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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kamp - Kampfer

von Appenzell an der Grenze der schweiz. Kantone Appenzell (Innerrhoden) und St. Gallen, ist 1590 m hoch und gehört der Kreideformation an. 1/2 km weiter südwestlich, durch einen Felseinschnitt vom K. getrennt, erhebt sich der Hohe Kasten (1798 m).

Kamp, ein mit Gras oder Holz bepflanztes, eingefriedigtes oder durch einen Graben begrenztes Stück Land; ebenso eine Flußinsel (s. Flüsse, Bd. 6, S. 936a); im nördl. Deutschland auch jeder Acker, der in der Fruchtfolge in gleicher Weise bearbeitet und bestellt wird. In Westfalen und ganz Niedersachsen heißt K. ein dicht beim Wohnhause befindlicher mit alten Eichen bestandener Grasplatz.

Kamp, linker Nebenfluß der Donau in Niederösterreich, entsteht auf dem Granithochlande des sog. Waldviertels im Weinsberger Walde aus dem Großen und Kleinen K. und mündet nach gewundenem Lauf (136 km) unterhalb Krems bei Grafenwörth.

Kamp, Dorf in Nordholland, s. Camperduin.

Kampagne, s. Campagne. - Im Seewesen bedeutet K., Kampanje oder Schanze das im hintersten Teile des Schiffs über dem Oberdeck angebrachte und sich mit der obern Fläche der Rehling (s.d.) vergleichende Halbdeck. Meist befinden sich in der K. Wohnräume für Schiffsoffiziere oder Passagiere.

Kampagnereiterei, s. Campagne.

Kampanen, kleine Kasematten der altital. Befestigungsmanier zum Zweck der niedern Grabenbestreichung durch Gewehrfeuer.

Kampanje, im Seewesen, s. Kampagne.

Kämpe, das männliche Schwein, s. Schweine.

Kämpen, Stadt in der niederländ. Provinz Oberyssel, Endpunkt der Centralbahn, am linken Ufer der Yssel, über die hier eine neue Brücke führt, hat (1892) 18 908 E., vier alte Thore, schöne Promenaden an Stelle der alten Festungswerke, eine große St. Nikolaikirche, kath. Marienkirche (14. Jahrh.), ein Rathaus (1543 erneuert) mit Statuen und einem schönen Saale, ein Seminarium der sog. christl.-reform. Kirche, welche sich (1830) von der allgemeinen niederländischen reformierten getrennt hat, eine Militärschule; Eisen-, Maschinen- und Cigarrenfabriken. Täglich gehen Dampfer nach Zwolle und nach Amsterdam. Das von den zwei Hauptmündungsarmen der Yssel und dem Zuidersee gebildete Kampereiland, eine fruchtbare Insel, ist merkwürdig wegen der patriarchalischen Gebräuche ihrer Bewohner. Sie gehört der Stadt, die daher fast keine Gemeindesteuer erhebt.

Kampereiland, s. Kämpen.

Kampescheholz (Campecheholz), s. Hämatoxylon.

Kämpeviser (dän.; schwed. kämpavisor, d. h. Heldengesänge), diejenigen altdän., altschwed. und altnorweg. Volkslieder, die ihren Stoff aus der altnordischen Mythologie und Heldensage schöpfen. Vorgetragen wurden sie meist mit Gesang und zum Tanze. Die ältesten K. sind die dänischen; sie lassen sich bis ins 13. Jahrh. verfolgen. Geblüht haben sie im 15. Jahrh.; erhalten haben sie sich namentlich in Norwegen bis zur Gegenwart. - Vgl. P. Friis, Udsigt over de danske K. og Folkesange (Kopenh. 1875); Rosenberg, Nordboernes Aandsliv, Bd. 2 (ebd. 1880); J. Steenstrup, Bore Folkeviser fra Middelalderen (ebd. 1891).

Kampfadler, s. Spizaetus.

Kampfbantam, s. Zwergkämpfer.

Kampfer (Kampher, Kamphor, Camphora), ein eigentümlicher, einem festen ätherischen Öle vergleichbarer Stoff, der aus dem Holze und den Blättern des Kampferbaums (s. Camphora) gewonnen wird. Zur Gewinnung des gewöhnlichen K. oder Japankampfers werden die Bäume gefällt und die klein gehauenen Stücke einer primitiven Destillation mit Wasser unterworfen, wobei die Wasserdämpfe den K. und das flüssige ätherische Öl mitreißen. In den meist aus Holzkästen bestehenden Vorlagen verdichtet sich der K. in Form von kleinen Körnern und Krusten und wird von Zeit zu Zeit herausgekratzt, durch Abgießen und Pressen nach Möglichkeit von dem anhaftenden Kampferöle getrennt und in mit Blei ausgeschlagenen Kisten (Tubben) von 70 bis 80 kg Inhalt nach Europa verschifft. Hier wird er durch nochmalige Sublimation gereinigt und in Form von etwas gewölbten Kuchen im Gewichte von 4 bis 6 kg, verpackt in Fässern zu 250 kg, als raffinierter K. in den Handel gebracht. Neuerdings beschäftigt man sich auch in Japan selbst mit der Raffination. Der K., C10H16O ^[C<sub>10</sub>H<sub>16</sub>O], ist weiß, glänzend durchscheinend, krystallinisch, von penetrantem eigentümlichen Geruch und Geschmack, leicht entzündlich, verflüchtigt sich nach und nach an der Luft schon bei gewöhnlicher Temperatur, schmilzt bei 175° C., siedet bei 204° C. und löst sich leicht in Alkohol, Äther, Fetten und ätherischen Ölen. In Wasser, auf dem er schwimmt, ist er nur wenig löslich. Durch Behandeln mit Salpetersäure wird er in die Kampfersäure, C10H16O4 ^[C<sub>10</sub>H<sub>16</sub>O<sub>4</sub>]= C8H14(COOH)2 ^[C<sub>8</sub>H<sub>14</sub>(COOH)<sub>2</sub>] übergeführt. Sein spec. Gewicht ist 0,98. K. wird in der Medizin in Form des Kampferspiritus, Kampferöls, Kampferliniments und Kampferweins (s. diese Artikel) äußerlich als flüchtiges Reizmittel bei Gicht und Rheumatismus häufig angewandt. Innerlich wirkt er in kleinen Gaben beruhigend, in größern erregend auf das Nervensystem. In der Technik findet er in bedeutendem Umfange bei der Celluloidfabrikation sowie als Mottenmittel, auch in der Fabrikation der Sprengstoffe Verwendung. Hauptmärkte für K. sind London und Hamburg. Japans Export betrug 1891: 39 696 Pikuls, 1892: 28 776 Pikuls (1 Pikul = 60,48 kg). Die Produktion auf Formosa, die früher sehr bedeutend war, ist in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen ünd höchstens auf 4500 Pikuls zu schätzen. Hamburg führte (1892) 115 888 Doppelcentner rohen und raffinierten K. im Werte von 2,8 Mill. M. ein. Der K. war Griechen und Römern unbekannt und kam erst durch die Araber nach Europa. - Außer dem gewöhnlichen K. kennt man noch den Borneokampfer, auch Borneol genannt, von Dryobalanops camphora Colebr. abstammend, der seiner chem. Zusammensetzung nach, C10H18O ^[C<sub>10</sub>H<sub>18</sub>O], milder und aromatischer riecht; bei Destillation mit wasserfreier Phosphorsäure geht ein Kohlenwasserstoff, C10H16 ^[C<sub>10</sub>H<sub>16</sub>], über, das Borneen. In den europ. Handel gelangt er nicht, da die Ostasiaten für ihn eine besondere Vorliebe haben und ihn sehr hoch bezahlen. Künstlich läßt er sich durch Behandeln von K. mit metallischem Natrium und Alkohol gewinnen. Ebensowenig gelangt der Blumeakampfer, von Blumea balsamifera DC., einer Komposite Chinas, abstammend, nach Europa, sondern wird unter der Bezeichnung Ngaikampfer in China verbraucht. K. wurde auch im Lavendelöl, Baldrianöl, Wurmsamenöl, Reinfarnöl u. s. w. gefunden. Eine besondere Art von K. setzt sich aus dem Pfefferminzöl ab; er heißt Menthenkampfer.

Der sog. künstliche K. ist eine dem K. ähnlich riechende Verbindung, C10H17Cl, die man durch

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]