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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karl II. (König von Großbritannien)
lösung unternahm K. nochmals mit eigenen Mitteln
den Zweiten Bischofskrieg, er nnterlag wieder; die
schotten besetzten den Norden Englands, 3. Nov.
1640 trat das "Lange Parlament" (s. d.) zusammen,
das den Kampf gegen den König zur Entscheidung
führte und in den schotten Verbündete gegen diesen
sah. John Pym (s. d.) schritt sofort zur Anklage des
Ministers Strafford; derselbe wurde verhaftet, nach
ihm Laud. Der König gab haltlos den weitern
Forderungen nach, ja, als das Parlament durch
einen Gesetzesbeschluß über Strafford das Todes-
urteil sprach, ließ er den mannhaften Diener fallen,
der 12. Mai 1641 hingerichtet wurde. Zugleich ge-
nehmigte K. das Gesetz, daß das Parlament unr
mit eigener Zustimmung aufgelöst werden könne,
und ließ sich Sternkammer und Hohe Kommission
entreißen. Als er während einer Verhandlungs-
pause (9. Sept. bis 20. Okt. 1641) in Schottland,
wo der Herzog von Argyll die Leitnng in der
Hand hatte, für eine Versöhnuug wirkte, brach
in Irland eiu wilder Aufstand gegen die prot.
Engländer aus. Im November beriet das Unter-
baus die "Große Remonstranz", eine Zusammen-
fassung all seiner Beschwerden und Forderungen,
die die volle Unterwerfung der Krone unter die
Diktatur des Haufes der Gemeinen bedentete.
Die Gärung stieg, ein unvorsichtiger Schritt
K.s, die Verklagung der Hauptführer der Gemei-
nen beim Oberhaus, dann nach deren Abweisung
der mißglückte Versuch, sich ihrer Personen zu be-
mächtigen, brachte den Losbruch. K. mnhte das un-
ruhige London verlassen, und der Bürgerkrieg brach
ans (Aug. 1642). Zuerst waren die königl. Waffen
unter K.s und feines Neffen, des Prinzen Ruprecht
von der Pfalz, Führung siegreich, dann brachten
zwei Umstände die entscheidende Wendung: die zu
Ende 1643 von John Pym durchgesetzte Vereini-
gung mit den Schotten, die zum Parlamentshecre
stießen, und vor allem die Reorganisation des letz-
tern selbst durch den jetzt in den Vordergrund tre-
tenden gewaltigen Oliver Cromwell. Bei Marston
Moor (2. Juli 1644) gab er zuerst mit seinen Rei-
tern den Ausschlag, und 15. Juni 1645 wurde die
Entscheidungsschlacht bei Naseby (s. d.) geschlagen,
mit der K.s Sache in England verloren war.
Er begab sich zu den Schotten, diese liesertcn ihn
jedoch Jan. 1647 an das Parlament aus. Bald
bemächtigten sich die gegen die Parlamcntsbefehlc
meuternden Truppen der Person des Königs und
nahmen London in Besitz (Aug. 1647). In Hamp-
ton Court, wohin er gebracht war, suchten die Ge-
nerale, zumal Cromwell, mit K. einen Ausgleich her-
zustellen, aber alle Versuche scheiterten an des Königs
unbeugsamem Starrsinn. Es gärte bereits in der
breiten Masse der Armee, und Cromwell ließ den
gefährdeten Monarchen nach der Insel Wight ent-
kommen. Hier knüpfte K. neue Verbindungen an,
namentlich mit den gegen die engl. Armee erbitter-
ten schotten, deren Einfall in England den zweiten
Bürgerkrieg hervorrief. Schnell wurden jedoch die
Schotten besiegt und die gleichzeitigen royalistischen
Erhebungen in England unterdrückt. Dann folgte
das Strafgericht gegen den König. Ein außer-
ordentlicher, aus 135 Mitgliedern bestehender Ge-
richtshof trat zusammen, er sprach 25. Jan. 1649
das Todesurteil, am 30. wurde der König vor sei-
nem Palast Whitehall enthauptet.
K. hat wie sein Vater Jakob, den Gedanken der
göttlichen Prärogative seines Königtums unbelehr- ,
Artikel, die mau unlrr K vcrni
bar festgehalten, er hat die ärgsten Zweideutigkeiten
nicht verschmäht, seine Hinterhältigkeit bis zuletzt hat
die Katastrophe herbeigeführt. Sonst war er äußer-
lich wie in seinem Wesen die einnehmendste Erschei-
nung unter den in England regierenden Stuarts,
er hatte persönlichen Mut und zeigte sich nicht un-
geschickt in der Truppensührung. Der Glaube an die
Allmacht des Königtums verblendete ihn zu allen
verhängnisvollen schritten seiner Regierung, er
ließ ihn aber auch mit wahrhaft königl. Hoheit in
den Tod gehen. - Vgl. Gardiner, ^IIi6 iirst t^o
8wart3 (Loud. 1876); Ranke, Engl. Geschichte vor-
nehmlich im 17. Jahrh., Bd. 2 u. 3 (3. Aufl.,
Lpz. 1877 - 79); Stern, Geschichte der Revolution
in England (in Onckcns "Allgemeiner Geschichte
in Einzeldarstellungen", Verl. 1881); Gardiner,
Iliätoi'^ 0t'Un^l5M(i trom tde uce63810n Ot'.IgIU68 I.
to tiiL ontdi'Lak 0l tli6 ^1'OÄt civil ^var, Bd. 5-
10 (Lond. 1883-86); ders., Ni8toi-v ot'tks m-ent
civil nar (3 Bde., ebd. 1886-91).
Karl II., König von Großbritannien und
Irland (1660-85), geb. 29. Mai 1630 in London
als ältester Sohn Karls 1., mußte während des Bür-
gerkrieges 1646 nach Frankreich fliehen und uahm
nach der Hinrichtung seines Vaters (1649) sofort
den Königstitel an. Er weilte zu jener Zeit im Haag
und ging Juni 1650 nacb Schottland, wo er zuerst
unter den herrschenden Presbyterianern nur eine
untergeordnete Rolle spielte. Erst nach seiner Krö-
nung in Seone 1. Jan. 1651 wurde er selbständiger;
auf die Unterstützung der engl. Royalisten hoffend,
fiel er in England ein, erlag aber vollständig bei
Worcester(3. Sept. 1651) und entkam auf abenteuer-
licher Flucht nach Frankreich. Nachdem dies mit
der cngl. Republik in ein Bündnis getreten war,
ging er nach Köln, dann zu seinem Neffen, dem
Prinzen von Oranien, in die Niederlande. Mit
den führenden Royalisten und besonders dem Ge-
neral Monk (s. d.) bereits seit längerer Zeit in
Verbindung, wurde er 1660 nach dem Sturz der
Republik durch das Parlament zurückgerufen und
zog 29. Mai 1660 freudig begrüßt in London ein.
Zunächst wurde eine Amnestie erlassen, die nur
die noch lebenden eigentlichen Königsmö'rdcr aus-
schloß. In religiösen Fragen erstrebte K. einen
Ausgleich vor allem zwischen Bischoskirchlichen und
Presbyterianern; das (Mai 1661) neu gewählte
Parlament aber zeigte sich gegenüber den Katholi-
ken und den radikalen Presbyterianern weit unduld-
samer, als dem König lieb war. K.s II. eigene
Politik wurde neben seinen Toleranzideen vornehm-
lich beeinflußt von seinem Geldbedürfnis. ^ Eine
tiefere religiöse Überzeugung hatte er dabei so wc-
nig wie eine politische. Ein fröhliches, aber wenig
sittliches Leben zog bei Hof ein; auch nach seiner
Vermählung mit der Portugiesin Katharina Vra-
ganca (20. Mai 1661) blieb K. ebenfo leichtfertig
wie 'vorher, und seine Maitressen waren oft starte
Bundesgenossen der Gegner seiner Mmister. Der
leitende Geist bei Hofe war Edward Hyde, Graf
von Clarendon (s. d.); aber ein kläglich endender
Seekrieg mit Holland (1665 - 67) führte dessen
Sturz herbei. Nach wenig würdigem diplomat. In-
triguenspicl bei verschiedenen Mächten schloß K.
wohl 1668 mit den prot. Niederlanden und Schwe-
den die namentlich gegen Ludwig XIV. gerichtete
Tripelallianz, bald darauf aber trat ein entscheiden-
der Umschwung ein. K. und sein Minister George
Villiers, Herzog von Buckingham (s. d.), standen in
ißt, sind untor (5 aufzus'.'.ch?:!.