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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kabel

tallische Verbindung kommen und durch einen oder mehrere zwischen die Adern eingelegte blanke Kupferdrähte mit der Erde in Verbindung gebracht werden können. Die Schutzhülle dieser K. besteht ebenfalls aus einem Bleimantel; sie enthalten 14, 27 und mehr Adern. Diese induktionsfreien K. werden entweder in die Erde gelegt oder oberirdisch geführt (Luftkabel); im letztern Falle werden die K. thunlichst leicht gemacht und wegen ihrer geringen absoluten Festigkeit an stählernen Traglitzen vermittelst besonderer Haken aufgehängt. Außer diesen besonders von Felten & Guilleaume in Mülheim a. Rh. hergestellten Telephonkabeln finden noch die K. von Berthoud & Borel in Cortaillod (Schweiz), in welchen die Leitungen von einer besondern Isoliermasse umpreßt sind, die K. von Waring und von Patterson der Western Electric Company ausgedehnte Verwendung. Die Verbreitung des Patterson-Kabels in den Vereinigten Staaten soll sich 1890 schon auf 55000 km Drahtleitung belaufen haben. Für die 1890 vollendeten unterirdischen Telephonleitungen in Berlin (s. d., Bd. 2, S. 811 b) haben Felten & Guilleaume induktionsfreie Erdkabel mit je 28 Leitungen aus Kupferdraht (Nr. 19) geliefert, deren äußerer Bleimantel mit asphaltiertem Bande und mit verzinkten Eisendrähten umwickelt ist. Die Leitungen sind mit getränkter Fiber isoliert und mit Stanniol umwickelt. Die K. sind in gußeiserne Röhren verlegt, die 20‒90 K. aufnehmen können. In gleicher Weise sind die unterirdischen K. in Hamburg hergestellt; ebenso haben Nürnberg und Kopenhagen ein ausgedehntes Kabelnetz; 1893 hat auch Leipzig damit begonnen. – In Frankreich wurden Telephonkabel mit Doppelleitung verwendet, teils mit einer, teils mit sieben Leitungen. Erstere enthalten zwei 3,5 mm dicke Litzen aus drei Kupferdrähten von 0,5 mm Dicke mit zwei Lagen von Chatterton-Compound und zwei Lachen von Guttapercha, die mit jenen abwechseln, und darüber Baumwollüberspinnung; die beiden Litzen sind mit zwei Hanfschnüren unter einem Baumwollbande vereinigt und kommen in ein Bleirohr von 1,25 mm Wanddicke. Die Litzen der siebenadrigen K. sind nur 2,5 mm dick; jede ist in Baumwollbespinnung, die beiden zusammengehörigen sind vereinigt; alle sieben Adern, in Bespinnung von verschiedener Farbe, sind vereint mit Baumwollband bewickelt und in ein Bleirohr von 1 mm Stärke eingeführt. Zum Telephonieren zwischen London und Paris legten im März 1891 die engl. und franz. Regierung gemeinschaftlich ein 37,7 km langes K. durch den Kanal (zwischen St. Margarets-Bai bei Dover und Sangatte bei Calais). Dieses K. hat vier Adern mit je sieben Kupferdrähten; jede Ader hat drei abwechselnde Lagen von Chatterton-Compound und Guttapercha; die andern werden mit Jutegarn umgeben und darüber mit 16 Drähten von 7,11 mm Dicke umwickelt, wobei für jeden Draht wenigstens 10 Windungen auf 152 mm (6 Zoll) kommen. Der Betrieb ist 1. April 1891 eröffnet worden; ein Gespräch von 5 Minuten kostet 20 Frs., von 3 Minuten 10 Frs.

Auch bei den Feldtelegraphen (s. d.) kommen oft biegsame und leichte K. zur Verwendung, welche die Telegraphentruppe auf Trommeln mit sich führt, entweder auf besondern Karren oder, besonders im Gebirge, auf Packtieren. Diese K. werden auf dem Erdboden ausgelegt, auf Wegen aber zum Schutz gegen Beschädigung durch die Wagenräder in einen Graben gebettet und mit Erde bedeckt. Solche Feldkabel erhalten vielfach einen siebendrähtigen Leiter mit zwei Guttaperchahüllen, darüber eine doppelte Lage von Hanffäden und endlich ein Geflecht aus solchen. Militärkabeln giebt man oft (als Doppelkabeln) zwei Leiter, die als Hin- und Rückleitung dienen, oder man benutzt auch die äußere Stahlhülle als Rückleitung. So ist in einem äußerst leichten Siemensschen K., von dem ein feldmäßig ausgerüsteter Mann 1 km zu tragen vermag, die sehr dünne siebendrähtige Kupferlitze mittels einer Schicht Guttapercha isoliert und mit Baumwolle besponnen; um diese sind die die Rückleitung bildenden acht Kupferdrähte gewunden, welche von einem feinen Geflecht aus sehr festem Hanfzwirn zusammengehalten und geschützt werden. Mitunter erhalten die Feldkabel eine aus Blechstreifen gebildete Schutzdecke. Die einzelnen Windungen der über die Jutedecke spiralgängig aufgewundenen Kupferblechstreifen überlappen sich gegenseitig halb und drücken sich ineinander ein. Eine seitliche Verschiebung der einzelnen Lagen der Decke gegeneinander kann dabei nicht weiter stattfinden, als zu einer gewissen Biegung notwendig ist.

Besonders wichtige Fortschritte hat die Kabelfabrikation noch in der allerjüngsten Zeit gemacht zufolge der sich so rasch ausbreitenden Anwendung der Elektricität. In betreff der Kabelseele beruhen die Verbesserungen auf der Herstellung eines weit reinern Kupfers und auf Verwendung von Drähten mit besonderer Querschnittsform. So haben Felten & Guilleaume im Karlswerk in Mülheim a. Rh. einerseits zur Verringerung der Kapacität in Telephonkabeln schraubenförmig verdrehte Leiter von dreieckigem, rechteckigem oder sternförmigem Querschnitt verwendet, damit die Isolierhülle nur die Kanten des Leiters berühre, zwischen dessen gedrehten Flächen und der Hülle selbst sich schraubenförmige Luftkanäle bilden; andererseits haben sie für Lichtkabel den Leiter nicht aus runden Drähten gebildet, sondern aus solchen mit kreisabschnittförmigem Querschnitt, damit er in seinem Innern keine Hohlräume enthalte und deshalb sein Durchmesser kleiner werde. Bezüglich der isolierenden Hülle sah man sich zur Auffindung eines billigern Isoliermittels gedrängt, das zugleich bei Telephonkabeln geringere Kapacität besäße. So hat namentlich die Norwich Insulated Wire Company in Neuyork 1891 in sehr ausgedehntem Maße Papier als Isolator benutzt, das in Streifen bis zu 8 km Länge geschnitten und auf Maschinen spiralförmig um den Leiter gewickelt wird; so hergestellte K. (auch für Telephonanlagen) erhalten noch eine isolierende Hülle und endlich in einer hydraulischen Presse eine Bleihülle. Andere haben Papierröhren als Isolatoren zu verwenden versucht, welche in Metallkästen auf isolierenden Trägern ruhen. Perci & Schacherer in Budapest gaben dem Leiter 1891 zwei Schichten Cellulose in Form von Papier und zwei Schichten aus mit isolierendem Stoffe getränkter Baumwolle. Siemens & Halske in Berlin ließen sich 1892 ein Isolierverfahren durch Luft patentieren, wobei der nackte oder isolierte Leiter in weiten Windungen mit einer Schnur bewickelt, darüber ein isolierender Streifen gelegt und spiralförmig umgewickelt, endlich eine Schutzdecke aufgebracht wird. Ähnlich hatte schon 1891 C. Davidson in Neuyork den Leiter mit parallelen Fäden oder Schnüren belegt, die durch ein Lufträume lassendes Isoliermittel in ihrer Lage erhalten und noch mit Papierbändern überwickelt wurden. In

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