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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kanditen; Kandschar; Kandschur; Kane; Kanea; Kaneel; Kaneelstein; Kanem; Kanembu; Kanephoren

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Kanditen – Kanephoren

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kandis'

ebenfalls nur reinster Rohzucker verwendet und die hellen Klärsel mit gewissen Zusätzen, nämlich gebranntem Zucker oder Zuckerfarbe gefärbt, wodurch der Geschmack nicht so beeinträchtigt wird, wie durch dunkeln und dementsprechend unreinen Zucker oder Nachprodukte. Man kann die Farbe auch durch Zusatz von dunklem Kolonialzucker erzielen, der dem K. seinen eigentümlichen, aber nicht den unangenehmen an Rübenmelasse erinnernden Geschmack mitteilt.

Der zweckmäßig ausgewählte Zucker wird gelöst, über soviel Knochenkohle filtriert, daß er ein vollkommen farbloses, wasserhelles Klärsel giebt, unter Luftleere bis zu einem bestimmten Punkt eingedampft, vorgekocht und dann, ohne Luftleere, bei einer schließlichen Temperatur von 116 bis 117°C bis zur sog. Kandisprobe fertig gekocht. Der fertige Sud wird mittels Füllbeckens in die Kandispotten ausgefüllt. Es sind dies runde, nach unten etwas verjüngte Gefäße, meist aus Kupfer, die mit Öffnungen zum Durchziehen von rauhen Zwirnsfäden versehen sind, an welche der Zucker beim langsamen und ruhigen Erkalten der konzentrierten Lösung sich ankrystallisiert. Vor dem Füllen werden die Fäden regelmäßig eingezogen und die Öffnungen von außen verklebt. Die gefüllten Potten werden in besondern Räumen (Stoven), welche gut verschlossen werden können und die notwendige sehr langsame Abkühlung ohne Störung durch Erschütterungen u.s.w. erzielen lassen, in mehrern Reihen übereinander aufgestellt und 8–10 Tage der Abkühlung überlassen. Wenn die Stove den gewünschten Wärmegrad zeigt, werden die Potten herausgenommen, von der obenauf befindlichen schwachen Krystallkruste (Decksel) befreit und durch Umkippen über einem Behälter von dem zwischen den Krystallen befindlichen Sirup entleert, die Krystalle abgewaschen, bei 50–60° in der Stove vollkommen ablaufen gelassen und getrocknet, wozu die Stove durch besondere Heizung von außen erwärmt werden muß. Man erhält etwa 30 Proz. des aufgelösten Rohzuckers an K., jedoch nur einen Teil davon in großen, das übrige in kleinen Krystallen, welche ausgelesen und besonders verkauft werden. Der abgelaufene Sirup wird wie Raffinadeklärsel auf Brote und dann weiter verarbeitet.

Farbloser, sog. weißer K. zeichnet sich durch seinen äußerst reinen Geschmack aus, welcher besonders bei Auflösen in heißen Flüssigkeiten (Kaffee, Thee) bemerklich wird, daher seine Anwendung da, wo man den hohen Preis nicht scheut, welcher durch die kostspielige Herstellung und geringe Ausbeute begründet ist. Die kleinern Krystalle werden besonders zur Weinverbesserung sowie in der Schaumweinfabrikation angewendet, wobei ebenfalls der vollkommen reine Geschmack und weniger der Preis entscheidend ist. Für den allgemeinen häuslichen Gebrauch ist dagegen der K. zu teuer und außerdem durch das bis jetzt nicht zu umgehende Vorhandensein der Fäden im Innern der Krystalle nicht angenehm. Andernfalls würde der K. wegen seiner Reinheit, Reinlichkeit und wegen seines feinen Geschmacks vor allen andern Zuckerarten, sogar vor der feinsten Brotraffinade, den Vorzug haben.

Kandīten, im engern Sinne Früchte, die mit Kandiszucker (s. Kandis) überzogen (kandiert) sind; doch werden auch andere Erzeugnis der Zuckerbäckerei, wie Bonbons, Fruchtbonbons (Rocks und Drops), Dragées, Pralinées, so genannt. (S. Die Einzelartikel.) Das Kandieren von Früchten findet in der Weise statt, daß man dieselben mit der ↔ eingekochten und etwas abgekühlten Zuckerlösung übergießt und eine Zeit lang mit dieser in Berührung läßt; dem Wassergehalt der zu kandierenden Früchte muß der Grad der Einkochung entsprechen.

Kandschar, Waffe der Orientalen, s. Handschar.

Kandschur, heilige Schriften der Buddhisten, s. Buddha und Buddhismus (Bd. 3, S. 696a).

Kane (spr. kehn), Elisha Kent, amerik. Polarreisender, geb. 3. Febr. 1820 zu Philadelphia, studierte Medizin, unternahm krankheitshalber 1843 als Schiffsarzt eine Reise nach China und den Philippinen und kehrte 1845 über Ägypten und Europa nach der Heimat zurück. Im Mai 1846 bereiste er die Nord- und Westküste Afrikas. Nachdem er später bei der Küstenvermessung am Mexikanischen Meerbusen thätig gewesen, begleitete er 1850–52 als Arzt und Naturforscher die Expedition nach dem Nordpol, die der Kaufmann Grinnell in Neuyork zur Aufsuchung Franklins ausgerüstet hatte, die jedoch ohne Erfolg blieb. Desto größere Ergebnisse lieferte eine zweite Nordpolfahrt, zu der K. die Mittel zum Teil durch seine in allen Hauptstädten der Union gehaltenen Vorträge zusammenbrachte und die er selbst befehligte. Er brach mit dem kleinen, aber trefflich ausgerüsteten Schiffe Advance 30. Mai 1863 von Neuyork auf, überwinterte zweimal im Rensselaerhafen (Unartok) an der Westküste Grönlands (78° 37' nördl. Br.), erreichte 1854 die Höhe von 80° 30' nördl. Br. und langte nach einer höchst gefahrvollen Reise mit Zurücklassung des Schiffs im Okt. 1855 wieder in Neuyork an. Er starb 16. Febr. 1857 zu Habana. K. veröffentlichte: «The United States Grinnell expedition in search of Sir John Franklin» (Neuyork 1854) und «Second Grinnell expedition in search of Sir John Franklin» (2 Bde., Philad. 1856–57; in einem Bande, Lond. 1861; neue Aufl. 1883; deutsch Lpz. 1857 u. ö.). – Vgl. Elder, Life of Dr. Elisha Kent K. (Philad. 1857); Kutzner, Ein Weltfahrer (3. Aufl., Lpz. 1890).

Kanēa (Canea), s. Kreta

Kaneel, s. Zimmet.

Kaneelstein, s. Granat.

Kanem, Reich im mittlern Sudan im Innern Afrikas, umfaßt im weitern Sinn das Land nördlich vom Tsadsee, zwischen der großen Karawanenstraße, der Landschaft Manga und dem Bahr el-Ghasal (80000 qkm); im engern Sinn das von den Kanembu bewohnte Gebiet des Nord- und Ostufers des Tsadsees von geringerer Breite. Die Kanembu wanderten vor Jahrhunderten von Norden ein und wurden später zum Teil auf die Inseln und nach Bornu verdrängt, zum Teil aber auch als Ackerbauer und Hirten zurückbehalten. Sie haben vom Negertypus Größe und Stärke, aber auch Plumpheit angenommen. Sie bedecken das Gesicht mit dem Litzam der Tuareg, die Lenden nur mit einem Schurzfell. Mao, ihre Hauptstadt, zählt etwa 150 Hütten. Hier wurde Beurmann 1863 ermordet. Das ganze Land steht unter der Herrschaft des Araberstammes Auled Soliman. Geschichte s. Bornu.

Kanembu, Bewohner von Kanem (s. d.).

Kanephoren (grch.), d. i. Korbträgerinnen, in Athen und andern Orten Griechenlands Bezeichnung der Jungfrauen, die bei feierlichen Aufzügen die zu den Opfern gehörigen heiligen Geräte in schön geflochtenen Körben auf dem Haupte trugen. Nur Mädchen aus den angesehensten Familien der Bürger wurden hierzu ausgewählt. Ihnen folgten

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 92.

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