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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kammin - Kamor
Kammin, prcuß. Städte, s. Cammin und Kamin.
Kammkiemer (?0ctinil>ianc1iia 3. (^tonodr^n-
cliia), die größte Uuterordnung der Vorderkiemer
ls. d.). Sie sind meist durch eine dicke, glatte oder
rauhe, vedornte oder gerippte, fast immer rechts
gewundene Schale ausgezeichnet. Diese hat bei
vielen am untersten, in der Verlängerung der
Zpindel gelegenen Ende der Mündung einen Aus-
schnitt oder eine rinnenförmigeVerlängerung, welche
zur Zuleitung des Atemwassers dient und Atem-
röhre oder Sipho genannt wird. Wenige Gattun-
gen leben aus dem Lande (s. Landschnecken), andere,
wie die Eumpsschnecken und Valvaten (s. die be-
treffenden Artikel), im Süßwasser, bei weitem die
meisten im Meere, und zwar, wie Flügel-, ^egel-,
Porzellan-, Purpur-, Spindel-, Stachel-, User-,
Turm-, Tonneu-, Wellhorn-, Wurmschnecken, die
Tritonshörner, das Vcnusohr, die Sturmhaube,
Bischofsmütze und Wendeltreppe <s. die betreffenden
Artikel), in der Uferzone. Nur dieVeilchen s ch necke
(^iMjn^) sührt ein räuberisch pelagiscbcs Leben, in-
dem sie sich aus von erhärtetem schleim umschlosse-
nen Luftblasen ein Floß baut, an dem sie, den Kops
nach unten, das bobc Meer befährt und das Weid-
chen die Eier befestigt. Eine Gattung zeichnet sich
durch gleichzeitigen Besitz von Kiemen und Lungen
aus ^XinMlilU'iii). Das Heer der K. hat man nach
der Radulabewafsnung weiter in Gruppen zerlegt.
Kammkies, s. Markasit.
Kammlager, s. Lager.
Kämmlinge, die bei der Kammgarnspinnerei
durch den Kämmprozeß ausgeschiedenen kurzen Woll-
baare, die zumeist in der Streichgarnspinnerei Ver-
wendung finden.
Kämmmafchine, eine in der Kammgarn- und
Baumwollspinnerei angewendete Masckine, durch
welck^e die längern von den kürzern Fasern abgeson-
dert und in gestreckte, parallele Lage gebracht werden.
Kammmuschel listen), einGeschlecht ansebn-
licher Muscheln mit fächerförmigen gerippten Scha-
len, die am Schloßrande flügelartige seitliche Ver-
breiterungen haben. Die Schalen sind entweder
gleich oder eine ist gewölbt, die andere (die reckte)
abgeflacht. Die am Mantelrande mit vielen Augen
begabten Tiere baben die Fäbigkeit, durch Zusam-
menklappen der Schalen sich springend und schwim-
mend zu bewegen. Etwa 20!) lebende Arten kom-
men in allen Meeren vor; fossil finden sie sich vom
Silur an und erreicken ibre Marimalentwicklung
in der Kreide. Bekannt ist die Jakobs- oder
Pilgermusckcl Poeten ^codaens /^.), deren
Schalen von Pilgern als Trinkgeschirr am Hut oder
Mantel getragen wurden. Dieselben dienen auch
dazu, um in ibnen Nagout u. dgl. zu servieren.
Kammquallen, s. Rippenquallen.
Kammrad, s. Zahnräder.
Kanuuratten ((^6U0inv8), die Ocultos der
Argentinier, eine kleine aus 4 Arten bestehende
Gattung der Nagetiere, etwa von Gestalt und Größe
des Hamsters, mit fünfzehigen Füßen, sebr kurzen
Ohren, weichem, glattem Pelz. Sie leben im südl.
Südamerika unterirdisch und lassen oft einen lauten
grunzenden Ton, wclckem eine Art < ^touoinvs
m^o!Iaiiicn3 Fe?ii?6t) ihren einheimischen Namen
Tucutcro verdankt, hören.
Kammschnecken (Valv^ta), F e d e r s ck n e ck e n,
Gattung der Kammkiemer (s. d.) mit scheiden- bis
kegelfönuigcr, weitgenabelter Schale, scharsem Saun:
um die runde Mündung, Augen innen an der Basis
Artikel, die man unter K vcrm
der Fühler; Kieme lang, gefiedert, wird frei getragen.
Die 18 kleinen lebenden Arten bewohnen die süßen
Gewässer Europas und Nordamerikas.
Kammschuppen, s. Schuppen.
Kammfetzmaschine, s. Vlattbinder.
Kammwalze, soviel wie Igel ls. d., rechn.).
Kammwolle, die längern, wenig gekräuselten
Wollbaare, die zu Kammgarn versponnen werden.
Kammwollzeuge, s. Kammgarn.
Kammzapfen, s. Zapfen.
Kammzug, das von der Kämmmaschme ss. Woll-
spinnerei) gelieferte Produkt, welches heutzutage
einen bedeutenden Handelsartikel bildet. Die Pro-
duktion des K., soweit derselbe sür den Handel
in Frage kommt, geschieht fast ausnahmslos in
Lobnkämmereien, die es gegenwärtig nur in Frank-
reick, Belgien, England und Deutschland giebt.
Bestimmte Ziffern lassen sich für die Gesamtheit der
Produktion nicht aufstellen, da dieselbe, den Kon-
junkturen der Wolnndustrie sich anpassend, bald
größer, bald kleiner ausfällt. Im Mittel gerechnet
erzeugt etwa jäbrlich: Frankreich 60 Mill. Ivss, Bel-
gien 2, England 50 und Deutschland 25 Mill. 1vF.
Für 1893 läßt sich die Gesamterzeugung auf etwa
130 Mill. 1^ im Werte von etwa 450 Mill. M. be-
ziffern. Neben seiner eigenen Produktion bezicbt
Deutschland noch K. von Frankreich, Belgien und
England, wäbrend es andererseits einen Teil seiner
Züge an Rußland, Österreich, Schweiz, Italien,
Schweden und England abgiebt. - Von Han-
delsplätzen für K. nimmt Leipzig die erfte Stelle
ein; bedeutend sind ferner: Noubair-Tourcoinq,
Reims, Fourmies, Vradford, Leeds, Huddersfield
und Antwerpen. K. wird fast stets in größern Posten
(Loose oder Partien genannt) gehandelt; die Preis-
b estimmu ng erfolgt pro Kilogramm und zwar pro
Kilogramm tonditionierte, d. h. auf Feuchtigkeits-
gebalt (18^ Proz. offiziell zulässig) geprüfte Ware.
Die Konditionierung (s. d.) des K. wird in Deutsch-
land in den Kämmereien besorgt, Frankreich hat
öffentliche städtische Konditionieranstalten, während
England erst mit der Einrichtung derselben beginnt.
Der Durchschnittspreis pro 1893 war für couranten
Austral-Zug etwa 3,75 bis 3,80 M., für couranten
Buenos-Aireo-^ug etwa 3,60 M. pro Kilogramm.
Seit etwa 5 fahren eristiert für K. und zwar be-
sonders für ^a-Plata-Provenienzen Terminh an-
del, der in Antwerpen, Noubair-Tourcoing und
^eivzig vor sich gebt. Die hierbei zur Ablieferung
lAndienung) gelangenden Züge find emer Begut-
achtung lErvertise) durch Sachverständige unter-
worfen, für welcde bei den einzelnen Abrechnungs-
kaffen oder Liquidationskaffen ls.d.) besondere Vor-
schriften befteben.
Kamuitz, Böbmisch-Kamnitz, <^tadt in der
österr. Bezirksbauptmannschast Tetschcn in Böhmen,
in 284 in Höbe, an der Linie Vodenbach-Tanncn-
berg-Warnsdorf und der Nebenlinie K.-Steinschönau
l8 wn) der Vöhm. Nordbahn, Sitz eines Bezirks-
gerichts (184,i4 hkm, 27834 meist deutsche E.), hat
<1890) 4400, als Gemeinde 4599 deutsche E., Post,
Telegrapb, Stadtkirche (16. Jahrh.), sürstl. Kinsty-
sches schloß mit Fideikommißberrschaft (9958 Iill);
bedeutenden Glaswarenhandel. Auf dem nahen
Schloßbcrg (544 n^, 260 in über der ^tadt) die
Ruinen dcr 1444 zerstörten Wartenberger Burg.
Kamönen, s. ( aiuLi^H".
Kamor, Voralpcngipfel der Sentisgruppc in
den Glarner Alpen (s. Wcstalpen), 7^ Wn südöstlich
ißt, sind unter (5 aufzusuchen.