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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kamtschatkabiber - Kanal (Britischer)
Hasen, Murmeltiere, wilde Schafe u. a. m. Eine
ganz besondere Art von Haushunden erscheinen
wenig verschieden vom Wolfe und werden zum
Ziehen der Schlitten verwendet.
Die eingeborene Bevölkerung sind die Kamtscha-
dalen (s. d.), die Korjaken und die Lamuten. Die
Zahl derselben beträgt einige Tausend. Die Dörfer
bestehen meistenteils nur aus einigen Gehöften.
Die früher befestigten Plätze Tigilsk, Bolscherjezk
und Nischne-Kamtschatsk dienen jetzt als Aufent-
haltsorte der Kosaken, die von hier aus den Iassak
(s. d.) eintreiben. Die herrschende Religion ist die
griechisch-orthodoxe; nur einige Korjaken- und
Tschuktschenstämme huldigen noch dem Schamanen-
dienste. Die Eingeborenen handeln von den Kauf-
leuten aus Petropawlowsk und Gishiginsk (s. d.)
Tabak, Thee, Zucker, Mehl, kupferne Kessel, Flinten
und Pulver gegen Pelzwerk und Fische ein.
Die Russen nahmen K. Ende des 17. Jahrh, in
Besitz. 1696 gründete Wladimir Atlassow mit^iner
kleinen Schar von Kosaken aus Anadyr die l^tadt
Nischne-Kamtschatsk und Robelew 1701 Volscherjczk.
Seit 1760 wurde K. durch Marineoffiziere von
Ochotsk aus verwaltet. 1803 wurde es zu einem
besondern Administrationsbezirk erhoben, der 1812
dem Marineministerium untergeordnet wurde. Der
Sitz der Regierung befand sich zuletzt in Pctropaw-
lowsk ls. d.). 1855 wurde K. dem Küstengebiet
zugeteilt. Die bedeutendsten Reisen, die im 19. Jahrh,
hierher gemacht wurden, sind die von Kruscnstern,
Kotzebue, Lütke, Erman und K. von Ditmar. -
Vgl. Petermanns "Mitteilungen" (Gotha 1891).
Kamtschatkabiber nennen die Rauchwaren-
händler den Pelz der Mcerotter (s. d.).
Kamtschatkisches Meer, s. Veringmeer.
Kamyschbai (d. i. Schilfbai), kleiner Meer-
bufen der Halbinsel Krim, westlich von Sewastopol
und östlich vom Kap Chersoncs, diente 1855 bei der
Belagerung von Sewastopol den Franzosen als
Hafen und Depotplatz. Er war gegen W. und S.
stark verschanzt.
Kamhfchin. 1) Kreis im südl. Teil des russ.
Gouvernements Saratow, rechts längs der Wolga,
eben, stellenweise hügelig, mit fruchtbarem Boden,
hat 12417,5 hwn, 315 864 E. (darunter 178454
deutsche Kolonisten), Ackerbau, Obst-, Melonen-,
stellenweise auch Tabakbau. - 2) Kreisstadt im
Kreis K., 190km südsüdwestlich von Saratow, 200in
hoch, rechts an der Wolga, hat (1890) 18 034 E.,
8 russ., 1 kath., 1 evang. .Kirche, Obst- und Melonen-
bau, bedeutenden Handel mit Getreide, Fischen,
Talk u. a., eine Filiale der Kommerzdank von Orel.
K. ist einer der wichtigsten Stapel- und Verladungs-
plätze an der Wolga.
Kamyschlöw. 1) Kreis im südöstl. Teil des
russ. Gouvernements Perm, auf asiat. Seite, am Ost-
abHange des Ural, eine Reihe von Hochebenen, die
sich nach O. zu senken, mit vorwiegend Schwarzerde,
hat 15 277,5 ^kin, 251968 E., bedeutenden Acker-
bau und Viehzucht, Handel mit Talg, Fellen, Schaf-
wolle, ein großes Eisen-und Stahlwerk. -2) Kreis-
stadt im Kreis K., an der Mündung der Kamyschlowka
in die Pyschma und an der Linie Iekaterinburg-
Tjumen der Nralbahn, hat (1892) 4727 E., Post,
Telegraph, 2 Kirchen, eine Stadtbank; Ackerbau,
Handel mit Getreide.
Kan, Flüssigkeitsmaß in Holland (älterer Name
des Liters) ^11, auf Java -- 1,5 1.
X2.N. oder I5an3., Abkürzung für Kansas.
Kana, der durch das Hochzeitswunder Jesu be-
kannte Ort in Galiläa (Joh. 2, i fg.), wird von den
ältesten Nachrichten über seine Lage aus dem 4. und
6. Jahrh, teils zwischen Nazareth und Kapernaum,
teils zwischen Sepphoris (I)iocÄ683>r6a) und Naza-
reth gesetzt. Vielleicht hat die Quelle Ain-Kana
bei er-Rene nördlich von Nazareth den Namen dieses
Ortes erhalten. Gewöhnlich wird jedoch das nord-
östlicher gelegene Kafr Kenna als das biblische K. be-
trachtet. Die Kreuzfahrer fanden K. in Chirbet-Kana,
8 km nördlich von Saffurije, das Robinson und
Wilson K. ed-Dschelil (K. in Galiläa) nennen hörten.
Käna, Indianerstamm, s. Blackfcet.
Kanaan, Name eines Landes, bezeichnet auf den
Denkmälern der 19. und 20. ügypt. Dynastie das
südl. Syrien, bei den Phöniziern den Küstenstrich
ihrer Städte, im Alten Testament teils Phönizien,
teils das von Israel in Besitz genommene Land zu
beiden Seiten des Jordans oder auch nur im W.
desselben. Kanaaniter sind daher in der Bibel
entweder die Phönizier oder die von Israel unter-
worfene Bevölkerung Palästinas, die in viele kleinere
Stämme (z. B. Iebusiter) zerfiel. Zur Zeit des
Kirchenvaters Augustinus nannten sich die punischen
Bauern Nordafrikas noch Ebanani, d. i. Kanaani-
tcr, soviel wie Phönizier. (^. Palästina.)
Kanamnter, Kananiter, die Einwohner von
Kanaan (s. d.).
Kanachus, griech. Bildbauer aus Sikyon, lebte
um die Wende des 6. und 5. Jahrh. v. Chr. Sein
berühmtestes Werk war die Statue des Apollon in
dem von Darms zerstörten Tempel bei Milet, welche
nach Pausanias Z^erres (oder vielmehr Darius) ent-
führte und erst Scleucus Nikator zurückgab.
Kanagawa, japan. Hafenstadt, s. Iokohama.
Kanaken, die eingeborene Bevölkerung der ^and-
wichinseln. Das Wort Kanaka bedeutet " Mensch "
und kehrt z. V. auf den Marquesasinseln als kenÄtii,
im Maori (dem Neuseeländischen) als tan^w wieder.
Kanakhera, Ort in Bhopal, s. Bhilsa.
Kanal, Bezeichnung für künstliche Wasserläufe,
s. Kanäle. - Der K. schlechtweg, bei den Alten Nare
^ritluinicuiu, bei den Engländern der Britische
! oder Englische K. (Lritisli (^lninei, Ni^iigii
l^iiauiiLi), bei den Franzosen La Manche (Ärmel),
das befahrenste Meer der Erde, verbindet den At-
lantischen Ocean mit der Nordsee. Mcerbusenartig
gestaltet, besitzt er zwischen der franz. Infel Ouessanr
und dem engl. Kap Landsend einen 166 km breiten
! Eingang, verengt und erweitert sich in seiner ostnord-
! östl. Richtung mehrmals und hat an seiner schmalsten
Stelle,die zugleich seinen Ausgang bildet, dem Pas
de Calais oder der Straße von Dover (sti-ait
ok Dover), dem I^rewin (lailicuni (I>6wm. Dri-
t^nnicnm) der Alten, nur eine Breite von 33,5 km.
Seine Länge beträgt 560, seine größte Breite
240 km, letztere zwischen der Mündung des Exe in
England und der Reede von Cancale in Frank-
reich. Die Küsten- und Hafenbildung ist auf beiden
Seiten sehr verschieden. (S. Frankreich, Bd. 7,
S. 52 d, und England, Bd. 6, S. 118, sowie die
Seekarte der Nordsee beim Artikel Nordsee.)
Die ganze franz. Küstenstrecke hat keinen ein-
zigen von der Natur selbst gebildeten Seehafen von
Bedeutung. Es liegt dies teils an der eigentüm-
lichen Meeresströmung im K., die, hauptsächlich
gegen O. gerichtet, die franz. Küste direkt trifft und
mit Sand und Schlamm bedeckt, teils an der eigen-
tümlichen Verwitterung des Bodens. Dagegen zeigt
Artikel, die man unter K uormißt, sind unter C aufzusuchen.