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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Junker; Junker (Wilh.)

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Junker (Jungherr) – Junker (Wilh.)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Junius (Briefe des)'

neous works of Hugh Boyd (author of the Letters of J.)» und «Sketch of the life of Hugh Boyd, supposed author of J.’ letters»; ferner ebendaselbst, mit dem Anspruche, vom Schreiber der Juniusbriefe zu sein, 1814 «Memoirs by a celebrated literary and political character, from the resignation of Rob. Walpole, in 1742, to 1757». Nach dem Erscheinen der von Woodfalls Sohn besorgten Ausgabe der Privatbriefe des J. behauptete John Taylor («A discovery of the author of the Letters of J.», 1813), der als Gelehrter und polit. Schriftsteller bekannte Dr. Francis habe die Briefe verfaßt, sein Sohn Philip Francis habe sie abgeschrieben und zum Druck besorgt, änderte aber 1816 («The identity of J. with a distinguished living character established») seine Vermutung dahin, daß der jüngere Francis (s. unten) ihr alleiniger Urheber sei. Die Beweisgründe dafür waren so schlagend, daß Macaulay sie in einem Aufsatze über Warren Hastings («Edinburgh Review», 1811) für stark genug zur Begründung einer Kriminalanklage gegen Francis erklärte. John Jaques wies, wie schon 1825 Coventry («Critical inquiry into the letters of J.»), in der «History of J. and his works» (Lond. 1843) auf den aus dem Siebenjährigen Kriege bekannten Lord George Sackville hin, ohne diese Annahme mit beachtenswerten Gründen unterstützen zu können, Sir David Brewster glaubte den wahren J. in dem Iro-Scoten Laughlin Maclean, der 1768 Parlamentsmitglied für Arundel, 1773 General-Kriegskommissar war und 1777 bei der Rückkehr von Westindien verunglückte, entdeckt zu haben; doch fand er wenig Anklang. J. Britton («The authorship of the Letters of J. elucidated», Lond. 1848) stellte den Oberstlieutenant Isaar Barré als Verfasser auf. Dagegen brachte Sir Fortunatus Dwarris in «Some new facts as to the authorship of the Letters of J.» (ebd. 1850) neue Beweise für die Autorschaft des Ph. Francis vor. J. Symons wollte 1859 den Verfasser der Juniusbriefe in William Burke, dem Bruder Edmund Burkes, erkennen, ohne überzeugende Gründe aufzustellen. Neuerdings wurde die schon früher am gründlichsten verteidigte Urheberschaft Sir Philip Francis’ von Twisleton aufgenommen und durch die von ihm veranlaßte sorgfältige Vergleichung der Handschriften des J. und des Sir Philip Francis sowie der Korrekturbogen (im British Museum) die Verfasserschaft des letztern zu kaum anfechtbarer Gewißheit erhoben («The handwriting of J. professionally investigated. By Mr. Charles Chabot, Expert. With preface and collateral evidence. By the Hon. Edward Twisleton», Lond. 1871). Vgl. F. Brockhaus, Die Briefe des J. (Lpz. 1870). Von Verdeutschungen der Briefe des J. ist die von Arnold Ruge (3. Aufl., Lpz. 1867) hervorzuheben; französisch erschienen sie schon 1791.

Sir Philip Francis, geb. 22. Okt. 1740 zu Dublin, war seit 1756 auf Regierungsbureaus, zur Zeit des Erscheinens der Briefe des J. First Clerk im Kriegsministerium. Seine Entlassung 1772 ward die Ursache von unzweifelhaft von J. herrührenden, aber unter den Namen Veteran, Nemesis und Scotus gegen den Kriegsminister Lord Barrington gerichteten Briefen. Die Ernennung des entlassenen Unterbeamten zum Mitgliede der obersten Regierungsbehörde für Bengalen (1773) bot Grund zu der unerwiesenen Annahme, Francis habe sich die hohe und einträgliche Stellung durch ↔ Geständnis der Verfasserschaft und Zusicherung fernern Schweigens verschafft. In Bengalen trat Francis sofort in schroffen Gegensatz zu dem Statthalter Warren Hastings (s. d.) und der Politik der Ostindischen Compagnie, nahm, nachdem seine Entzweiung mit Hastings zu einem für ihn unglücklichen Duell geführt hatte, 1780 seinen Abschied und kehrte nach England zurück, wo er längere Zeit Mitglied des Unterhauses war, ein öffentliches Amt aber nicht bekleidete. Er starb 23. Dez. 1818. – Vgl. Memoirs of Sir Philip Francis, K. C. B. With correspondence and journals. Commenced by the late Joseph Parkes, completed and edited by Herman Merivale (2 Bde., Lond. 1867).

Junker (Jungherr, holländ. Jonkheer) nannte man die Söhne der Edelleute auf den väterlichen Gütern und behielt diese Bezeichnung bei, wenn dieselben, meistens kaum dem Knabenalter entwachsen, in den Militärdienst traten. Die J. zählten zu den gemeinen Soldaten, genossen jedoch mancherlei Vorzüge; aus ihnen ergänzte sich das Offizierkorps. Jetzt giebt es nur noch im russ. Heere J.; die mit der Aussicht auf dereinstige Beförderung zum Offizier angenommenen Freiwilligen des deutschen Heers (Avantageure, s. d.), sowie die Kadetten des österr.-ungar. Heers entsprechen ihrer Stellung nach den J. früherer Zeit und werden noch häufig, wenn auch nicht offiziell, so genannt.

Junker, Wilh., Afrikareisender, geb. 6. April 1840 zu Moskau, studierte zu Dorpat, Göttingen, Berlin und Prag Medizin und besuchte 1869 Island. 1873–74 bereiste J. Nordafrika, 1876 begab er sich von Suakim nach Kassala und Chartum und befuhr im September den untern Sobat. 1876 ging J. von Ladó in westl. Richtung bis Makaraka, 1877 über den Tondjfluß bis Wau und kehrte 1878 nach Europa zurück. Ende 1879 unternahm er in Begleitung seines Präparators Bohndorff eine große Reise in die Länder der Niam-Niam und Monbuttu. Bohndorff, der 1882 wegen Erkrankung die Rückkehr nach Norden antrat, gelang es, mit dem letzten thalwärts gehenden Dampfer vor den Truppen des Mahdi nach Chartum zu entfliehen. J. verfolgte allein seine großen geogr. Forschungen weiter, deren wichtigstes Resultat die Feststellung des Uelle-Flußlaufes bis zur Insel Mutemu (Febr. 1883) war, wodurch später, infolge der Expedition van Gèles den Ubangi aufwärts bis zum Mboma, die Feststellung der Identität beider Ströme ermöglicht wurde. J. wandte sich von hier wieder nach Osten und begab sich Ende 1883 nach Ladó am obern Weißen Nil zu Emin Bey, wo sich auch Kapitän Casati später einfand. Von nun an war jeder Verkehr nilabwärts mit Europa wegen des Mahdistenaufstandes abgeschnitten. Der Versuch G. Adolf Fischers (s. d.), mittels einer Expedition, welche der Bruder J.s, ein Bankier in Petersburg, ausgerüstet hatte, von Sansibar aus den drei Forschungsreisenden Hilfe zu bringen und ihnen den Weg zur Ostküste zu öffnen, scheiterte vollständig. Dagegen gelang es J., der 2. Jan. 1886 von Wadelai aufgebrochen war, 4. Dez. 1886 Sansibar zu erreichen, von wo er nach Europa zurückkehrte. Seine Sammlungen hatte er sämtlich eingebüßt und nur seine Tagebücher gerettet. Er starb 13. Febr. 1892 in Petersburg. Seine reichen Erfahrungen und höchst wichtigen wissenschaftlichen Beobachtungen veröffentlichte er periodisch in Petermanns «Mitteilungen» und faßte sie schließlich zusammen in dem

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1006.