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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kaehler – Kahn

Kaehler, Martin, prot. Theolog, geb. 6. Jan. 1835 zu Neuhausen bei Königsberg i. Pr., studierte zu Königsberg die Rechte, dann in Heidelberg, Halle und Tübingen Theologie, habilitierte sich 1860 in Halle, wurde 1864 außerord. Professor in Bonn, 1867 in Halle, wo er gleichzeitig mit dem Inspektorat des Schlesischen Konvikts betraut war und seit 1879 als ord. Professor für systematische Theologie und Neues Testament wirkt. K. schrieb: «Paulus der Jünger und Bote Jesu von Nazareth» (Halle 1862), «Die schriftgemäße Lehre vom Gewissen» (ebd. 1864), «Die starken Wurzeln unserer Kraft. Betrachtungen über die Begründung des Deutschen Kaiserreichs und seine erste Krise» (Gotha 1872), «August Tholuck» (Halle 1877), «Julius Müller, der hallische Dogmatiker» (ebd. 1878), «Das Gewissen» (1. Tl., 1. Hälfte: «Altertum und Neues Testament», ebd. 1878), «Neutestamentliche Schriften in genauer Wiedergabe ihres Gedankenganges durch sich selbst ausgelegt» (ebd., 1. Heft: «Der Hebräerbrief», 1880; 2. Aufl. 1889; 2. Heft: «Der Brief des Paulus an die Galater», 1884; 2. Aufl. 1893), «Die Wissenschaft der christl. Lehre» (Erlangen, 1. Heft: «Einleitung und Apologetik», 1883; 2. Heft: «Dogmatik», 1884; 3. Heft: «Ethik», 1887; das Ganze: 2. Aufl., Lpz. 1893), «Die Versöhnung durch Christum und ihre Bedeutung für das christl. Glauben und Leben» (Erlangen 1885), «Berechtigung und Zuversichtlichkeit des Bittgebets» (Halle 1888), «Zum Gedächtnis Friedrichs Ⅲ.» (ebd. 1888), «Die Universitäten und das öffentliche Leben» (Erlangen und Lpz. 1891), «Wie studiert man Theologie im ersten Semester?» (2. Aufl., Lpz. 1892); «Der sog. historische Jesus und der geschichtliche Christus» (ebd. 1892), «Der Menschensohn und seine Sendung an die Menschheit» (Gütersloh 1893).

Kahler Astenberg (Kahler Asten), der höchste Gipfel des westfäl. Sauerlandes, im Kreis Brilon, 830 m hoch, enthält die Quellen der Laue, Nuhne und Edder.

Kahlfraß, die durch massenhaft auftretende Insekten, wie Nonne, Rotschwanz, Kiefernraupe u. a., bewirkte Entblätterung der Bäume, besonders der Nadelhölzer. (S. Forstinsekten.)

Kahlgrind oder Ringworm (Herpes tonsurans), eine ansteckende, durch einen parasitischen Pilz (Trichophyton tonsurans Malmst.) bedingte Krankheit der behaarten Kopfhaut, die leicht dauernde Kahlheit erzeugt. (S. Herpes.)

Kahlhalsvogel, s. Kropfvögel.

Kahlhecht, s. Schmelzschupper.

Kahlheit, kreisfleckige, s. Haare (Bd. 8, S. 607 b).

Kahlkopfatzel (Gracula calva Gmelin), eine Art der Beos (s. Stare) auf den Philippinen.

Kahlkopfgeier (Vultur calvus Scopoli), eine Art der Kuttengeier (s. Geier), die Indien bewohnt. Diese, von den Händlern auch als Pondichéry-Geier bezeichnete Art findet sich häufig in den europ. Tiergärten, wird mit etwa 200 M. das Stück bezahlt und nach Art der andern Geier (s. d.) gehalten.

Kahlköpfigkeit, s. Haarschwund.

Kahlmachende Borkenflechte, s. Hautkrankheiten (der Haustiere, Bd. 8, S. 907 b).

Kahlmäuser, s. Kalmäuser.

Kahlschlagbetrieb, eine Unterart des Schlagweisen Hochwaldbetriebs (s. d.) der Forstwirtschaft, wobei der jedesmalige Jahresschlag, unter Umständen mit Ausnahme einiger für einen zweiten Umtrieb überzuhaltender Bäume (Waldrechter oder Überhälter, s. d.), kahl abgetrieben wird. Die Verjüngung erfolgt nach dem Abtrieb meist durch künstliche Saat oder Pflanzung, daher der Ausdruck Nachverjüngung von Preßler in die Litteratur eingeführt wurde, im Gegensatz zu der beim Femelschlagbetrieb (s. d.) stattfindenden Vorverjüngung. Von den deutschen Holzarten werden vorzüglich Kiefer und Fichte im K. bewirtschaftet, namentlich in Norddeutschland, Sachsen und Thüringen, während in Süddeutschland neben dem K. auch für diese Holzarten der Femelschlagbetrieb Anwendung findet. Buche und Tanne eignen sich nicht gut für den K., weil sie sich ohne Schutz der Samenbäume in der ersten Jugend schwer erziehen lassen. Kiefern und Fichten lassen sich leicht auf kahlen Flächen nachziehen und bei ihnen bietet der K. mancherlei Vorteile: Einfachheit des Verfahrens, Unabhängigkeit von Samenjahren (s. d.), das Vermeiden jeder Beschädigung des Nachwuchses bei der Fällung und beim Transport, Erleichterung des letztern überhaupt und deshalb die Möglichkeit einer größern Nutzholzgewinnung. Für die Fichte kommt noch hinzu, daß die im Femelschlag licht gestellten Bäume häufig vom Wind geworfen werden. Ein Nachteil des K. ist es, daß durch denselben fast nur reine Bestände erzogen werden. Tanne und Buche verschwinden mehr und mehr aus den Fichtenbeständen, ebenso Eiche und Buche aus den Kiefernbeständen, denen sie früher vielfach beigemischt waren. Dadurch werden die dem Walde durch Sturm, Insekten und Feuer drohenden Gefahren vermehrt. Das namentlich früher in einigen Alpengegenden übliche Verfahren des K. ohne künstliche Verjüngung, wobei man die natürliche Besamung der Schläge von den angrenzenden Bestandsrändern erwartet, ist ganz verwerflich, es hat viel zur Verwüstung mancher Alpenwälder beigetragen. Im Niederwald werden eigentlich auch Kahlschläge geführt, man wendet aber den Ausdruck K. für diese Betriebsart nicht an, weil hier die Verjüngung im Frühjahr unmittelbar nach dem Abtrieb durch die Stockausschläge von selbst erfolgt.

Kahlwild, in der Jägersprache die geweihlosen weiblichen Tiere und die Kälber von Edel-, Elch- und Damwild.

Kahm (Kuhnen), ein der Hefe nahe verwandter Pilz, Saccharomyces mycoderma Rees, Mycoderma vini oder cerevisiae Desm., der namentlich auf jungen, an Alkohol armen Weinen, Bieren, Pflanzensäften als zartes weißes Häutchen erscheint, wenn dieselben mit der Luft in Berührung bleiben. Seinen Eigenschaften nach gehört der K. zu den Verwesungspilzen, indem er aus der Luft Sauerstoff aufnimmt und diesen auf die organische Substanz, den Alkohol des Weins und Biers, überträgt und daraus Kohlensäure und Wasser erzeugt. Das Schalwerden der Getränke ist auf die Thätigkeit des K. zurückzuführen; Schutzmittel sind: möglichster Abschluß der Luft, Abziehen auf reine Gebinde, Salicylsäure, Pasteurisieren. – Die Ursache der Essiggärung ist der Essigkahm (s. Essigfabrikation, Bd. 6, S. 368 a). S. auch Bakterien.

Kahn, im allgemeinen ein kleineres und unverdecktes Fahrzeug mit flachem Boden, das gewöhnlich mit Rudern, seltener durch Segel fortbewegt wird. Man hat den Namen jedoch auf größere Fahrzeuge von ähnlicher Bauart übertragen, die auf unsern Strömen den Warentransport vermitteln und davon Weser-, Elb-, Oderkähne u. s. w.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]