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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kabel

Uferende des von Siemens Brothers in London angefertigten K. zwischen Hongkong und Shang-hai (1871) darstellt. Fig. 6 u. 7 endlich zeigen das atlantische K. von 1865 in halber natürlicher Größe. Der Leiter L ist mit vier Guttaperchalagen G, einer Lage geteerten Hanfs H und einer Schutzhülle S aus zehn mit geteertem Hanf umsponnenen Eisendrähten überzogen.

Während der Fabrikation muß die Isolierung und das Leitungsvermögen jedes einzelnen Kabelstückes sorgfältig geprüft werden; ähnlich beim Verlegen in die Erde und beim Versenken ins Meer, weshalb man während der ganzen Dauer der Versenkung durch das K. selbst mit dem Lande in beständigem telegr. Verkehr bleibt. Da die Guttapercha in der Wärme leidet, so werden die K. in den Zwischenpausen ihrer Fabrikation in großen, stets mit kaltem Wasser gefüllten eisernen Bassins gehalten und auf den sie verlegenden Kabelschiffen in dunkeln und kühlen Räumen aufbewahrt. Beim Auslegen des K. wird seine Ablaufgeschwindigkeit durch Bremsen reguliert. Die Geschwindigkeit des Schiffs muß mit der des ablaufenden K. in richtigem Verhältnis stehen, damit weder das K. zu sehr gespannt wird, noch unnütz viel von demselben abläuft.

Nachdem man vorher schon mehrfach Vorschläge zu unterirdischen Leitungen und auch Versuche im kleinen gemacht hatte, entdeckte Werner Siemens in der Guttapercha einen geeigneten Isolator für K. und konnte 1847 zwei je ½ Meile lange, mit reiner Guttapercha isolierte Kupferdrähte als ersten Versuch entlang der Anhalter Bahn versenken; 1848 wurde diese Linie bis nach Großbeeren (18,4 km) verlängert und die dabei verwendeten Drähte wurden mittels der 1847 erfundenen Guttaperchapresse mit einer nahtlosen Isolierhülle versehen. Die seit 1848 in Europa hergestellten unterirdischen Telegraphenleitungen wurden bald wieder als unbrauchbar aufgegeben, da infolge des zu großen Schwefelzusatzes zur Guttapercha, und weil man die Masse in zu hoher Temperatur verarbeitet hatte, die Isolation bald mangelhaft wurde. Das 1851 von Siemens & Halske in Berlin verlegte K. hatte über der Guttaperchaader eine etwa 1,5 mm dicke Bleihülle und war teilweise bis nach 1860 im Betrieb. Die wieder mit reiner Guttapercha isolierten Unterseeleitungen, deren erste 1850 (und 1851) zwischen England und Frankreich versenkt wurde, lieferten gute Erfolge. Seitdem verbreiteten sich die unterseeischen K. rasch über die ganze Erde. Anfang 1889 hatten die im Betrieb befindlichen Seekabel eine Länge von etwa 210000 km, davon 205000 km mit nur einer Leitungsader. Rechnet man, daß 22224 km bei frühern Versuchen verloren gegangen sind, so wären nach und nach rund 231000 km in die Tiefe des Meers versenkt worden. Für das unterseeische Kabelnetz war bis dahin ein Anlagekapital von annähernd 800 Mill. M. aufgewendet worden; hiervon entfallen etwa 700 Mill. M. auf die Kabelgesellschaften. Nach der im Herbst 1889 veröffentlichten Liste waren 798 K. von 12524 Seemeilen Länge mit 18770 Seemeilen Leitungen im Staats-, 247 K. von 107546 Seemeilen mit 107846 Seemeilen Leitungen im Gesellschaftsbetrieb, also im ganzen 1045 Seekabel von 120070 Seemeilen Länge (126616 Seemeilen Leitungen). Die im April 1892 ausgegebene Kabelliste enthält in derselben Folge die Zahlen: 880, 14480, 21561 und 288, 125864, 127633; zusammen 1168, 140344, 149194. Im Laufe des J. 1892 wurden noch etwa 3000 Seemeilen Gesellschaftskabel gelegt, sodaß Ende 1892 die Länge der Gesellschaftskabel rund fast 240000 km betrug. 1888 trat eine sog. Kabelschutzkonvention, internationale Bestimmungen, zum Schutz der unterseeischen Telegraphenlinien, in Kraft (s. Telegraphenverkehr). Über die Lage der K. s. Karte: Atlantischer Ocean und Karte: Indischer Ocean.

Mit der Legung von ausgedehnten unterirdischen Telegraphenlinien ging zuerst Deutschland vor. Das 1876‒81 hergestellte Netz verbindet die militärisch wichtigsten Plätze unterirdisch mit Berlin und unter sich; ferner sind die hervorragenden Plätze der Nordseeküste mit dem Kriegshafen Kiel sowie mit Hamburg und Berlin verbunden. Näheres über die Länge der K. s. Deutschland und Deutsches Reich (Bd. 5, S. 145). Die K. enthalten meist sieben Adern, auf fünf Linien dagegen nur vier Adern. Das aufgewendete Kapital beläuft sich auf 32,2 Mill. M.; hiernach kostet 1 km 800 M., während 1 km oberirdische Leitung etwa 110 M. kostet. Frankreich hat erst 1880 mit Herstellung eines unterirdischen Netzes begonnen und besaß Anfang 1890 nur 3800 km Hauptlinien in gußeisernen Röhren und 1100 km Nebenlinien mit Schutzdrähten; die Gesamtlänge der Leitungen betrug 23000 km.

Für telephonische Zwecke (Fernsprechanlagen) sind in jüngster Zeit K. ein sehr dringendes Bedürfnis geworden, weil in den großen Städten mit dem raschen Wachsen der Zahl der Teilnehmer an den Telephonanlagen die Schwierigkeiten in den oberirdischen Leitungen auf den Dächern und an den Häusern gewaltig wuchsen. Da aber die Telephonkabel (Fernsprechkabel) eine große Anzahl von Leitungen in sich enthalten sollten und im Telephon sich auch sehr schwache Ströme hörbar machen, so mußte bei der Herstellung solcher K. ganz besonders darauf Rücksicht genommen werden, daß die störenden Einflüsse der Induktion beseitigt werden, infolge deren ein auf dem einen Drahte geführtes Gespräch auf einem andern benachbarten Drahte mitgehört werden kann. Um dies zu erreichen wird entweder jede einzelne Kabelader in ein aus dünnem Kupferblech bestehendes Fach gelegt (Fächerkabel), oder mit einer Stanniolhülle umgeben, durch welche sämtliche Adern eines K. auf ihrer Oberfläche in me- ^[folgende Seite]

^[Abb. Fig. 4.]

^[Abb. Fig. 5.]

^[Abb. Fig. 6.]

^[Abb. Fig. 7.]

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]