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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kap Lagulhas - Kaplaken
aufgerufen werden. Zum Schutze der Tafelbai dient
eine Anzabl 1890 angelegter und mit schweren Ge-
schützen bestückter Vorwerke, und in der ebenfalls
stark befestigten Simonsbai liegen stets mehrere brit.
Kriegsschiffe und Torpedoboote bereit.
Handel und Verkehrswesen. K. bildet mitBasuto-
land. Britisch-Betschuanenland und dem Oranje-
Freistaate einen südafrik. Zollverein. Der Gesamt-
wert der Einfubr betrug 1892/93: 9,980 Mill. Pfd.
St., davon entfielen auf die K. 9,28 Mill. Der
Durchgangsverkehr unter Zollkontrolle betrug 1,94
Mill. Die wichtigsten Einsuhrwaren sind: Baum-
woll-, grobe und feine Eisenwaren, Kleider, Leder-
waren, Kaffee, Wollwaren, Chemikalien, Wcll-
blecb, Hölzer und Eifenbahnmatcrialien. - In der
Ausfuhr l11,9? Mill.) stehen obenan: Gold, das
allerdings zmncist außerhalb des Zollvereinsgebietes
gewonnen wird, im Werte von 4,48, Diamanten für
3,8i Mill. Pfd. St., dann folgen Wolle (243000
Ballen im Werte von 2,065 Mill.'), Mohair (12,6 Mill.
engl. Pfd. für 572500 Pfd. St.), 254000 engl. Pfd.
Straußenfedern für 490296 Pfd. St., 3,5 Mill.
Stück Schaf- und 1,? Mill. Stück Ziegenfelle, und
Kupfererz (56 Mill. engl. Pfd.). -Industrielle An-
lagen bestanden (1891) 2230 mit 33 735 Angestellten,
darunter sind vor allem Getreidemühlen, Brauereien,
Tabakfabriken und die Bergwerke und Gruben wich-
tig. - Das Eisenbahnnetz (meist Staatsbahncn)
hatte Anfang 1892 eine Gefamtlänge von 3326 km,
d. i. 0,0 kni auf 100 ^km und 21,8 km auf 1000 E.
Die wiäitigsten Linien sind: die 1860-63 eröffnete
Bahn von Kapstadt nach Wellington, die in neuester
Zeit bis Saron und Hopetown fortgeführt ist: die
Midlandbahn von Port-Elizabeth nach Cradock und
Colesberg, die Nord- oder Grenzlinie von East-
London nach Vurghersdorf und Aliwal North. Die
Bahnen sind schmalspurig (1,00? m), besitzen aber
die Einrichtungen einer Vollbahn. 1891 wnrden
bei 3042 kni Betriebslänge 4342547 Personen
und 672760 t Güter befördert. Die Gefamtein-
nahme betrug 37,92?, die Ausgabe 22,355 Mill. M.
Das Anlagekapital von 333,735 Mill. M. (der Bau
war in den gebirgigen Teilen sehr schwierig) ver-
zinste sich mit 4,67 Proz. gegen 5,79 Proz. im 1.1890.
Die Haupthäfen (Kapstadt, Port-Elizabeth und
East-London) sind jetzt durch Hafendämme geschützt.
Im ganzen liefen (1891) 796 meist brit. Schiffe
mit 1,46 Mill. t ein. Telegraphen bestehen 8770 km;
ein westl. und ein östl. Kabel fübrt nach Europa,
an der überlandlinie von Salisbury (Maschona-
land) nach Agvpten wird gebaut.
Geschichte. Der Portugiese Vartolomeu Diaz (s. d.)
entdeckte 1486 das Kap der Guten Hoffnung und
Vasco da Gama erreichte es 1497 auf feiner Ent-
deckungsreise nach Indien. Das Kap wurde zum
Hafenplatz für die nach Indien segelnden Schiffe.
1630 nabmen zwei engl. Befehlshaber Besitz von der
Halbinsel, ohne eine Besatzung zurückzulassen. Erst
1652 gründete die Holländisch-Ostindische Com-
pagnie eine befestigte Niederlassung an der Tafelbai,
von wo aus dann nach und nach das Hinterland
erobert wurde. 1795 machten sich die Engländer zu
Herren des Landes, mußten es jedoch im Frieden
vonAmiens (1802) an Holland zurückgeben. Beim
Wiederausbruch des Krieges eroberten sie es zum
zweitenmal (1806), und auf dem Wiener Kongreß
1815 wurde es England endgültig zugesprochen.
Von nun an breiteten sich die Engländer vornehm-
lich nach 3). aus, was zu beftigen, langandauern-
den Kämpfen mit den freien Kaffervolkern l1819,
1835/36,1846/47,1851/52) führte. (Über die Kaffern-
kriege s. Kaffern.) Die erste größere Einwanderung
aus England fand 1820 statt. Die altanfässigen
Boers (s. d.) füblten sich im Naum beengt; durch die
Aufhebung der Sklaverei in idrem Woblstand ge-
fährdet, wanderten sie 1837-39 nach Natal und
später nach dem Oranje-Freistaat und Transvaal
aus. Die K. erweiterte 1848 ihre Grenzen bis zum
Oranjefluß im N. und zum Keiskammafluß im O.
und dehnte ihre Herrfchaft 1865 über Britifä'-
Kaffrarien, 1875 den Trauskeidistrikt (Fingoland),
1876 Ostgriqua- oder Nomansland, 1880 Westgri-
qualand und 1885 über Tembuland aus. 1871
wurde auch Vafutoland einverleibt' als ma.n aber
1880 eine allgemeine Entwaffnung der Eingeborenen
durchsetzen wollte, widersetzten sich dieselben und
zwangen die Kapregierung nach einem kostspieligen
Kriege 1883, ihre Herrschaft dort aufzugeben, wa'b-
rend die engl. Krone eine Art Protektorat in diesem
Gebiete übernahm. Für die innere Entwicklung
waren von entscheidender Bedeutung: die Ein-
führung einer Konstitution 1853, die Eröffnung
von Eisenbahnen 1859 und die Entdeckung der D ia-
mantfelder bei Kimberley 1870.
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80ci6t^ (Kapstadt); "1^6 Zenei'al äii-eetorv and
Fuiäßdook t0 tde (^^p6 0k (^ooä Ii0i)6 anä it8 66-
1)6ncl6nei68, iI8 ^veli 3.8 t1i6 ^1'66 8tll.t6, i'i'HNäVgHl
Hnä Xawi (erscheint jährlich); Karten: Vterenskv,
OiiFin^i Nl^p 0t 80ntli ^lricH (1: 2500000, 4 Vl.,
4. Aufl., Berl. 1889); Dünn, (-eoloFical ma9 0k
80utn ^.tVici^ (Melbourne 1887).
Kap Lagulhas, f. Agulhas.
Kaplaken (frz. cliapOÄu; engl. IiiU-inonev; ital.
cappH), Bezeichnung für gewisse Vorteile, welcke
früher dem Schiffer von den Ladungsinteresfenten
gewährt wurden. Der Name stammt vom doN.K^,
iKappe) und lakon (das Tuch dazu), nach dem ur-
^ sprünglichen Sinn der Vergütung, daß der Schiffer
! sich auf seinen Winterreisen eine warme Bekleidung
anschaffen follte. Die K., regelmäßig in bestimmten
Prozenten von der Fracht, zuweilen auch in einer
bestimmten Summe zugesichert, wurden als Zu-
schlag zur Fracht aufgefaßt und desbalb in neuerer
Zeit durchweg von der Reederei in Anspruck ge-
nommen. Für K. tomml jetzt häusiger der Ausdruck
P rimage vor. Das Deutsche Handelsgesetzbuch
Art. 513 hat in Übereinstimmung mit dem de-
Artikel, die man unt?r K vermißt, sind unter E aufzusuchen.