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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Jomsburg; Jonas; Jonăthan; Joncières; Jonckbloet

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Jomsburg - Jonckbloet

23. Lebensjahre brachte er die erste Oper «L’ errore amoroso» auf die Bühne. Diese sowie auch sein «Odoardo», der das Jahr darauf (1738) zur Aufführung kam, hatten Erfolg. Bereits 1741 hatte J. durch seine Opern, wie «Ricimero», «Astianatte», «Ezio», «Merope» u. s. w., einen in Italien gefeierten Namen erworben, und insbesondere erregte «Merope» in Venedig großen Beifall, sodaß man ihm die Direktorstelle an einem der dortigen Konservatorien übertrug. In dieser Stellung, in der er auch seine ersten Kirchenkompositionen verfaßte und u. a. für Wien die zwei Opern «Achille in Sciro» und «Didone» schrieb, blieb er bis 1748. Sodann wandte er sich nach Rom, wo er 1749 Kapellmeister an der Peterskirche wurde, und folgte 1754 einem Rufe als Kapellmeister des Herzogs Karl von Württemberg nach Stuttgart, wo er zahlreiche Opern komponierte, die in der Behandlung des Orchesters und der Harmonie eine Vertiefung des Stils zeigen. 1768 kehrte J. nach Italien zurück, wo er teils in seiner Vaterstadt, teils in und bei Neapel lebte und noch verschiedene Opern, wie «Armida», «Demofoonte», «lfigenia», auf die Bühne brachte. J. starb 28. Aug. 1774 zu Neapel. Bekannt sind 44 Opern J.s, von denen aber die in Stuttgart geschriebenen durch den Brand des Theaters (1802) vernichtet wurden. An Reichtum der Erfindung seinen ital. Zeitgenossen ebenbürtig, übertraf er sie, ähnlich wie Gluck, an Kraft des musikalisch-dramat. Ausdrucks und an Mannigfaltigkeit der Mittel. Seine Kirchenkompositionen, von denen das «Requiem» allgemein bekannt ist, sowie seine Oratorien enthalten viel bleibend Schönes.

Jomsburg, Wikingerfeste, s. Vineta.

Jonas, der Sohn des Amitthai, war nach einer 2 Kön. 14, 25 gelegentlich gegebenen Notiz ein israel. Prophet aus Gath Hachefer im Stamme Sebulon, der die Wiederherstellung der Nord- und Ostgrenze Israels weissagte. Nach jener Stelle ist dieses prophetische Wort durch die Eroberungen Jerobeams Ⅱ. von Israel (8. Jahrh. v. Chr.) in Erfüllung gegangen. An den Namen dieses Mannes knüpft die Legende des sehr jungen Buches (3. oder 2. Jahrh. v. Chr.), das unter dem Namen des J. unter den sog. Kleinen Propheten überliefert wird, an. J. erhielt danach den Befehl, den Niniviten den Untergang ihrer Stadt zu verkündigen. Er sah jedoch voraus, daß Gott sich in seiner Güte schließlich anders entschließen werde, und wollte sich mit einer doch nicht eintreffenden Weissagung nicht bemühen. Aber ebensowenig getraute er sich in Palästina zu bleiben und suchte auf einem Schiffe zu entfliehen. Aber ein Sturm erfaßte das Schiff. Die Schiffsleute hielten J. für die Ursache und warfen ihn über Bord, worauf der Sturm sich legte. J. wurde von einem großen Fisch verschluckt, in dessen Bauche er in großer Betrübnis saß und Gott einen Psalm sang. Darauf befahl Gott dem Fisch, J. am Strande auszuspeien. Nunmehr ging er nach Ninive, verkündete den Niniviten den Untergang, wurde aber sehr zornig, als infolge der Buße der Niniviten seine Weissagung nicht eintraf, sodaß ihn Gott über sein Unrecht belehren mußte. Das Buch knüpft wahrscheinlich an eine volkstümliche Legende an, die es zu didaktischen Zwecken umdichtete.

Jonas, Justus, Freund und Gehilfe Luthers, geb. 5. Juni 1493 zu Nordhausen, wurde 1521 Professor der Theologie und Propst in Wittenberg, begleitete Luther nach Worms, unterstützte ihn bei der Übersetzung des Alten Testaments und bei der Kirchenvisitation, nahm an dem Marburger Gespräch sowie an der Abfassung der sog. Torgauer Artikel teil und wohnte auch dem Reichstage zu Augsburg bei. 1541 wurde J. nach Halle berufen, um hier das Kirchen- und Schulwesen zu reformieren. Der Schmalkaldische Krieg vertrieb ihn von hier (1546), und nach mancherlei Irrfahrten wurde J. 1551 Hofprediger in Coburg, 1553 Superintendent in Eisfeld, wo er 9. Okt. 1555 starb. Seinen Briefwechsel gab Kawerau im 17. Bde. der «Geschichtsquellen der Provinz Sachsen» (Halle 1884‒85) heraus. – Vgl. Knapp, Narratio de Justo J. (Halle 1817); Hasse, J.’ Leben (in Meurers «Leben der Altväter der luth. Kirche», Bd. 2. Abteil. 2, Lpz. 1862); Pressel, Jonas (Elberf. 1862).

Jonăthan (hebr. Jehōnathān, «Gott hat gegeben»), der Sohn und die beste Stütze des jüd. Königs Saul, ein Liebling der alttestamentlichen Sage. Sein Name ist bildliche Bezeichnung eines treuen Freundes geworden wegen seiner Treue und Liebe, die er seinem Schwager David bewies. Er fiel mit seinem Vater und seinen Brüdern in der großen Schlacht gegen die Philistäer auf demGebirge Gilboa (1 Sam. 31).

Jonăthan oder Bruder J. (Brother J.), scherzhafte Bezeichnung des amerik. Volks, wie John Bull für das englische und Vetter Michel für das deutsche. Nach einigen soll die Benennung von Jonathan Trumbull, Gouverneur von Connecticut zur Zeit des Revolutionskrieges, herrühren, den man in der Armee vertraulicherweise so bezeichnet habe. Es scheint jedoch, daß der Name zuerst von den Engländern gebraucht wurde, vermutlich wegen des häufigen Vorkommens dieses und anderer alttestamentlichen Namen in Neuengland.

Jonăthan Apphus, der jüngste Sohn des jüd. Priesters Mattathias, wurde nach seines Bruders Judas Makkabi Tode Heerführer der Juden, seit 152 v. Chr. auch Hoherpriester und Statthalter, und 143 durch Tryphon heimtückischer Weise gefangen und hingerichtet. (S. Hasmonäer.)

Joncières (spr. schongßiähr), Victorin de, franz. Komponist, geb. 12. April 1839 zu Paris, bildete sich auf dem dortigen Konservatorium und wirkt als Musikkritiker. Seine Kompositionen umfassen die Opern: «Sardanapal» (1867), «Die letzten Tage von Pompeji» (1869), «Dimitri» (1876), «La reine Berthe» (1878) und «Johann von Lothringen» (1885); ferner die Musik zu «Hamlet», eine Chorsinfonie «La mer», ein Violinkonzert u. s. w. Er ist Anhänger der Wagnerschen Richtung.

Jonckbloet (spr. -blut), Wilh. Jos. Andreas, niederländ. Literarhistoriker, geb. 6. Juli 1811 im Haag, studierte seit 1835 in Leiden zuerst Medizin, dann die Rechte, später niederländ. Sprache und Litteratur. 1847 wurde er Professor am Athenäum in Deventer und 1854 Professor der niederländ. Sprache und Litteratur an der Universität Groningen, legte aber dieses Amt nieder, als er 1864 vom Distrikt Winschoten in die Zweite Kammer der Generalstaaten gewählt worden war. 1877 wurde er zum Professor der niederländ. Litteratur zu Leiden ernannt, welche Stelle er bis 1883 bekleidete. J. starb 19. Okt. 1885 zu Wiesbaden. Außer durch die Herausgabe verschiedener mittelalterlicher Gedichte hat er sich besonders durch seine «Geschiedenis der middennederlandsche Dichtkunst» (3 Bde., Amsterd. 1851‒54), durch die scharfsinnige «Étude