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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kalliope - Kallynterien
mente seiner Elegien, insbesondere das größere
Bruchstück, worin die Ephcsier zur tapfern Gegen-
wehr gegen die Magnesicr angefeuert werden, wurden
namentlich von Bach zugleich mit den Fragmenten
des Tyrtäus und Asius (Lpz. 1831; Nachtrag, ebd.
1832) und neuerdings von Vergk im zweiten Teil
der "I>06tH6 Ivrici ^i^Loi" (4. Aufl., ebd. 1882)
herausgegeben und in den "Elegischen Dichtern der
Hellenen" (Franks. 1826) von W. E. Weber, in den
"Griech. Elegikern" von Härtung (griechisch und
deutsch, 2 Bde., Lpz. 1859), das größere auch in
Geibels "Klassischem Liederbuch" (5. Aufl., Verl.
1888) und von Mä'hly ("Griech. und röm. Lyriker",
Lpz. 1880) ins Deutsche übersetzt.
Kalliope (grch., "die Schönstimmige"), eine der
Musen (s. d.). - K. heißt auch der 22. Planetoid.
Kallipölis, Stadt am Hellespont, s. Gallipoli.
Kallippifche Periode, s. Kalender.
Kallipygos (grch., d. h. mit schönem Hintern),
Beiname der Aphrodite. Nach der Sage stritten sich
zwei schöne sicil. Mädchen, Töchter eines Land-
manns, welche von ihnen an jenem Teile schöner
sei. Ein Jüngling wurde zum Schiedsrichter auf-
gerufen; er entsckied sich für die ältere und verliebte
sich in sie. Sein Vrndcr, dem er den Streit erzählte,
verliebte sich in die jüngere. Der reiche Vater wil-
ligte endlich ein, daß beide Brüder die Mädchen
heirateten. Aus Dankbarkeit errichteten beide
Schwestern der Aphrodite einen Tempel zu Eyra-
kus mit ihrem Bilde, und zwar in der Stellung,
daß sie nach hinten blickt. Die berühmteste derartige
Statue aus dem Altertum befindet sich im Museum
zu Neapel; sie hat außer andern Ergänzungen einen
modernen Kopf. Mit größerm Recht wird diese
Statue aber für das Bild einer Hetäre erklärt.
Kallirrhöe (grch., "die Echönflicsiende"), die
Stadtquclle von Ätben imIlisusbett; sie bieß, seit-
dem die Pisistratiden sie gefaßt, Enneatrunos.
- K. ist aucb der griech. Name der heißen Duellen
am Nordufer des Wadi Zerka Ma'in in Moab (s. d.),
östlich vom Toten Meere.
Kallirrhöe, Tochter des Acheloos, zweite Ge-
mahlin des Altmaion (s. d.), Mutter des Akarnan
und des Ampbotcros. Nach der Ermordung des
Alkmaion bat sie den Zeus, ihre beiden kleinen
Söhne alsbald Männer werden zu lassen, damit sie
an den Mördern ibres Vaters Rache nehmen könn-
ten. Ihr Wunsch wird erfüllt, und so eilten diese
zu dem König Agapanor in Tegea und töteten hier
die Söhne des Phegeus. Dann ermordeten sie auch
in Psophis den Phegeus selbst.
Kallisthenes aus Olynth, griech. Geschicht-
schreiber, geb. um 360 v. Chr., der Schwestersohn
des Aristoteles, von dem er zugleich mit Alexander
d. Gr. erzogen wurde, begab sich um 336 v. Chr.
nach Athen und begleitete dann Alexander auf dessen
Zuge nach Indien. Doch zog er sich durch seine rück-
sichtslose Freimütigkeit die Ungnade des Königs zu
und wurde zuletzt, da er in den Verdacht einer Ver-
schwörung geriet, in Fesseln gelegt und so mitge-
führt, bis er 328 v. Chr. starb. Theophrast weihte
seinem Andenken eine Schrift: "K. oder über die
Trauer". Von K.' histor. Schriften, den "IlLlI^nica"
(einer griech. Geschichte von 387 bis 357 v. Chr. in
10 Büchern) und der Geschichte des (zweiten) Hei-
ligen oder Plwtischen Krieges (356-345), haben sich
nur wenige Bruchstücke erhalten. Der Wert seiner
Schriften war nur gering. Die fabelhafte "Ge-
schichte Alexanders', welche sich unter semem Na-
Vlrtikel, dic man unt?r K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
men noch in verschiedenen Handschriften sindes, in
ein Werk späterer Zeit (wahrscheinlich des 2. oder
3. Jahrh. n. Chr.). Die Bruchstücke der echten Werke
sind gesammelt bei Westermann, "ve 0a11i8tii6n^
Oivntliio 0t?86uäo - 0Mi8t1ien6 cini äicitui' coin-
inontatio" (4 Programme, Lpz. 1838-42), in
Geiers "^lexanäri Na^ni liistoriai um LcriptorsZ"
(ebd. 1844) und nebst Pseudo-Kallisthenes von K.
Müller als Anhang zum Arrian (Par. 1846). -
Vgl. Zacher, ?86uäoca11i8tü6ii63. (Halle 1867).
Kallisto, Tochter des arkad. Königs Lykaon
und Gefährtin der Artemis, wurde von Zeus ge-
liebt, aber von Artemis, als diese beim Baden ihre
Schwangerschaft entdeckt hatte (eine Scene, die unter
andern von Tizian und Rubens dargestellt wurde),
in eine Bärin verwandelt, worauf sie von Zeus als
Bärin (Arktos, Ur8H), wie später ihr Sohn Arkas
ss. d.) als Värenhüter (Arktophylax), unter die Ge-
stirne versetzt wurde. K. ist auch ein Beiname der
Artemis, die durch ihn als "Schönste" bezeichnet wird.
(Vgl. Franz, D" (^11i3w3 taduiH, Lpz. 1890.) -
K. ist auch der Name des 201. Planetoiden.
Kallifträtus aus Aphidnä, athen. Staatsmann
in der ersten Hälfte des 4. Jahrh. v. Chr., wirkte
bei der Schöpfung des feit 378 v. Chr. neu sich bil-
denden (sog. zweiten) Eccbundes entscheidend mit:
auch war er Gefcmoter auf dem Friedenskongreß
in Sparta (371). Nach dem Emporkommen der
thebanischen Macht leitete er die Sparta freundliche
Politik, wurde aber 361 gestürzt und zum Tode ver-
urteilt. K. entfloh nach Macedonien; als er 355 in
die Heimat zurückkehrte, wurde das Urteil vollstreckt.
Kallilvöda, Joh. Wenzel, Komponist und Vio-
linist, geb. 21. Febr. 1801 zu Prag, war Schüler
des dortigen Konservatoriums, 1822-53 Konzert-
meister des Fürsten von Fürstenberg in Donau-
eschingen und starb 3. Dez. 1866 in Karlsruhe. K.
war einer der talentvollsten Instrumentalkomponi-
sten in der Zeit Spohrs und Mendelssohns, neben
denen er sich namentlich in seinen (7) erfindungs-
reichen Sinfonien selbständig behauptete. Ferner
schrieb er Opern, Streichquartette, Männerchöre
(z. B. "Das deutsche Lied") u. s. w.
Wilhelm K., Sohn des vorigen, geb. 19. Juli
1827 zu Donaueschingen, war Schüler des Konser-
vatoriums in Leipzig, wurde 1848 Musikdirektor in
Karlsruhe und 1853 Hofkapellmeister daselbst. Er
wurde 1875 pensioniert und starb 8. Sept. 1893.
K. hat Ouvertüren, Sinfonien, Lieder u.s.w. kompo-
niert, die der Mendelssohnschen Richtung folgen.
Kallolögie (grch.), s. Kallilogie.
Kallon, griech. Bildhauer der äginetischen Schule
(s. Äginetische Kunst).
Kallofität ((^1i08iw8), s. Hautschwiele.
Kallundborg, Stadt im dän. Amt Holbaek in
Seeland, am Kallundborg-Fjord und an der Linie
Holbaek-K. (43 kra) der Seeland. Eisenbahnen,
bat (1890) 3566 E., romanische burgartige Kirche
(Frue Kirke), 1869-71 restauriert: Getreidehandel,
Fischerei und regelmäßige Dampscrvcrbinoung mit
Aarhus und Kopenhagen.
Kallwitz, Seth, s. Calvisius, Scthus.
Kallynterien und Plynterien (grch., "Putz
und Waschfest"), die beiden Haupttage eines vom
19. bis 25. Thargelion (Mai bis Juni) in Athen
begangenen Sühnfestes, während dessen das Erech-
theion gesäubert wurde. An den Plynterien, an
denen man die Waschung des im Erechtheion be-
findlichen Bildes der Athena vornahm, ruhten alle