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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karakol - Karamsin
Karaköl oder Karaul (türt., soviel wie Schild-
wache) bezeichnet in der Türkei speciell die zur Sicbe-
l-) Wache mit ihren Pferden Nauru bieten. I
der Stadt wird jeder Gendarmerieposten K. genannt.
Karakbl. 1) Kreis im südl. Teil des russ.-
centralasiat. Gebietes Semirjetschensk mit dem See
Issyk-kul(s. d.), weshalb er auch derIssyk-kulsche
Kreis genannt wird, hat52673,ic^Ilm und 77 993E.
- 2) Kreisstadt im Kreis K., in 1700 m Seehöbe, an
einem Bcrgstrom nahe der Ostküste des Issyk-tul,
hat (1890) 2435 E. (Russen und Sarten), Post, ein
Denkmal Prsckewalskijs (s. d.), der hier starb. Ihm
zu Ehren wurde K. 1889 Prschewalsk genannt,
doch ist noch der alte Name im Gebrauch.
Karakolieren (von frz. c^i-Hcolsi', ein Pferd
tummeln), eigentümliche Fechtweise der Reiterei im
15. und 16. Jahrh, gegen einen stillstehenden oder sich
langsam bewegenden Feind. Die Reiter sprengten
so nahe an letztern heran, daß sie ihre Feuerwaffen
mit Erfolg abfeuern konnten, warfen dann das
Pferd auf der Hinterhand kurz herum und jagten
zurück, um wieder zu laden.
Karakorüm. 1) Gebirge (Mus-tag, "Eis-
gebirge") in Innerasien, die Wasserscheide zwischen
dem Indus und dem Tarimbecken, zieht dem West-
Himalaja parallel von Pamir nach SO. Die mittlere
Paßhöhe beträgt 5480 m. Der höchste der zahlreieben
Riesengipfel ist der Dapfang (s. d., 8620 m). Der
Karakorumpaß (5650 m) verbindet das Thal des
Schajok mit dem des Iartandflusses. Weiter westlick
liegen der Mus-tag-Paß und der Kundschut-Paß.
- 2) Ruinenstätte, nach Remusat das Karakaron
des Marco Polo, Trümmer der ehemaligen Residenz
der Mongolenkaiser, in 46^° nördl. Br. und 102"
östl. L. von Greenwich, im Changaigebirge, 370 km
im WSW. von Urga in der Mongolei, in der Nabe
des obern Laufs des Orchon, besteht aus viereckigen
Erdwällen. Hier residierten Dschingis-Cban und
seine Nachfolger bis 1264. Nach D'Anville lag aber
K. weiter im SO. nördlich vom südl. Altai.
Karakum (kirgisisch, d. h. schwarzer Sand),
Sandwüste in der Kirgisensteppe zwischen dem
Aralsee, dem Syrdarja, den Steppenflüssen Irgis
und Sary-su, von WNW. nach OSO. 400 Ivin lang,
140 km breit, ist wasserlos und fast ohne Vegetation,
im S. mit zahlreichen Resten von Meeresmuscbeln.
Karalene, Erziehungsinstitut aus dem Gute
Kummetschen im Kreis Insterburg des preuß. Reg.-
Bez. Gumbinnen, an der Pissa, 1811 als Muster-
anstalt von Karl Aug. Zeller gegründet und seit
1829 Lehrerseminar für Litauer. Der litauische
Name K. heißt auf deutfch ((Königin", zu Ebreu der
Königin Luise, die die Gründung der Anstalt de-
günstigte. Es besteht eine Postagentur mit Fern-
sprechverbindung.
Karamanien, Karäman, Landschaft des südl.
Kleinasien, nach einem Turkomanenstamm benannt,
der 1392 durch die osman. Türken unter Bajasid
und 1466 unter Mohammed unterworfen wurde.
K. umfaßt den Hauptteil des Wilajets Koma, im
besondern das von^O. nach NW. 380 km lange
Hochland K. Im ^>. wird das von den Griechen
Lykaonien genannte Land vom Taurus, im W. vom
Sultan-Dagh, im O. von Allsläufern des Anti-
taurus begrenzt und erstreckt sich im N. bis zum
Salzsee Tüs Tschöllü (im Altertum Tatta) und dem
Kisil-Irmak (Halys). Die im Durchschnitt 1200 in
hohe, einförmige, salzsteppenartige Hochebene be-
dingt im Sommer heißes, im Winter rauhes Klima.
Die Gewässer baben keinen Abfluß seewärts und
bilden daber ^een und Sümpfe. Die Bevölkerung
ist dünn, die Ortschaften ä'rmlicy, während im Alter-
tum das Land reich an blühenden Städten war.
Im Gegensatz zur Hochebene haben die weftl. und
südl. Gegenden neben Ackerbau Obst- wie Seiden-
bau, meist aber auch Viehzucht.
Die Stadt Karaman, das alte Laranda,
zwischen Taurus und Kara-Dagh, bekannt durch die
Eroberung durch Pcrditkas 322 v. Chr., durch den
Einzug Friedrich Barbarossas 30. Mai 1190 sowie
durcb den Sieg Mobammeds II. 1466, hat zahl-
reicbe Gärten, ein Kastell und etwa 2-3000 Häuser.
Karamböle (frz.), eine Art Billardspiel mit drei
Bällen, von denen der eine, der Spielball, ebenfalls
K. heißt; karambolieren, zwei Bälle mit dem
Spielball treffen; dann überhaupt zusammenstoßen;
^t a rambol a g e (spr. -ahsche), das Karambolieren,
aucb soviel wie K.; Karambolage-Villard,
s. Villard; Karambolrne, s. Karoline.
Karamel, eine braune, nicht krystallisationsfähige
Masse, die entsteht, wenn man Rohrzucker auf 190
- 200" erhitzt. Im Handel wird K. allgemein
Zuckercouleur oder kurzweg Couleur genannt.
Man fabriziert diefe Ware in großen Massen, aber
nur die feinste Sorte aus gutem Meliszucker; die
Hauptmenge wird aus Stärkezucker oder Stärke-
sirup unter Zusatz von etwa 4 Proz. Soda oder
kohlensaurem Ammonium dargestellt. Nachdem die
nötige braune Farbe durch das Erhitzen erzielt ist,
seltt man so lange Wasser zu, bis eine sirupdiäe
Flüssigkeit entsteht, die inFässer von 300 bis 4001^
^nbalt gesüllt und so verkauft wird. Die Haupt-
verwendung findet die Ware zum Färbenvon Vraten-
saucen, Rum, Liqueuren,Bier, Essig u.f.w.; größere
Mengen färben braun, kleinere bräunlichgelb. Man
unterscheidet im Handel verschiedene Sorten, z. V.
Rum-, Essig-, Biercouleur. So darfsichz.B.
gute Rumcouleur in 80prozentigem Spiritus nicht
trüben, sondern muß sich klar lösen, während Bier-
couleur sich trübt, sich aber in Bier klar löst. Das
durcb Rösten von Malz hergestellte Farbmalz, das
in Bayern ausschließlich zum Färben des Biers
verwendet werden darf, verdankt seine Eigenschaften
wesentlich der Anwesenheit von K. - Der Preis
der gewöbnlichen Zuckercouleur ist schwankend; es
kosten 100kF 40-45 M., aus Raffinadzucker 110 M.
Karamsin, Nikolaj Michajlowitsch, russ. Histori-
ker und Belletrist, geb. 12. Dez. 1766 auf dem Gut
Micbajlowka bei Simbirsk, besuchte eine Pension
in Moskau, diente 1781-83 (oder 1784) im Preo-
brascbenskischen Garderegiment in Petersburg, wo
er mit dem Dichter Dmitrijew befreundet wurde
und seiuc ersten litterar. Versuche (Übersetzungen)
veröffentlichte. Er lebte dann eine Zeit lang auf
seinem Gute, ging 1785 nach Moskau und trat dort
in Freundschaftsbeziehungen zu Nowikow und den
Freimaurern. Er schrieb für Nowikows "Kinder-
lektüre" und übersetzte mehreres (u. a. "Julius
Eäsar" und "Emilia Galotti"). 1789 unternahm er
eine Reise durch Deutschland, die Schweiz, Frank-
reich und England. 1791-92 leitete er das von
ihm begründete "Moskauer Journal", in dem er
u. a. die im sentimentalen Stil Sternes geschriebe-
nen "Briefe eines russ. Reisenden" (ins Deutsche als
"Briefe eines reifenden Russen" übersetzt von Richter,
6 Tle., Lpz. 1799-1802) sowie zwei Novellen, "Die
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
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