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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Julia - Julianus (Flavius Claudius)
In allen german. Sprachen heißt der I. Hcu-
monat, weil gewöhnlich der Schlnß der Heuernte
in ihn fällt. Im Altfranzösischen hieß der I.
"^uiFiiet", d. i. kleiner Juni. Während der ersten
zwei Drittel des I. steht die Sonne im Zeichen des
Krebses, während des letzten in dem des Löwen. Als
Lostage (s. d.) gelten im I.: Maria Heimsuchung
l2.), Sieben Brüder (10.), St. Margareta (13.) und
St. Jakob (25.). Der I. ist in Deutschland meist
der heißeste Monat; der Himmel ist im allgemeinen
noch heiterer als im Juni, obwohl heftige Gewitter
mit starkem Regen nicht selten sind.
Julia, der 89. Planetoid.
Julia, die einzige Tochter des Kaisers Augustus
von dessen zweiter Gemahlin Scribonia, geb. 39
v. Chr., ausgezeichnet durch Schönheit und Bil-
dung des Geistes, aber zugleich leichtsinnig und aus-
schweifend, wurde 25 an des Augustus Schwester-
sohn Marcus Claudius Marcellus, nach dessen
Tode 22 an Marcus Vipsanius Agrippa verhei-
ratet, dem sie drei Söhne und zwei Töchter gebar.
Ihre ^tiesmntter Livia, die ihr feindlich gesinnt war,
weil sie durch sie ihre Pläne für ihren eigenen (^ohn
gefährdet glaubte, bewog nach Agrippas Tode im
1.11 den Augustus, seine Tochter an Tiberius zu
vermählen, um diesem die Nachfolge in der Herr-
schaft zu sichern. Die Ehe wurde bei den verschie-
denen Charakteren der beiden Gatten unglücklich,
bestand aber unter dem rücksichtslosen Willen des
Kaisers fort. Als Tibcrius (5 v. Chr. freiwillig in
die Verbannung nach Rhodus gegangen war, gab
sie sich den größten Ausschweifungen hin. Im
I. 2 v. Chr., als I. fclbst das Forum zum Schau-
platz ihrer Orgien gemacht hatte, verbannte Augu-
stus sie nach der Insel Pandateria (jetzt Ventotene)
bei Neapel. Von Pandateria wurde I. später nach
Nhcgium (Reggio) geführt, wo sie 14. n. Chr. starb,
bald nachdem Tiberius ihren einzigen noch leben-
den Sohn Agrippa hatte töten lassen. Ihre beiden
andern Söhne, Cajus und Lucius Cäsar, waren
schon der erstere 4, der zweite 2 n. Chr. gestorben.
Ihre Töchter überlebten sie. Die ältere, Julia, starb
28 n. Chr. auf der Infel Trimetus (jetzt eine der
Tremiti-Inseln) an der apulischen Küste, wohin sie
20 Jahre früher wegen Ehebruchs von Augustus ver-
bannt worden war; die jüngere war Agrippina (s. d.).
Julia Domna, röm. Kaiserin, geb. zu Emesa
in Syrien, wurde 187 die zweite Gemahlin des
spätern Kaisers L. Septimius Severus, dem sie
188 zu Lyon den Vasstanus (Caracalla), 189 zu
Mailand den Geta gebar. Sie war eine bedeutende
und kluge Frau, die den geistigen Mittelpunkt des
Hofes bildete und auf die Regierung einen großen
Einfluß ausübte. Dieser steigerte sich noch, als
nach des Septimius Tod (211) ihr Sohn Caracalla
Kaiser geworden war. Als dieser in Asien den Tod
gefunden hatte (217) und fein Nachfolger Macrinus
sie vom Hoflager und aus Antiochia nach ihrer
Heimat verwies, suchte sie freiwillig den Tod.
5n1i3.oiun, lat. Name von Iülich.
Julian, röm. Kaifer, f. Iulianus.
Iulianehaab (spr. -hob), der südlichste Distrikt
in Südgrönland, reicht von der Südspitze, Kap
Farewell, 280 Wn weit nach N.; die Kolonie I
zählt (1891) 2499 E.
Iulianische Periode. Nur eine Jahrzählung
zu haben, die die ganze uns bekannte Geschichte in
sich schlösse, stellte Ios. Scaliger eine Periode von
7980 Jahren auf, die durch Multiplikation der
Zahlen des (^onnenzirkels, des Mondzirkels und
des Indiktionscyklus, 28, 19, 15, gebildet war.
Er nannte sie, weil sie nach Iulianischen Jahren
zählte, die I. P. Sie nimmt mit dem gleichzeitigen
Beginn eines Sonnen-, Mond- und Indiktions-
cyklus ihren Anfang und erneuert sich erst, wenn
alle drei Cyklen zugleich abgelaufen sind. Jedes der
7980 Jahre hat seine eigenen Cyklus zahlen, welche
die Neste der Division eines jeden Jahres durch 28,
19, 15 zu erkennen geben. So hat das I.0607 der
Periode (1894 n. Chr.) zum Sonnenzir^el 27, zur
Goldenen Zahl 14 und zur Zinszahl 7. Das erste
Jährn. Chr. ist, wie Scaligcr durch eine mittels
der unbestimmten Analytik ausgeführte Rechnung
gefunden hat, das I. 4714, das erste v. Chr. 4713
der I. P. Um also ein Jahr der letztern auf die
christl. Zeitrechnung zu bringen, muß man seine
Nummer von 4714 abziehen, wenn sie kleiner, oder
4713 von der gegebenen Jahreszahl, wenn sie
größer ist; im erstern Fall erhält man Jahre vor,
im letztcrn Jahre nach Christo. Wenn hingegen ein
Jahr vor und nach Christo auf die I. P. zurück-
geführt werden soll, so muß man die Nummer
des crstcrn von 4714 abziehen und zu der des
letztern 4713 addieren. Da alle andern Ären sich
dieser Periode leicht anpassen lassen, so gewann sie
schnell eine große Verbreitung in wissenschaftlichen
Werken, kam jedoch durch die vom Iefuiten Niccioli
im 17. Jahrh, aufgebrachte Weise, die Jahre vor
Christus rückwärts zuzählen, wieder außer Gebrauch.
Iulianischer Kalender, Fulianisches
Jahr, s. Kalender.
Iulianisten, Partei der Monophysiten (s. d.).
Iulianus, Flavius Claudius, röm. Kaiser,
361-363 n. Chr., von den Christen wegen seines
Rücktritts vom Christentum Äpostäta, d. i. der
Abtrünnige, benannt, war 331 geboren und der
Sohn des Julius Constantius, eines Bruders Kon-
stantins d. Gr. Als nach des letztern Tod 337
dessen Söhne ihre männlichen Verwandten aus dem
Wege räumen ließen, wurden I. und sein Bruder
Gallus verschont. I. wurde zunächst von dem Eu-
nuchen Mardonius unterrichtet, der in ihm die Liebe
zu den klassischen Studien und der antiken Philo-
sophie erweckte. Dann wurde er mit seinem Bruder
nach dem Schlosse Macellum in Kappadocien ge-
bracht, wo die Knaben 344-351 eine mönchische
Erziehung erhielten, die aber in I. nur einen zähen
Widerwillen gegen das Christentum hervorrief. Der
Gunst der Eusebia, der Gemahlin seines Vetters
Constantius II., hatte er es zu verdanken, daß er
seine Studien in Athen 355 fortfetzen durfte und
daß er von Constantius 6. Nov. 355 zu Mailand
zum Cäsar ernannt und nach Gallien geichv^w^vde,
um dieses Land gegen die Einfälle der gcrman.
Völker zu schützen. Die Alamannen wurden von
ihm in der großen Schlacht bei Argentoratum (Straß-
burg) 357 geschlagen, die Franken zum Frieden ge-
nötigt, und dreimal ging er, die Feinde zu schrecken,
über den Rhein. Auch für die innere Verwaltung
Galliens wirkte er wohlthätig durch gute Rechts-
pflege und verständige Finanzwirtschaft. Im März
360 riefen ihn feine Truppen zu Paris zum Augu-
stus aus. Anfangs weigerte er sich, den Titel anzu-
nehmen. Endlich ließ er sich bestimmen, Constan-
tius zu bitten, ihn wenigstens für Gallien als
Augustus anzuerkennen. Erst als er von diesem
schroff zurückgewiesen worden war, brach im Mai
361 I. mit seinem Heere aus Gallien auf und drang