaktio-
näre Bewegungen, an deren Spitze I.s Gemahlin,
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