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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kanarienvogel - Kandare
die Baseler Mission große Verdienste: zahlreiche
Textausgabcn alter Autoren (Mögling, 0 Bde.,
Mangalur 1850) und Volksbücher sind von den
Missionaren gedruckt worden.
Kanarienvogel, s. Canarienvogel.
Kanaris, Konstantin,griech.Seeheld und Staats-
mann, geb. 1790 auf der Insel Ipsara, war Kapitän
eines kleinen Kauffahrteischiffs und stellte sich beim
Beginn des griech. Freiheitskampfes sogleich in den
Dienst seines Vaterlandes. Er sprengte im Kanal
von Chios in der Nacht vom 18. zum 19. Juni 1822
das türk. Admiralschiff von Kara-Ali in die Luft
und verbrannte 9. Nov. 1822 das türk. Admiral-
schiff im Hafen von Tenedos und 17. Aug. 1824
bei Samos eine große türk. Fregatte nebst vielen
Transportschiffen. Erfolglos war dagegen sein Ver-
such, 10. Aug. 1825 die ä'gypt. Flotte im .Hafen von
Alexandria in Brand zu stecken. Er befehligte 1826
die Fregatte Hellas und vertrat 1827 die Insel
Ipsara in der griech. Nationalversammlung. Der
Präsident Kapodistrias ernannte K. im Mai 1828
zum Befehlshaber von Monemvasia und vertraute
ihm später ein Geschwader von Kriegsschiffen an.
Nach der Ermordung des Präsidenten (Okt. 1831)
zog sich K. nach der Insel Syra zurück, diente aber
dem Staate später wieder als Schiffskapitän erster
Klasse. Im Okt. 1848 trat er als Marineminister
und Präsident des Kabinetts an die Spitze eines
Koalitionsministeriums, das sich bis Dez. 1849 be-
hauptete. Als im Mai 1854 die Westmächte in
Griechenland einschritten, übernahm K. im Kabinett
Maurokordatos die Marineverwaltung, die er bis
Juni 1855 führte. Im Jan. 1802 übertrug ihm der
König die Bildung eines neuen Kabinetts. K. legte
mit seinen Freunden ein streng konstitutionelles
Programm vor, doch wurde es vom Hose nicht an-
genommen. Diese Zurückweisung gab mit die Ver-
anlassung zum Aufstande in Nauplia und zum Sturz
des Königs. Nach der Abreise des Königs Otto im
Okt. 1862 beteiligte sich K. kurze Zeit an der provi-
sorischen Regierung, dem sog. Triumvirat, dem er
bis Febr. 1863 angehörte. Unter dem neuen Könige
Georg trat er 17. März 1864 als Marineminister
an die Spitze eines Kabinetts, das sich 28. April
wieder auflöste. Dieselbe Stellung nahm er sodann
in dem Ministerium vom 6. Aug. 1864 eiu, das
aber schon im März 1865 sein Ende erreichte. Auch
im Juni 1877 wurde er wieder Marineminister und
Ministerpräsident im Koalitionsministerium und be-
hielt diesen Posten bis an seinen Tod, 14. Sept. 1877.
Kanarische Inseln, s. Canarische Inseln.
Kanasawa, Hauptstadt der japan. Provinz
Kaga und Regierungssitz des Ishikari-ken, liegt auf
der Insel Hondo, 7,5 km vom Japanischen Meer,
zeichnet sich durch seine Bronze-Industrie und Por-
zellanmalerei ans, hat eine große Seidenspinnerei
und (1891)94666 E.
Kanäster, s. Knaster.
Kanatha oder Kanotha, bedeutende, wahr-
scheinlich mit dem Kenath der Bibel (4 Mos. 32, ^)
identische Stadt im O. des Jordans, die zur De-
kapolis (s. d.) gehörte und später Bischofssitz war.
K. entspricht dem hentigcn Orte el-Kanawat am
Nordwestabhange des Hauran, mit ansehnlichen
Ruinen und vielen Inschriften.
Kanaudfch, Kanods ch (cngl. K a n auj; im
Sanskrit Ivan^ivndclZclia), großartige Nuinen-
stadt, unter 27° 3' nördl. Br. und 79' 58' östl. L.
von Greenwich, im Distrikt Farnchabad der indo-
Artilel, die man unter K verm
brit. Nordwestprovinzen, an dem Flu^e Kali-Naddi,
der sich 5 Km unterhalb von K. in den Ganges er-
gießt. K. ist eine der ältesten Städte in Indien und
hochwichtig für die Geschichte des Landes. Die
Schutthaufen von frühern Bauwerken nehmen jetzt
einen Raum ein, der so groß geschätzt wird wie
der, worauf London steht. Aus diesen Ruinen ragen
vereinzelteHindubautcnund Mausoleenmohammed.
Herrscher hervor. K. zählt (1891) 17 648 E. in
elenden Hütten. "iawha.
Kanawha, Nebenfluß des Ohio, s. Great-Ka-
Kancellen (lat. cancelii), Gitter, Schranken; in
den altchristl. Kirchen die Gitterwand, welche den
hohen Chor von dem linterchor trennte und aus
welcher die Kanzel (s. d.) hervorging; in der Orgel
die einzelnen Abteilungen der Windlade, welche den
Wind zu den Pfeifen führen.
Kancellieren (lat.), eingittern, in Schranken
einschließen; etwas Geschriebenes (kreuzweis) durch-
streichen (zum Zeichen der Ungültigkeit); Kan-
ccllation, Eingitternng u. s. w.
Kandahar. i) Chanat in Afghanistan, südlich
von Belutschistan, westlich von der pers. Wüste,
nördlich und östlich von Kabulistan und der Sulei-
mankette begrenzt, ist nur in den bewässerten Thälern
der östl. gebirgigen Hälfte fruchtbar. In der dürren,
am Ende sich ganz zur Wüste gestaltenden westl.
Ebene versiegen auch die meisten und bedeutendsten
Flüsse; der Hilmend (s. d.) mit dem Argandab ver-
läuft sich in den Hamunsumpf. Außer den Urein-
wohnern, den Tadfchik, und den Eroberern, den Af-
ghanen, findet man Vclutschen und Kisilbaschen. -
2) Hauptstadt des Chanats K., unter 31° 37' nördl.
Nr., 65" 30' östl. L., 450 km südwestlich von Kabul,
liegt in einer fruchtbaren wohlangebauten Ebene
zwischen dem Argandab und Tarnak, an der Eisen-
bahn Schikarpnr-K., und zählt uach einigen über
50000, nach andern nur 25000 E. K. besteht aus
Backsteinhäusern und ist befestigt. Die bedeutendsten
Gebäude sind der Vazar in der Mitte und das Grab-
mal Ahmad Schahs. Es ist die wichtigste Handels-
und Indnstriestadt des Landes. Man fertigt Seiden-
stoffe und Filzarbcitcn, treibt Obst- und Weinbau.
Die Stadt ist fchr alt und wahrscheinlich das von
Alexander d. Gr. gegründete Alexandria in Arachosia.
Sie wurde oft erobert, zerstört (1383 von Tamerlan,
1507 vom Sultan Babar, 1620 durch Schah Abbas I.,
1660 dnrch Abbas II. und 1738 von Nadir Schah),
aber jedesmal wieder anfgebaut, zuletzt von Ahmad
Schah 1753 in der Nähe der alten Stadt. Über die
neuere Gefchichte f. Afghanistan.
Kandalakscha Bai, s. Weißes Meer.
Kandare, Stangenbiß, eine Zäumungsart
des Pferdes, besteht der Hauptsache nach au^dcm
Gebiß (s. d.) nebst der Kinnkcttc. Das Gebiß
(s. nachstehende Fig. 1) wird mit dem Mundstück l<"
quer durch das Maul gelegt; die Kinnkette (ä) wird
in die Kinngrnbe des Pferdes gelegt und durch
Kinnkettenhaken (s) mit dem Mundstück so verbun-
den, daß ein Zurückdrücken oder Ziehen der An-
züge (Schenkel) eine hebelartige Wirkung auf die
Kinnladen des Pferdes ausübt. Je langer die
Schenkel, je fester die Kinnkette angezogen, desto
stärker wird diese Hebelwirkung. Die Form der
Hebel, ob gerade, vor- oderzurückgcbogen, hat wenig
Einfluß auf die Schärfe der Kandarenwirkuu.cz>', <nv.
gebräuchlichsten sind die geraden K. (Fig. 2), die
8-Kandare (Fig. 3) und die OKandare (Fig. 4). Am
obern Teil der Hebel (d in allen Figuren) werden
ißt, sind unter C aufzusuchen.