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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kanischa - Kanizsa
einer Boden in eine Thür verwandelt ist, verwenden;
inan legt sie mit dem Spnndloche nach unten
und kann sie in mehrern Reihen übereinander auf-
schichten. Wenn Raum vorhanden, errichtet man
besser nebeneinander längs der Wände oben offene
Behälter, deren 1,50 m hohe Trennungswände aus
auf Brettern stehenden Drahtgeflechten gebildet
werden, deren Bodenstäche für ein Weibchen 1 (M,
für ein Männchen und für Junge 1^-2 hin groß
und die einzeln durch eine schmale Thüröffnung zu-
gänglich sein müssen (s. nachstehende Fig. 4). In die
Behälter für Weibchen setzt man je einen Nistkasten,
d. h. einen würfelformigen Holztasten von 0,35 iu
Seitenlänge, oder ein kleines Faß, beide obne Boden,
Fig. 4.
aber mit einem ganz oder teilweife aufhebbaren
Deckel und einer Einschlupföffnung. In jeder Ab-
teilung ist eine kleine Raufe anzubringen. Zur Be-
gattung trägt man das Weibchen in den Behälter
des Männchens und läßt es einen Tag (von Morgens
bis gegen Abend) bei ihm; das Weibchen wirft nach
30 Tagen. Es bereitet sich selbst sein Nest im Nist-
kasten und polstert es mit eigenen Haaren, die es
sich am Bauche ausrauft. Wenn die Jungen 14 Tage
bis 3 Wochen alt sind, kann man die Mutter wieder
zum Männchen bringen, jene aber noch bei dieser
lassen, bis sie ein Alter von 4 Wochen erreicht haben.
Im Alter von 4 Monaten werden die zum Ver-
zehren bestimmten Männchen verfchnitten (kastriert)
und sind dann im Alter von 6 Monaten marktreif.
Die Weibchen läßt man vorteilhaft im Alter von
6 Monaten belegen und mästet sie erst, nachdem sie
geworfen haben und die Jungen abgesetzt sind,
sodah sie in: Alter von ungefähr 8 Monaten auf
den Markt gebracht werden können.
Zu der gewöhnlichen Nahrung der Kaninchen
kommen Gartenunkräuter, Rübenarten, Kohlstrünke,
rohe und gekochte Kartoffeln, frifche Vrombeer- und
Vaumzweige, die des Pfirsich-, des Mandel- und des
Taxusbaums ausgeschlossen, Erbsen- und Wicken-
ranken, Küchenabfälle, Vrotrcste und Heu aller Art,
Kerbel, Petersilie, Sellerie, Thymian, Bohnenkraut
und Fenchel, der von Zeit zu Zeit als diätetifches
Mittel gegeben wird. Trächtigen und säugenden
Weibchen und den zu mästenden sind Fruchtkörner
(Hafer, Gerste) sehr zuträglich, auch Milch und Mehl-
brei. Vor Verfütterung naß oder warm gewordenen
Grünfutters ist zu warnen. Trinkwasfer muß in oben
flach ausgehöhlten niedrigen Steinplatten bereit
Artikel, die man unter K ver
gestellt werden. Die Fütterung erfolgt regelmäßig
zwei- bis dreimal am Tage in bestimmten Rationen.
Die Kaninchen sind, wenn sie richtig gepflegt wer-
den, selten Krankheiten unterworfen. Zufuhr von
reiner Luft, Reinlichkeit, gute Einstreu (Stroh oder
Torfstreu mit Stroh), im Sommer kübler, im Winter
warmer Aufenthaltsraum und richtige Fütterung
sind zu gedeihlicher K. unerläßlich.
Litteratur. E. Lemoine, ^leva^s ä68 animaux
äo da336-cmii'War. 1880); Vicomtesse du Bern de
Voislandry, Mev^s pratihiiL ä63 lapinä (Paris-
Auteuil 1892); E. Säbel, K. und Kaninchenrasfen
(2. Aufl., Lpz. 1893); Waser, Sport- und Schlacht-
Kaninchenzucht (Magdeb. 1893); ferner: Neue Blät-
ter für Kaninchen- und Geflügelzucht
(redigiert von Lehmann, feit 1891).
Kanischa, ungar. Stadt, s. Ka-
nizsa.
Kanister (lat. caniLti-uui), Korb,
Vlechflasche, Blechkiste zur Versen-
dung von Ol u. s. w.
Kanitz,FelixPhilipp,Forfchungs-
reifcndcr, Archäolog und Ethno-
graph, geb. 2. Aug. 1829 zu Buda-
pest, studierte in Wien. Eine Reise,
die er 1858 nach der Herzegowina
und Montenegro machte, bildete den
Anfang einer Reihe von Wande-
rungen in den südslaw. Ländern, die,
bis 1889 fortgesetzt, für die Kennt-
nis dieser Länder sehr wichtig sind.
Er schrieb: "Serbiens byzant. Mo-
^ numente" (Wien 1862), "Serbien,
histor.-ethnogr. Reisestudien" (Lpz.
1868), "Donau-Bulgarien und der
Balkan" (2. Aufl., 3 Bde., ebd. 1882), "Römische Stu-
dien in Serbien" (Wien 1892) und mehrere andere
l größere Abhandlungen inHen Schriften der Wiener
^ Akademie der Wissenschaften.
Kanitz, Hans Wilh. Alexander, Graf von, Po-
litiker, geb. 17. April 1841 zu Mednicken, studierte
zu Berlin und Heidelberg die Rechte, wurde 1862
Auskultator, 1864 Referendar und war 1869-77
Landrat des Kreises Sprottau. Seitdem bewirt-
schaftet er seine Güter Mednicken und Podangen bei
Wormditt (Ostpreußen). K., der bereits 1869-70
im Norddeutschen Reichstag saß, ist Mitglied des
Deutfchen Reichstags (für'Ragnit-Pillkallen, seit
1889) und des preuß. Abgeordnetenhauses (seit
1885). Er gehört der deutfch - konservativen Partei
an und ist für Ausbildung des Schutzzollsystems
und die landwirtschaftlichen Interessen, besonders
mit Bezug auf die Entwicklung des Eifenbahntaris-
wesens und gegen die Handelsverträge eingetreten.
Er ist Verfasser der Schriften: "Aphorismen über
Getreidezölle" (Berl. 1879), "Das Wirlich^ftspro-
gramm des Reichskanzlers" (ebd. 1879), "Die Denk-
schrift Delbrücks über Getreidezölle" (1879), "Die
preuß. Oftprovinzen und die Zollreform" (1880).
Kanitzerbad, s. Partenkirchen.
Kanizsa (Kanischa). 1) Nagy- oder Groß-
Kanizsa, Stadt mit geordnetem Magistrat mit
dem Titel königl. Freistadt im ungar. Komitat Zala,
an den Linien Wiener Neustadt-K. (198 Wn), K.-
Bares (84 Km) und Vudapest-Pragerhof der Osterr.
Südbahn, ist Sitz eines königl. Gerichtshofs, Bezirks-
gerichts, Post- und Telegrapheninspektorats und
Stuhlbezirks (34433 E.), und hat (1890) 7811
meist magyar. kath. E. (263 Deutsche), darunter
mißt, sind unter C aufzusuchen.